Nützliche Strategien So hält uns das Smartphone vom Arbeiten ab – und was wir dagegen tun können

dpa

25.8.2019

Oft aus Angst, etwas zu verpassen, haben viele Arbeitnehmer das Handy immer neben sich liegen. Und lassen sich so regelmäßig aus ihrer Konzentration reissen. Ist das schlimm? Und was hilft dagegen?

Das Smartphone ist innerhalb weniger Jahre in alle Lebensbereiche vorgedrungen – auch an den Arbeitsplatz. Da verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatem oft. Nicht nur, weil der Chef nach Feierabend noch eine E-Mail oder Nachricht schreibt. Sondern auch, weil die Mitarbeiter während der Arbeitszeit immer mal schnell aufs Handy schauen.

Aber was spricht eigentlich dagegen? «Diese Fragmentierung des Alltags macht unproduktiv», sagt Psychologe Prof. Christian Montag, der an der Universität Ulm (D) zum Thema forscht. «Durch die permanente Unterbrechung ist die Länge der Arbeitseinheiten, in denen wir vertieft etwas wegarbeiten können, deutlich geschrumpft.»

Neuartige Reize könnten besonders wichtige Informationen beinhalten - also findet immer ein Schnitt statt, wenn im Hintergrund etwas angezeigt wird. «Das Gehirn kann nun gar nicht anders, als auf etwas Neues zu reagieren», erklärt der Psychologe. Das ist am Handy genauso. Rund 2,5 Stunden verbringen Menschen im Durchschnitt pro Tag an ihren Smartphones, allerdings nicht der Arbeit wegen. «Die meiste Zeit sind sie auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien.»

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«Fear of missing out»

Viele Tech-Unternehmen verdienen ihr Geld über ein Datengeschäftsmodell. «Deswegen haben sie ein Interesse, die Nutzer möglichst lange auf ihren Online-Plattformen zu halten, um mehr Daten zu bekommen, die dann wiederum genutzt werden können.» Die Schattenseite: Die Apps können die sogenannte «Fear of missing out» auslösen, kurz FOMO. Das ist die Angst im eigenen Netzwerk, online oder offline, etwas zu verpassen, erklärt Montag.

Damit diese Angst gar nicht erst entsteht, ist es besser, sich feste Handy-Zeiten für den Büro-Alltag zu überlegen. Organisationsberaterin Gabriele Thies rät, nur zu bestimmten Zeiten private Mails und Nachrichten zu checken, zum Beispiel einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. «Antworten sollte man nur sofort, wenn es wirklich notwendig ist, ansonsten später.»

Ein weiteres Problem bei der dauernden Handy-Nutzung: «Pausen während der Arbeit sind ein sehr effektives und notwendiges Mittel, um Stress abzubauen», sagt Thies. Würden sie allerdings nur für das Handy genutzt, trete kein Erholungseffekt ein, stattdessen droht mehr Stress.

Sie empfiehlt, sich selbst ein Bewusstsein zu schaffen und eine Grenze zwischen Job und Freizeit zu ziehen. Ein gutes Mittel für die eigene Produktivität und Effizienz könne auch ein Wochen- und Tagesplan sein, mit dessen Hilfe die Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit abgearbeitet werden.

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Problem Push-Nachrichten

Weil das Smartphone natürlich trotzdem mit dabei ist, wenn man aus dem Haus geht, raten die Experten, am Arbeitsplatz alle Benachrichtigungen abzuschalten: Töne ebenso wie Push-Mitteilungen. Am besten sei, das Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch zu legen oder am besten gleich in der Tasche lassen. Nach Möglichkeit sollte es komplett ausgeschaltet sein.

Prof. Montag rät zudem, sich wieder eine gute alte Armbanduhr ans Handgelenk zu binden. «So macht man nicht dauernd das Display an, um nach der Uhrzeit zu schauen», sagt er.

Thies empfiehlt mehr Festnetztelefonie im Job. Die potenziellen Gesprächspartner könne man sich «erziehen», sagt die Beraterin. «Man kann sie bitten, dass vorrangig über die geschäftliche Festnetznummer und E-Mail kommuniziert wird.» So sei die Gefahr wesentlich geringer, doch schnell mal am Handy eine private Nachricht zu versenden oder kurz bei Facebook und Co. vorbeizuschauen.

Freunden und Familie könne man klare Ansagen machen: «Sie sollen sich, ausser in Notfällen, nicht während der Arbeitszeit melden.» Die Angestellten selbst sollten möglichst wenig Nachrichten schreiben, «dann kommen weniger Antworten während der Arbeitszeiten zurück».

Prof. Montag plädiert ausserdem zu mehr Mut, das Handy öfter mal auszuschalten. «Richtig kreativ und produktiv sind wir immer, wenn wir mit uns alleine sind und den Gedanken freien Lauf lassen.» Etwa beim Sport ohne Beschallung oder in einer potenziell langweiligen Situation, etwa einer kurzen Pause im Sessel.

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