Charles Koch glaubte, den Menschen im Baum zu erkennen: Beim Baumtest liess der Schweizer Psychologe Probanden einen Baum zeichen und schloss aus dem Bild auf ihr Wesen. Wie man die Bäume zu deuten hat, gab er ziemlich genau vor. Einige Beispiele zeigen wir in der Bildergalerie.
Der psychologische Baumtest
Charles Koch glaubte, den Menschen im Baum zu erkennen: Beim Baumtest liess der Schweizer Psychologe Probanden einen Baum zeichen und schloss aus dem Bild auf ihr Wesen. Wie man die Bäume zu deuten hat, gab er ziemlich genau vor. Einige Beispiele zeigen wir in der Bildergalerie.
Nehmen Sie ein Blatt und zeichnen einen Baum. Fertig? Haben Sie den Baum in der Mitte gezeichnet? Und wo hängen die Äpfel? Sie haben sie vergessen? Das lässt tief blicken, behauptet der Schweizer Psychologe Charles Koch.
Der Baumtest ist recht einfach: Man gibt einem Probanden ein A4-Blatt und lässt ihn einen Obstbaum zeichnen. Danach analysiert man die Zeichnung. Während zum Beispiel beim Rorschachtest, der durch einige Serienkillerfilme zu Prominenz gekommen ist, die Bemerkungen der Untersuchten zu den Formen der Kleckse analysiert werden, ist es beim Baumtest umgekehrt: Hier deutet der Psychologe oder die Psychologin die Zeichnung der Untersuchten selbst.
Klare Vorgaben zur Deutung
Vor 70 Jahren, 1949, hat der Psychologe Charles Koch sein Buch über den Baumtest publiziert. In den 1950er-Jahren etablierte sich dieser als Hilfsmittel auch jenseits der Psychiatrie: Berufsberater liessen Jugendliche Bäume zeichnen, die Reife von Schulkindern wurde danach beurteilt, wie sie die Äste ihre Bäume zeichneten, sogar bei der Selektion von Piloten kam der Baumtest zum Einsatz.
Koch gab relativ klare Vorgaben, wie man die Bäume zu deuten hat – in der Bildstrecke sind einige Beispiele zu sehen. Beim Stamm konnte man ohnehin nur alles falsch machen: War er gegen links unten etwas dicker, so zeigte sich darin eine zu starke Mutterbindung, war er gegen rechts ausgebeult, so war das ein weiteres Anzeichen für «Bockigkeit» und «Autoritätsscheu».
Doch auch ein telefonstangenartiger, geradliniger Stamm war verdächtig: So sah Koch darin zwar Sachlichkeit und Abstraktionsvermögen, es konnte aber ebenso ein Anzeichen für Starrköpfigkeit und einen «Mangel an Anpassung» sein. Am liebsten mochte Koch wolkig gezeichnete Bäume, mit einem soliden, aber nicht allzu geraden Stamm: In solchen Zeichnern sah er anständige und gesellige Menschen.
Die Analysen, die auf Koch basierten, fielen dann doch oft sehr deutlich aus. So erdreistete sich ein getesteter Pilotenanwärter in den 1950er-Jahren, statt einer Linde oder einer Eiche eine Palme zu zeichnen. Darin sah man das wilde unüberlegte Draufgängertum eines arroganten Egozentrikers.
Pappeln hingegen verraten den erotischen Träumer, Kinder, die zu wenig wolkige Bäume zeichneten, sondern nur vom Stamm abstehende Striche, sie konnte man mit dem Baumtest auf wissenschaftlicher Basis als «frech» klassifizieren.
«Karikatur seriöser Diagnostik»
Woher nahm Koch die Gewissheit über die Bedeutung dieser Formen? Der Psychologe Koch hat sich für die psychologische Forschung zu Zeichnungen wenig interessiert, das gibt er in seinem Vorwort offen zu. Eine wichtigere Grundlage für seinen Baumtest ist die Graphologie, die versucht, in der Handschrift das Wesen eines Menschen zu erkennen.
Es kann heute noch vorkommen, dass bei Bewerbungen ein handgeschriebenes Motivationsschreiben gefordert wird – zur graphologischen Analyse. Dann werden die G-Bögen und T-Dächlein daraufhin untersucht, ob die Bewerberin oder der Bewerber einen Charakter zeigt, der zur Firma passt. Obschon ab und zu noch verwendet: Aus wissenschaftlicher Sicht ist das längst überholt.
Deswegen wird auch der Baumtest heute nur noch selten verwendet, er gilt nicht mehr als wissenschaftlich. So meint der Wirtschaftspsychologe Uwe Kanning , der sich an der Universität Osnabrück mit kruden Formen in der Personalauswahl beschäftigt, der Baumtest sei «eine Karikatur all dessen, wofür seriöse Diagnostik steht» – die Ergebnisse seien hochgradig abhängig davon, wer den Test durchführt, und nicht wirklich überprüfbar.
Er spitzt zu: «Wer den Baumtest einsetzt, könnte ebenso gut die Lieblingsfarbe deuten, den Händedruck interpretieren oder gleich den Kaffeesatz lesen.» Das Versprechen Kochs, dass der Mensch im Baum erkannt werden kann, lässt sich kaum einlösen.
Bäume: Die schönsten Riesen der Schweiz
Bäume: Die schönsten Riesen der Schweiz
Arve, Schuls GR, ca. 400-jährig, 4,60 Meter Stammumfang, 5,30 Meter Taillenumfang: Die Arve besiedelt in den Alpen und Karpaten die Höhenzüge und bildet den obersten Waldgürtel der Berge. Sie überblickt auf 2850 Meter über Meer sogar die Lärche und geniesst ein sichtfreies Panorama.
Bergahorn, Le Pâquier BE: ca. 400-jährig, 7,85 Meter Stammumfang, 7,40 Meter Taillenumfang: Der Bergahorn gedeiht im Gegensatz zu anderen Laubbäumen seiner Grösse im Wallis sogar noch auf über 2000 Meter Höhe. Als Waldbaum strebt er musterhaft nach oben und kann eine Höhe von 40 Metern erreichen.
Buche, Entlebuch LU, ca. 200-jährig, 7,15 Meter Stammumfang, 6,25 Meter Taillenumfang: Förster bezeichnen die Buche auch als «Mutter des Waldes», weil das zersetzte Laub ein ideales Keimbett für Pflanzen bietet. Diese Buche im Entlebuch klammerte sich praktisch an einen senkrechten Untergrund. Sie wurde aus Sicherheitsgründen gefällt, obwohl sie zu keiner Zeit eine Gefahr darstellte.
Eberesche, Nods BE, ca. 150-jährig, 3,10 Meter Stammumfang, 2,95 Meter Taillenumfang: Die Eberesche trifft man bis in eine Höhe von 2000 Meter über Meer. Der maximal 15 Meter hohe Baum beansprucht viel Licht, weshalb er hauptsächlich auf offener Flur oder an Waldrändern wächst.
Edelkastanie, Maggia TI, ca. 400-jährig, 8 Meter Stammumfang, 12 Meter Taillenumfang: Die Edelkastanie ist eine von weltweit zwölf Kastanienarten, die in den gemässigten Zonen auf der Nordhemisphäre wachsen.
Stieleiche, Morrens VD: ca. 350-jährig, 5,30 Meter Stammumfang, 5,15 Meter Taillenumfang: Die Eiche galt bei den Römern als Überfluss- und Wohlstandssymbol für das «goldene Zeitalter» und ist für viele Kulturen der Archetyp für Stärke und Männlichkeit. Während andere Baumarten sich Windböen bedingungslos beugen, stemmt er sich beharrlich gegen die Naturgewalten.
Sommerlinde, Linn AG, ca. 660-jährig, 11,05 Meter Stammumfang, 10,65 Meter Taillenumfang: Die Linde gehört unter den einheimischen Baumarten zu den eindrücklichsten Individuen. Wie kein anderer Baum entwickelt sie, wegen ihrer hohen Lebenserwartung, eine schier unbegrenzte Formensprache.
Kanadische Pappel Meiringen BE, ca. 70-jährig, 6,80 Meter Stammumfang, 6,60 Meter Taillenumfang: Die Pappel ist weltweit mit rund 60 Arten vertreten, bildet als Weidengewächs aber – wie die Weide – unzählige Hybriden, die nur durch Genanalysen auseinandergehalten werden können.
Bergmammutbaum Céligny GE, ca. 150-jährig, 10,80 Meter Stammumfang, 26 Meter Kronenbreite: Der Mammutbaum kommt in drei unterschiedlichen Arten vor: Der Urweltmammutbaum, von dem nur Fossilien bekannt waren, wurde erst 1941 in abgelegenen Bergregionen Chinas wieder entdeckt. Er ist wie die Lärche im Winter nadellos.
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