Kolumne am Mittag Warum sich dieser Astronaut im Weltall zuerst nackig macht

Von Bruno Bötschi

22.9.2021

Matthias Maurer, ESA-Astronaut, steht in einem Modell des Columbus-Moduls der Internationalen Raumstation ISS.
Matthias Maurer, ESA-Astronaut, steht in einem Modell des Columbus-Moduls der Internationalen Raumstation ISS.
Bild: Keystone

Matthias Maurer soll Ende Oktober zu einer Langzeitmission in der ISS-Raumstation starten. Nun verriet der deutsche Astronaut, wie er während der Ausbildung lernen musste, wie man im All aufs WC geht. 

Von Bruno Bötschi

Wie fühlt sich Schwerelosigkeit an?

Wir Vreni und Otto Normalverbraucher haben ja kaum je die Möglichkeit (oder genügend Kleingeld), um einmal ins All zu fliegen und dort zu erleben, ob und wie viel Spass das schwerelose Leben macht.

Einer, der in wenigen Wochen erfahren wird, wie sich das anfühlt, ist Matthias Maurer. Ende Oktober soll der deutsche Astronaut voraussichtlich zu einer Langzeitmission in der ISS-Raumstation starten – mit der neuen SpaceX-Kapsel von Elon Musk.

Auf Maurer, den promovierten Materialwissenschaftler, wartet unter anderem ein gefährlicher Ausseneinsatz. Davor hat sich der 51-Jährige jedoch noch intensiv mit einem menschlichen Grundbedürfnis zu beschäftigen: dem Besuch der Toilette.

Schwerelosigkeit erschwert Toilettengang

Der menschliche Körper müsse sich im All zuerst an die neuen Bedingungen anpassen, erzählt der deutsche Astronaut im Interview mit dem «Spiegel» – auch auf dem WC. «Wenn man nicht weiss, wie man in der Schwerelosigkeit beim Toilettengang zielt, kann schon mal was schiefgehen.» 

Während des Stuhlgangs auf der ISS-Toilette muss Maurer ein sehr kleines Loch treffen. Die WC-Öffnung darf deshalb nicht zu gross sein, weil sonst der Luftdruck nicht ausreichen würde. Ungeübten All-WC-Gänger*innen kann das Loch Probleme bereiten.

Der Grund dafür: die Treffsicherheit.

Damit Matthias Maurer das Zielen während des Stuhlganges keine Schwierigkeiten bereiten wird, bekam er bereits auf der Erde einige wichtigen WC-Tipps mitgeliefert.

«Mieft gewaltig»

Ihm wurde eingebläut, sich bitte für die ersten fünf WC-Besuche komplett auszuziehen, also die Toilette nackt zu benützen. Jeder Astronaut hat nur sechs Hosen dabei. Daher der Tipp seiner Ausbildner: «Verspiel nicht das erste Paar gleich am ersten Tag.»

Was unter anderem damit zu tun hat, weil an Board der ISS keine Duschen installiert sind. Die Raumstation-Bewohner*innen erhalten täglich nur 200 Milliliter Wasser für ihre Körperpflege. Gleichzeitig wird ihnen empfohlen, täglich zwei Stunden Sport zu betreiben.

Stinkt man da nicht fürchterlich? Scheinbar ja. «Bisher wurden die Sportshirts in einem Modul der ISS gesammelt, da mieft es wohl gewaltig, wie ich hörte», so Maurer im «Spiegel».

Er hoffe aber, er könne diesem duften Problem entgegenwirken. «Ich habe bei meiner Mission auch neue Textilien mit antibakteriellen Eigenschaften dabei, die den Geruch minimieren sollen.»

Ob das wirklich funktioniert, wird der deutsche Astronaut allerdings erst erfahren, wenn er im All oben angekommen ist.

Ab und an gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag. Sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.