Bötschi fragtOlivier Borer: «In der Schule als Tunte und Hinterlader beschimpft zu werden, tat weh»
Von Bruno Bötschi
22.12.2021
Er bewies Mut mit seinem öffentlichen Coming-out. Sportmoderator Olivier Borer spricht über fehlende queere Vorbilder, die Kleider-Vorschriften beim SRF und über zwei Interviews, die ihn zu Tränen rührten.
Von Bruno Bötschi
22.12.2021, 06:30
17.01.2022, 13:59
Bruno Bötschi
Restaurant Volkshaus in Zürich, kurz nach Mittag: Olivier Borer ist auf die Minute pünktlich. Das Gespräch findet statt, weil der SRF-Sportmoderator im September auf seinem Instagram-Account ein Bild mit farbig lackierten Fingernägeln gepostet hat.
Der Journalist schreibt ihm in der Folge eine Message: «Und moderierst du mal mit roten Fingernägeln?» Danach gibt eines das andere, bis man sich an diesem trüben Dezember-Nachmittag zum Interview trifft.
Borer steht dazu, dass er schwul ist, was im Sportbereich nach wie vor oft ein Tabu ist. Seine Sexualität in der Öffentlichkeit zu verstecken, kommt für den 40-Jährigen nicht infrage. Vielmehr möchte er für andere das Vorbild sein, das ihm in seiner Jugend gefehlt hat.
Olivier Borer, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle dir in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach «weiter».
Alles klar.
Bastelst du gerne?
Mega.
Kannst du mit einem Bleistift etwas Schönes malen?
Ja, ich kann gut zeichnen.
Ich nehme an, als Mitglied eines Kreativkollektives hast du während der Adventszeit viel zu tun?
Es geht so. Deutlich mehr zu tun habe ich aktuell mit meinen privaten Weihnachtskarten. Pro Jahr verschicke ich bis zu 40 Stück. Jede Karte ist ein Unikat. Wenn ich etwas hasse, ist es kopieren oder repetitiv das Gleiche zu tun.
Bastelt für dich auch irgendjemand?
Ich habe vier Götti-Kinder, drei Mädchen und ein Bube. Eines der Kinder ist noch zu klein zum Basteln, die mittleren beiden tun es regelmässig.
Und der Junge?
Der ist 14 und geht lieber Fussball spielen. Und das ist gut so.
Ist der Konsumterror vor Weihnachten Wahnsinn?
Ja.
Zum Autor: Bruno Bötschi
Bild: zVg
blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.
Magst du Blumen?
Mega. Ach, jetzt habe ich schon wieder mega gesagt, aber es ist die Wahrheit. Ich habe Blumen mega gern.
Welche besonders?
Dahlien.
Deine Lieblingsfarbe?
Blau in allen möglichen Schattierungen.
Das passt ja perfekt zu blue News.
Stimmt (lacht).
Wir reden heute zusammen, weil du vor ein paar Wochen deine lackierten Fingernägel auf Instagram als Story gepostet hast. Wieso hast du das damals gemacht?
Als SRF-Journalist ist es mir grundsätzlich verboten, mich in der Öffentlichkeit politisch zu äussern. Das finde ich manchmal schade, auch wenn ich es natürlich nachvollziehen kann, warum dem so ist. Umso wichtiger war es mir im Nachgang zur «Ehe für alle»-Abstimmung ein kleines Zeichen zu setzen. An besagtem Wochenende feierte ich zudem noch meinen 40. Geburtstag und hatte für die Party meine Fingernägel sowieso schon bunt angemalt.
Wer hat dir deine Nägel lackiert?
Eine Freundin.
War es das erste Mal, dass du dir deine Nägel lackieren liessest?
Ich habe das schon mehrfach getan – unter anderem auch deshalb, weil eines meiner Götti-Meitli gerne ihre Mitmenschen schminkt. Da muss natürlich hin und wieder auch der Götti dran glauben (lacht).
Heinz Günthardt, Captain des Schweizer Billie-Jean-Cup-Teams, liess sich als Zeichen der Verbundenheit für jeden Sieg seiner Spielerinnen am Finalturnier einen Fingernagel rot lackieren.
Heinz Günthardt hat das schon mehrfach gemacht. Auch die Frauen der Schweizer Sprintstaffel sind schon mit speziell lackierten Nägeln gerannt.
Gibt es auch Sportler, die das tun?
Spontan kommt mir keiner in den Sinn – ausser vielleicht Gus Kenworthy.
Wer ist das?
Das ist der schwule US-Freeskier, der an Olympischen Spielen in Sotschi 2014 die Silbermedaille gewonnen hat. Vier Jahre später, im südkoreanischen Pyeongchang, nahm er wieder teil und küsste seinen Freund in aller Öffentlichkeit.
Zwei Männer küssen sich während der Olympischen Spiele. Etwas, das Alltag sein sollte – und trotzdem für Aufsehen gesorgt hat.
Du hast recht. Kenworthy hat allerdings nicht nur seinen Freund geküsst, sondern er hatte auch eine Botschaft. Ich finde es mega, dass er sich innerhalb der Sport-Community öffentlichkeitswirksam für die Rechte von Schwulen und Lesben einsetzt.
Ich habe einen Vorschlag: Du moderierst demnächst einmal eine Ausgabe von «Sport heute» mit lackierten Fingernägeln?
Diese Idee nehme ich gerne auf. Welche Farbe wäre dein Favorit?
Blau.
Am Anfang meiner Moderatoren-Karriere beim SRF war Schmuck für Männer – ausser dem Ehering – verpönt. Mein Ohrring war damals bereits grenzwertig. Heute ist das kein Thema mehr. Ich wüsste allerdings nicht, was passieren würde, wenn ich dem Styling-Team vorschlagen täte, ich möchte gerne mit farbig lackierten Nägeln moderieren. Aber ich könnte ja einfach mal eine Sendung so moderieren und dann schauen, was geschieht.
Alle fänden es sicher nicht cool.
Das nehme ich auch an.
Seit wann gehen eigentlich zum Anzug bei euch Sportmoderatoren auch Sneakers?
Ich glaube, es ist die zweite oder dritte Saison, in denen wir Sneakers tragen. Angefangen hat das Umstyling mit den «Tagesschau»- und den «10 vor 10»-Moderatoren*innen. Dort wurde die Regel, dass man nur Anzug und Krawatte oder Blazer und dazu einen Rock oder Hosen trägt, vor einigen Jahren gebrochen. Bis man irgendwann intern realisierte, dass wir vom Sport modisch hinterherhinken. In der Folge wurden die Kleidervorschriften auch bei uns lockerer. Ich finde das cool. Ich kann sogar sagen, alle Kleider, die ich am Bildschirm trage, würde ich auch privat anziehen.
Das Styling-Markenzeichen des «Tagesschau»-Sprechers Florian Inhauser ist das Poschettli, jenes von deinem Sportkollegen Lukas Studer die Gilets. Welches ist dein Markenzeichen?
Muss du beim internen SRF-Stylingteam um Erlaubnis fragen, wenn du einen längeren Bart tragen möchtest?
Eigentlich schon. Vor drei Jahren liess ich einmal meinen Bart etwas länger wachsen. Ich fand es cool, aber die Styling-Verantwortlichen sagten, ich sähe aus wie der «Alpöhi».
Welches deiner Outfits löste besonders viele Reaktionen aus?
Ich bekomme zum Outfit selten Reaktionen aus dem Publikum. Am meisten zu diskutieren gab am Anfang meiner Moderationskarriere bei SRF meine Frisur. Und einmal schrieb ein Zuschauer, dass ich mit Kittel und Krawatte wie ein Ober-Ministrant aussehen würde. Und unter uns gesagt: Es gibt einen Doppelreiher-Tschoppen, den findet mein Mann eine absolute Katastrophe.
Dein ganz persönlicher Fashion-Gau?
Vor ein paar Jahren reiste ich durch Australien und kaufte mir ganz hässliche Klettverschluss-Sandalen. Wahrscheinlich sind die heute aber total angesagt (lacht).
Machen Kleider Leute?
Leider ja.
Was trägst du privat am liebsten für Kleider?
Kein Stil ist mein Stil. Ich versuche auch immer wieder mal etwas Neues auszuprobieren. Kürzlich moderierte ich die Gala von Network, der schweizerischen Vereinigung schwuler Führungskräfte. An jenem Abend trug ich einen roten Samt-Tschoppen mit schwarzer Fliege. Das fand ich supercool. Ständig so herumlaufen möchte ich aber nicht.
Liest du Modezeitschriften?
Hin und wieder beim Coiffeur.
Liest du noch Zeitungen?
Ja, aber nur noch digital.
Welches Buch liest du gerade?
Kürzlich gelesen habe ich «10 Minuten 38 Sekunden» von Elif Shafak. Ein grandioses Buch.
Worum geht es?
Es ist die Geschichte einer Prostituierten, die ermordet wurde. Die Frau ist eigentlich schon tot, aber ihre Seele lebt noch etwas länger. In diesen 10 Minuten und 38 Sekunden reflektiert sie ihr Leben und erzählt von ihren fünf Freunden*innen. Es ist ein trauriges Buch, das gleichzeitig ein Hoch auf das Leben und die Freundschaft beschreibt. Und gerade vorgestern angefangen zu lesen habe ich «Dans le jardin de l'ogre» von der französischen Schriftstellerin Leïla Slimani. Ich lese oft französische oder englische Bücher.
Wie geht’s dem Gesangsunterricht?
Dieses Hobby ist leider eingeschlafen.
Aber du singst doch so gerne.
Du hast recht. Aber ich habe derart viele Hobbys, dass ich irgendwann einsehen musste, dass ich nicht allen nachgehen kann.
Total dafür – aber noch lieber ist mir der Doppelpunkt.
In wessen Haut würdest du gerne einmal für einen Tag schlüpfen?
In die Haut von Ellen DeGeneres.
Der stärkste Mensch, den du bisher kennengelernt hast?
Es ist nicht der physisch stärkste Mensch, aber dafür psychisch. Die Frau heisst Kira Grünberg. Sie kommt aus Österreich, war eine talentierte Stabhochspringerin und auf dem Weg an die Olympischen Spiele, als sie im Juli 2015 einen schweren Trainingsunfall erlitt. Seither ist Kira querschnittgelähmt. Einige Zeit nach dem Unfall durfte ich mit ihr ein Interview führen. Dieses Gespräch werde ich nie mehr vergessen. Ich traf eine Frau, die trotz ihres brutal harten Schicksals ihren Mut, ihren Humor und ihre Lebensfreude nicht verloren hat.
Auf deiner Webseite steht geschrieben: «Ich bin kein Lautsprecher. Mir liegen die leisen, die feinen Töne.» Sportmoderator und leise Töne – geht das überhaupt?
Im ersten Moment tönt das vielleicht komisch. Ich bin jedoch gerne Gastgeber und Interviews sind meine grosse Leidenschaft. Und da kommt mir zugute, dass ich gut reden, aber wahrscheinlich noch besser zuhören kann.
Was sagst du: Schwuler oder Homosexueller?
Schwul. Homosexuell gefällt mir als Wort nicht.
Wie viel Mut brauchtest du, als du vor 20 Jahren dein Coming-out hattest?
Sehr viel.
Wirklich wahr, dass dich deine Mutter gefragt hat, ob du schwul bist?
Das stimmt. Mein Mami fand Tagebuch-Einträge von mir, die ich etwas nachlässig entsorgt hatte. Sie las darin und fand Textstellen, bei denen man rückschliessen konnte, dass ich schwul bin. In der Folge sprach sie mich direkt darauf an. Damals war mir das total peinlich, heute bin ich ihr dankbar dafür. Ich hätte wohl den Mut nicht aufgebracht, von mir aus meinen Eltern gegenüber einzugestehen, dass ich schwul bin.
Du bist in einer kleinen Gemeinde im Kanton Solothurn aufgewachsen und warst, so hast du es einmal ausgedrückt, «gefühlsmässig der einzige Schwule im Dorf – wenn nicht sogar auf der ganzen Welt».
Das ist mit auch einer der Gründe, warum ich heute öffentlich über das Thema «Schwulsein» rede. Als junger Mensch fehlten mir die Vorbilder. Schwulsein oder grundsätzlich Anderssein war in meinem Umfeld kein Thema und schon gar nicht in der Schule. Das werfe ich meinen Lehrer*innen heute vor. Nicht einmal im Sexualunterricht sprachen wir darüber. Wir lasen auch keine Literatur, die sich mit dem Thema «Queer» auseinandergesetzt hätte. Es war einfach ein grosses Tabu. Das hat mir das Leben unglaublich schwer gemacht.
Hast du dich jemals dafür geschämt, homosexuell zu sein?
Am Anfang ja. Was auch damit zu tun hat, dass ich keine einfache Schulzeit hatte. Ich tanzte immer etwas aus der Reihe, spielte lieber mit den Mädchen und wurde deshalb gehänselt. Ich wurde schon früh von älteren Kindern als Hinterlader und Tunte beschimpft, dabei wusste ich damals noch gar nicht, was damit gemeint sein könnte.
Heute stehst du offen zu deiner Homosexualität und setzt dich für die Rechte der LGBT-Community ein.
Wer einer Minderheit angehört, egal, ob dies eine ethnische, religiöse oder sexuelle ist, muss sich gegenüber der Mehrheit immer wieder beweisen. Wenn man dies zusammentun kann, bekommt das Engagement mehr Schlagkraft. Gleichzeitig spürt man ein Zusammengehörigkeitsgefühl, was unglaublich schön ist. Ja, wir Schwulen und Lesben brauchen Vorbilder, die öffentlich hinstehen, sich zeigen, zu sich stehen. Wir müssen endlich aufhören damit, alles, was nicht der Vorstellung der Mehrheitsgesellschaft entspricht, zu tabuisieren. Wir sind so vielseitig, so divers. Und genau das macht uns als Gesellschaft aus.
Wie reagierte das Fernsehpublikum auf dein Coming-out vor zwei Jahren in der Sendung «Glanz&Gloria»?
Mehrheitlich positiv. Es gab ein paar Stimmen, die meinten, ob eigentlich beim SRF alle schwul seien. Vereinzelte E-Mails zielten zudem total unter die Gürtellinie. Das kam nicht ganz unerwartet, machte mich aber trotzdem betroffen. Ich habe den Menschen, die mein öffentliches Coming-out kritisierten, allen persönlich geantwortet. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass es mir nicht darum geht, mich öffentlich zu produzieren, sondern einzig und allein darum, das Thema «Schwulsein» sichtbar zu machen. Wenn mein öffentliches Coming-out einem jungen Menschen heute sein Leben nur schon ein bisschen einfacher macht, dann hat sich es gelohnt.
Ein Klischee sagt: Schwule interessieren sich nicht für Sport. Bist du die Ausnahme, die die Regel bestätigt?
Ja, zusammen mit dir (lacht). Aber es stimmt, das Klischee hält sich hartnäckig. Woher das kommt, ist mir unklar. Sport würde doch wunderbar zu uns Schwulen passen, denn er ist hochemotional und man kann dabei schönen Menschen zusehen.
Es heisst immer wieder, die Sportwelt sei von homophoben und machohaften Sprüchen geprägt. Wahr oder nicht?
Teilweise ist das leider immer noch so. Gleichzeitig darf ich sagen, dass ich im Sportumfeld oder mit Sportler*innen persönlich noch nie negative Erfahrungen gemacht habe.
Als erster prominenter Fussballprofi bekannte sich der frühere deutsche Fussball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger 2014 zu seinem Schwulsein.
Für mich war das eine grosse Erleichterung. Gleichzeitig hatte ich die Hoffnung, dass noch mehr Sportler*innen folgen könnten. Was dann aber nicht passiert ist und wohl auch damit zu tun hat, dass der Sport sehr männlich geprägt ist. Man erwartet von Sportlern männliche Attribute. Sie sollen stark, muskulös, mutig sein. Schwulsein hat da keinen Platz, weil es klischeebedingt eher mit weiblichen Begriffen konnotiert ist.
Der ehemalige deutsche Natigoalie Jens Lehmann sagte nach Hitzelsperger Coming-out: «Ich weiss nicht, wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich in der Umkleidekabine gleichzeitig mit einem schwulen Teamkollegen hätte duschen müssen.»
Eine total dumme Aussage.
Es scheint ein Teufelskreis zu sein, aus dem erst ein*e Spitzensportler*in ausbrechen muss. Solange es aber keine prominenten schwulen oder lesbischen Athleten*innen gibt, gibt es keine Vorbilder, die mit dem Tabu gebrochen haben.
Du hast recht. Ich würde deshalb für eine gemeinsame Aktion von möglichst vielen lesbischen und schwulen Sportler*innen votieren.
Wie meinst du das?
Ich fand es grossartig, als sich im vergangenen Februar 185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, trans und nicht-binäre Schauspieler*innen gemeinsam im «Süddeutsche Zeitung Magazin» outeten – und mehr Anerkennung in Theater, Film und Fernsehen forderten. Mit der Initiative #actout und einem gemeinsamen Manifest stiessen sie eine längst nötige Debatte an.
Curdin Orlik hat mit seinem Coming-out eine riesengrosse Lanze für unsere Community gebrochen. Die Schwingerszene gilt als eines der konservativsten Sportpublikums überhaupt. Wie ich aus seinem direkten Umfeld vernommen habe, ist sein Gang an die Öffentlichkeit durchaus positiv aufgenommen worden. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass der Sport gar nicht so rückständig ist, wie wir immer meinen.
Warum braucht es überhaupt ein öffentliches Coming-out?
Eine gute Frage, die mich gleichzeitig auch immer etwas wütend macht.
Warum?
Als heterosexueller Mensch musst du dich nicht outen, weil man automatisch annimmt, es sei so. Heterosexualität gilt als Normalität.
Egal, ob privat oder im Geschäft: Wann wurdest du zuletzt diskriminiert, weil du schwul bist?
Homophobie und Diskriminierung aufgrund von Sexualität passieren sehr oft unterschwellig. Kürzlich sagte ein Arbeitskollege zu mir im Büro während einer Auseinandersetzung zum Thema Feminismus: «Ist ja klar, dass du die Frauen verstehst.» Auch wenn ihm das so vielleicht nicht bewusst war, gab er mir zumindest implizit das Gefühl, ich sei nur ein halber Mann.
Das ist verletzend – und homophob.
So ist es. Aber ich wusste in dem Moment nicht, wie ich darauf reagieren soll. Im Nachgang löste es eine Diskussion aus. Zum Glück gibt es solche Situationen nicht oft. Aber es gibt sie noch und das darf nicht sein. Was mir auch immer wieder auffällt: Schwulsein wird meistens sofort sexualisiert und skandalisiert. Und genau darum ist es so eminent wichtig, dass wir Klischees abbauen.
Wir kommen langsam zum Ende unseres Gespräches – und deshalb zu einem etwas abrupten Themenwechsel. Ich bitte dich die folgenden Sätze zu Ende zu bringen: Sport ist …
Leidenschaft.
Mein unvergesslichstes Interview ist …
… darf ich nur eines nennen?
Das überlasse ich dir.
Hoch emotional wurde es nach dem Dreifachsieg der Schweizer Mountainbikerinnen an den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Als ich die drei Medaillengewinnerinnen interviewte, hat es mich geschüttelt. Ich bin froh, hat man mich nicht gesehen und musste ich zudem eine Maske tragen. Als Olympiasiegerin Jolanda Neff vor der Kamera anfing zu weinen, hatte auch ich Tränen im Gesicht. Ich bin allerdings auch etwas nah am Wasser gebaut. Nicht mehr vergessen werde ich zudem das Interview mit der Schweizer Rollstuhlsport-Legende Heinz Frei, der bei den Paralympics in Tokio Silber gewann. Als der 63-Jährige mir über das Rennen seines Lebens erzählte, liefen auch mir die Tränen.
Eines Tages eine eigene Talkshow haben …
… ist nach wie vor mein grosser Traum.
Die grösste Skifahrerin aller Zeiten ist …
… Mikaela Shiffrin.
Die beste Tennisspielerin ist …
… Martina Hingis. Keine andere Spielerin hatte auf dem Platz mehr Spielverständnis und -witz als sie.
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… ein unglaublich guter Tennisspieler, wenn nicht sogar der beste, den es je gab.
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