«Ich hoffe, ich kann immer Coiffeur bleiben und als Coiffeur sterben»: Frank Schäfer, Berliner Stilikone und Coiffeur.
Frank Schäfer mit seinem Vater, dem bekannten DDR-Schauspieler Gerd E. Schäfer.
Ausmusterungsschein, 1977.
Frank Schäfer mit seinem Vater.
Frank Schäfer hat Stars wie Nina Hagen und Prince die Haare frisiert. Der Paradiesvogel ging immer seinen eigenen Weg – nachzulesen in seiner kürzlich erschienen Biografie.
Die Mutter von Frank Schäfer als sein Modell auf der Berliner Friseur-Meisterschaft, 1980.
Fotograf Sven Marquart, Frank Schäfer und Sängerin Happy Straps, 1984.
Der Berliner Kult-Coiffeur: Frank Schäfer
«Ich hoffe, ich kann immer Coiffeur bleiben und als Coiffeur sterben»: Frank Schäfer, Berliner Stilikone und Coiffeur.
Frank Schäfer mit seinem Vater, dem bekannten DDR-Schauspieler Gerd E. Schäfer.
Ausmusterungsschein, 1977.
Frank Schäfer mit seinem Vater.
Frank Schäfer hat Stars wie Nina Hagen und Prince die Haare frisiert. Der Paradiesvogel ging immer seinen eigenen Weg – nachzulesen in seiner kürzlich erschienen Biografie.
Die Mutter von Frank Schäfer als sein Modell auf der Berliner Friseur-Meisterschaft, 1980.
Fotograf Sven Marquart, Frank Schäfer und Sängerin Happy Straps, 1984.
Frank Schäfer ist Berliner Szene-Coiffeur. Er hat Stars wie Nina Hagen und Prince die Haare frisiert. Der Paradiesvogel, in der DDR geboren, ging immer seinen eigenen Weg. Darüber berichtet er in seiner gerade erschienenen Biografie.
«Das Ganze passierte 1985 in Ostberlin. Sven und ich waren Gogo-Tänzer für Punk-Bands. Wir wollten schon immer auf die Bühne. Wir waren hungrig und hatten beschlossen, Punk-Band-Background-Sänger zu werden. Dafür, richtige Sänger zu sein, reichte unser Können aber nicht. Vor jedem Auftritt trank ich eine halbe bis drei viertel Flasche Wodka, sonst hätte ich nicht halb so gut die Sau rauslassen können. Meine Aufgabe war Randale ... »
Frank Schäfer, Sohn des bekannten DDR-Schauspielers Gerd E. Schäfer, hatte schon immer etwas gegen Geradlinigkeit. Statt eines bürgerlichen Lebens in der DDR zog er den Exzess in der Ostberliner Partyszene vor.
Paar Nietengürtelchen, bisschen Glitzer
In seiner Autobiografie «Ich bin nicht auf der Welt, um glücklich zu sein», geschrieben von Patricia Holland Moritz, erzählt Schäfer, wie er zum Entsetzen seiner Eltern Friseur-Facharbeiter wurde, wie er mit 13 seinen ersten Sex mit einem Mann erlebte und wie er durch seine aussergewöhnlichen Ideen zum Enfant terrible wurde.
Mit auffälligem Make-up, gefärbten Haaren und schriller Kleidung wird er in den 1980ern zum gefragten Friseur und Stylisten, bekommt als Paradiesvogel aber auch immer wieder Probleme mit der DDR-Staatsmacht. Die Volkspolizei erteilt ihm gar ein «Alexanderplatz-Verbot».
1988 hat Schäfer genug vom Osten, weil er ständig von der Polizei festgenommen wird: «Zum Beispiel im Palast der Republik, wo ich regelmässig beim Schaufrisieren aufgetreten bin. Danach haben sie mich jedes Mal festgenommen, weil ich so’n klein bisschen anders aussah mit meiner Strassbrosche, paar Nietengürtelchen, bisschen Glitzer, bisschen blaue Stehhaare – mein Gott! Auf meiner rosa Lederjacke stand weder 'Fuck Honecker' noch irgendwas.»
«Affengeil»: Erste Filmrolle
Im Westen blieb das Leben von Schäfer bunt. 1990 lernt er den Regisseur Rosa von Praunheim in einer Sauna kennen und spielt in dessen Film «Affengeil» mit Schauspielerin Lotti Huber mit. Für den Coiffeur war das anfänglich eine Aufgabe, die völlig undenkbar schien.
Der Grund: Er stottert. Doch Praunheim meinte: «Wir probieren das mal. Du redest kurz mit Lotti. Wir können die Stelle jederzeit wieder rausschneiden.» Rausgeschnitten wurde dann gar nichts.
Bis heute arbeitet der 59-jährige Schäfer als Coiffeur. Seit einigen Jahren hat er einen eigenen Laden im Bezirk Prenzlauerberg. Und er hat sich Sterne auf den Kopf tätowieren lassen und läuft mit einem Pudel durch die Gegend, dem er vor Jahren das Fell rosa färbte: «Damals ging es darum, aufzufallen. Da musste man bunte Haare haben und unglaublich viele Ohrringe.»
Tätowieren liess sich Schäfer übrigens nicht, weil er sexuell attraktiv sein wollte: «Sexuell attraktiv ist man, wenn man jemanden gut angucken kann, oder wenn man das richtige Wort im richtigen Moment hat. Ausserdem war ich nie der sexy Boy. Wenn man wen aufreissen will, donnert man sich nicht auf.»
Lasst doch mal die Leute kommen!
Er spüre bei seinen Kundinnen und Kunden schnell, sagt Schäfer, in welcher Phase ihres Lebens sie gerade stecken, «wenn sie mir vielleicht auch nicht alles erzählen». Heute erzähle man ohnehin nicht mehr alles. Die Frage «Wie geht's?» werde immer gleich beantwortet. «Gut!» Manchmal hake er dann nach und es entwickelt sich ein spannendes Gespräch.
Als Coiffeur bekommt er natürlich auch das Klagen mit über das wohlgenährte Deutschland. Ihm gefällt die Meckerei nicht. «Flüchtlingskrise» schallt es nicht nur aus dem Radio im Salon, sondern auch aus manchen Gesprächen. Schäfer aber sagt: Lasst doch mal die Leute kommen! In unserem Land wurde so viel Geld verpulvert für Kikifax.
Trotz der Meckerei im Salon, Schäfer ist Coiffeur mit Leib und Seele. Und will es bis an sein Lebensende bleiben: «Ich hoffe, ich kann immer Friseur bleiben und als Friseur sterben. Am liebsten als alter Mann leicht gebückt hinterm Stuhl bei einem schönen Schnitt, den ich noch zu Ende bringe. Föhnen muss die Kundin dann halt selbst, aber das ist bei mir im Salon sowieso normal.»
Buchhinweis: Frank Schäfer, Ich bin nicht auf der Welt um glücklich zu sein; Autobiografie, aufgeschrieben von Patricia Holland Moritz
280 Seiten, ISBN 978-3-942665-34-6, ca. 15.90 Fr.
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