ErnährungsmythenWas ist dran an diesen Mythen rund ums Essen?
Pauline Sickmann, dpa
26.1.2019
Ist dunkles Brot gesünder als helles? Und darf man Spinat wirklich nicht aufwärmen? Manche Ernährungsmythen halten sich über Generationen, unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Welche Regeln sind längst überholt - und welche haben doch ihre Berechtigung?
Essen am Abend macht dick, Tomatenstrunk ist giftig, und nur dunkles Brot ist gesund. Mythen rund ums Essen gibt es viele - stimmen müssen sie deswegen aber noch lange nicht.
«Grund für Ernährungsmythen sind oft Unsicherheiten, zum Beispiel bei der Frage, ob man Käserinde mitessen darf», meint Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. Manche Legenden haben aber auch einen wahren Kern. Ein Überblick:
Dunkles Brot ist gesünder als helles Brot
Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die beste Wahl für die Gesundheit. «Lebensmittel aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Nährstoffe als Weissmehlprodukte.» Aber: Nicht jedes dunkle oder körnige Brot oder Brötchen ist auch ein Vollkornprodukt. «Brötchen kann man auch mit Malzextrakt dunkel und mit Sonnenblumenkernen körnig machen» sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Spinat darf man nicht noch einmal aufwärmen
Das stimmt so nicht. Denn diese Ernährungsregel ist sehr alt. «Sie stammt noch aus Zeiten, in denn es keinen Kühlschrank gab», sagt Monika Bischoff, Vorstandsmitglied im Berufsverband Ökotrophologie. Das Problem sei nicht das zweite Aufwärmen, sondern das langsame Abkühlen: Kühlt gekochter Spinat nur langsam ab, wandeln Bakterien im mittleren Temperaturbereich ungefährliches Nitrat in schädliches Nitrit um.
Tomatenstrunk ist giftig
Die grünen Stellen an der Tomate enthalten Solanin. «Dieses Gift dient der Pflanze zur Abwehr von Schädlingen», erklärt Seitz. Bei Menschen können Vergiftungserscheinungen wie Kopf- und Bauchschmerzen auftreten, wenn sie sehr viel Solanin aufnehmen. Dafür müsste ein Erwachsener aber eine sehr grosse Menge unreifer Tomaten oder Strünke essen.
Kaffee entzieht dem Körper Wasser
«Es schadet zwar nicht, zu einer Tasse Kaffee auch ein Glas Wasser zu trinken, notwendig ist es aber nicht», sagt Restemeyer. Denn Kaffee werde, wie alle anderen Getränke, in die Flüssigkeitsbilanz einbezogen. Insgesamt sollte ein körperlich wenig aktiver Erwachsener bei mitteleuropäischen Temperaturen pro Tag etwa 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
In der Schale stecken die meisten Vitamine
Das stimmt. Die meisten Vitamine und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sitzen bei Früchten und Gemüse direkt in oder unter der Schale, erklärt Restemeyer. «Deshalb ist es wichtig, Früchte und Gemüse mit Schale zu geniessen.» Der Vorteil überwiege die gesundheitlichen Gefährdung durch mögliche Pestizide in der Schale.
Superfood macht fit und beugt Krankheiten vor
Stimmt nur teilweise. «Sogenanntes Superfood sind Lebensmittel mit besonders vielen Nährstoffen», erklärt Monika Bischoff. Eine offizielle Definition des Begriffs gebe es aber nicht. Ob ein Lebensmittel wirklich fit macht und Krankheiten vorbeugen kann, hänge vom jeweiligen Produkt ab. «Heimisches Superfood wie zum Beispiel Kohl ist gesund und macht fit», sagt sie. Von exotischen Lebensmitteln wie Chiasamen oder Acaipulver rät sie dagegen ab.
Gefrorenes Essen verdirbt nicht
Stimmt so nicht. «Einfrieren ist eine empfehlenswerte Methode, um Lebensmittel mittel- bis langfristig aufzubewahren», sagt Silke Restemeyer. Durch das Lagern bei Temperaturen von minus 18 Grad blieben Nährstoffe, Geschmack und das Aussehen weitestgehend erhalten. Mit der Zeit fänden aber trotzdem Abbauprozesse statt. Sie sorgen dafür, dass die Lebensmittel irgendwann nicht mehr gut schmecken. Silke Restemeyer rät: «Wer die Verpackung direkt mit Einfrierdatum, Menge und Inhalt beschriftet, behält einen besseren Überblick über seinen Vorrat.»
Käserinde darf man nicht mitessen
Kommt drauf an. Entscheidend ist, wie die Rinde entstanden ist. «Natürlich gereifte sowie unbehandelte Käserinden sind essbar und geben, wie etwa bei Edelschimmelkäse, ein besonderes Aroma», erklärt Seitz. Künstliche Käserinden aus Wachs oder Kunststoff seien dagegen nicht zum Verzehr geeignet. «In diesem Fall muss sich ein Hinweis auf der Verpackung befinden.»
Abends essen macht dick
«Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt, nimmt zu. Wer zu wenig Kalorien zu sich nimmt, nimmt ab», sagt Monika Bischoff. Für Gesunde in einer normalen Gewichtsgruppe sei es irrelevant, wann sie das Essen einnehmen. «Wer abnehmen möchte, kann aber trotzdem ausprobieren, abends auf das Essen zu verzichten», sagt die Ökotrophologin. Vielen Menschen falle es leichter, am Abend auf eine Mahlzeit zu verzichten als zum Beispiel auf das Frühstück.
Ein Schnaps nach dem Essen hilft der Verdauung
Das stimmt nicht, sagt Restemeyer. Alkohol rege zwar die Magensäureproduktion an, könne möglicherweise ein Enzym zur Eiweissverdauung im Magen stimulieren und habe eine betäubende Wirkung auf die Magennerven. «Er hilft aber nicht bei der Fettverdauung.» Vielmehr spalte der Verdauungstrakt vor dem Fett erst einmal den Alkohol auf, weil er auf diese Weise einfacher Energie gewinnt. «Durchsetzt mit Schnaps wird fettreiche Kost also eher langsamer verdaut.»
Superfoods: Heimische Alternativen zu den exotischen Nährstoffbomben
Ohne Superfoods geht heute in einer gesundheitsbewussten Ernährung scheinbar nichts mehr. Doch die gesunden Exoten sind nicht über alle Zweifel erhaben: Viele der Produkte sollen Schadstoffe enthalten.
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Grund genug, sich nach heimischen Alternativen umzusehen. Von der besseren Öko-Bilanz ganz zu schweigen.
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Chiasamen: Stammen aus Südamerika und enthalten viele Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren sowie Proteine, Eisen, Kalzium und Magnesium. Laut Ökotest allerdings auch zahlreiche Schadstoffe.
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Die Samen binden sehr viel Flüssigkeit. Aus diesem Grund eignen sie sich gut als Backzutat oder Grundlage für Pudding.
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Die heimische Alternative sind Leinsamen: Sie kosten nicht nur einen Bruchteil und haben quasi keinen Transportweg hinter sich, sondern strotzen ebenfalls vor Eiweiss und Ballaststoffen. In ihrer geschroteten Form binden auch sie viel Flüssigkeit.
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Die aus China stamende Goji-Beere steckt voller Aminosäuren, den Vitaminen A, C, E und B sowie Eisen und Antioxidantien. Und offenbar teilweise auch Pestizide.
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Ein guter Grund also, zu heimischen Beeren zu greifen. Johannis- und Cassisbeeren enthalten ebenfalls eine hohe Konzentration an den Vitaminen C und A und wachsen im Idealfall im eigenen Garten.
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Die Açai-Beere kennt man hierzulande vorallem als Zutat für die beliebte Açai-Bowl. SIe verleiht der hippen Schale auch ihre intensive Farbe.
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Heimisch ist die Beere am Amazonas. Ihr hoher Ballaststoffgehalt und die vielen Vitamine und Antioxidantien machen sie zu einem beliebten Superfood.
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Die heimische Heidelbeere hat allerdings noch mehr Nährstoffe und Antioxidantien zu bieten, besonders wenn die Beeren nicht völlig überzüchtet sind.
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Quinoa: Das Pseudo-Getreide aus den Anden ist inzwischen ziemlich umstritten. Unter anderem weil der stark gewachsene weltweite Konsum in der Anbau-Region Schäden anrichtet. Dennoch: Der hohe Anteil an Aminosäuren und anderen Nährstoffen lässt den Boom anhalten.
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Dabei kann Hirse sehr gut mithalten, was die gesundheitlichen Vorteile angeht. Das Getreide hat im Hinblick auf ökologische Gesichtspunkte ganz klar die Nase vorn.
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Kein hippes Café ohne Matcha Latte. Der fein gemahlene grüne Tee ist definitiv äusserst gesund, daran gibt es nichts zu Rütteln. Denn beim Pulver handelt es sich um ein Extrakt aus ganz frischen Tee-Blättern.
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Eine heimische Alternative zum grünen Tee: Die Brennessel. Sie regt den Stoffwechsel an, fördert die Blutbildung und steckt voller Vitamine. Die perfekte Zutat für einen Detox-Tee also. Als Latte können wir uns die Brennnessel allerdings nicht so recht vorstellen.
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Bei Amaranth handelt es sich um ein Fuchschwanzgewächs. Somit zählt die südamerikanische Pflanze zu den sogenannten Pseudogetreiden und ist genau wie Quinoa glutenfrei.
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Amaranth steckt voller Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Kalzium, Zink und Eisen. Aber es hat auch einen reichlich weiten Weg hinter sich.
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Dinkel ist eine hervorragende heimische Alternative, die es in Punkte Nährstoffen locker mit dem südamerikanischen Pendant aufnehmen kann.
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Moringa bezeichnet den aus Nordindien stammenden Meerrettichbaum. Meist werden seine zu Pulver gemahlenen Blätter verwendet. Diese sollen voller Vitamine und Nährstoffe stecken.
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Doch warum in die Ferne schweifen? Denn der heimische Löwenzahn macht nicht nur gute Laune, sondern auch gesund. 100 Gramm davon decken bereits 20 Prozent des Tagesbedarfs an 17 wichtigen Nährstoffen.
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Kokosöl erlebt gerade einen Riesen-Boom sowohl in Bad als auch Küche und wird als wahrer Heilsbringer gefeiert. Doch das Öl enthält zu über 90 Prozent gesättigte Fette.
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Olivenöl gilt immer noch als optimale Quelle mehrfach ungesättigter Fettsäuren und wir im Rahmen einer gesunden mediterranen Ernährung empfohlen.
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Wer exotische Superfoods zu einem Grossteil durch heimische Alternativen ersetzt, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch dem Portemonnaie und der eigenen Gesundheit.
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Hüfthoch in den Fluten – Feuerwehr: Schutz von Leib und Leben hat Prämisse
Augsburg/Pfaffenhofen an der Ilm , 02.06.2024: Es sind erschreckende Bilder aus dem Süden Deutschlands. Hüfthoch stehen Menschen in den Fluten.
In Teilen Bayerns spitzt sich die Hochwasserlage zu: In mehreren Orten sind Menschen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.
Ein 42 Jahre alter Feuerwehrmann ist laut Landratsamt bei einem Einsatz in Oberbayern in Pfaffenhofen an der Ilm verunglückt.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken.
Und der Deutsche Wetterdienst erwartet weiteren Regen. Die Unwetter der vergangenen Tage haben mancherorts binnen 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird.
In Baden-Württemberg atmen unterdessen die ersten Einsatzkräfte vorsichtig auf. Ein ICE, der im Schwäbisch Gmünd wegen eines Erdrutsches in der Nacht engleiste, soll im Laufe des Mittags geborgen werden. Verletzt wurde niemand.
In Bayern ist die Lage weiter angespannt. Ein Vertreter der Feuerwehr sagt, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, das man so auch noch nie verzeichnen habe. Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
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