Der Schweizer Trainer Urs Fischer befindet sich mit Union Berlin in der Krise. Nun soll in der Champions League im Heimspiel gegen Napoli der Befreiungsschlag gelingen.
Was Fischer mit Union geschafft hat, verdient allerhöchste Anerkennung. Als der 57-Jährige das Amt als Trainer am 1. Juli 2018 übernahm, spielte der Verein aus dem Berliner Ortsteil Köpenick in der zweiten Bundesliga. Nach dem Aufstieg 2019 führt er das Team in der höchsten Liga auf die Schlussränge 11, 7, 5 und 4. Dass Union einmal in der Champions League spielt, hätte wohl auch der grösste Optimist nie für möglich gehalten.
Die positive Entwicklung wirkte sich immens auf die Einnahmen aus. In der Saison 2022/23 betrugen diese 174,14 Millionen Euro – eine Steigerung von 52,01 Millionen Euro im Vergleich zur Spielzeit davor. In der aktuellen Saison belaufen sich die geplanten Erträge auf rund 190 Millionen Euro.
So leistete sich Union den deutschen Internationalen Robin Gosens, der für eine Ablösesumme von 13 Millionen Euro von Inter Mailand nach Berlin wechselte. Anfang September verpflichtete Union mit dem 36-jährigen Leonardo Bonucci einen äusserst renommierten Innenverteidiger, der beim Gewinn des EM-Titels von Italien im Jahr 2021 ins Team des Turniers gewählt worden war. Zudem wurde er in seiner Heimat neunmal Meister.
Acht Niederlagen in Serie
Der Start in die Bundesliga-Saison glückte denn auch mit zwei Siegen. Im ersten Spiel der Champions League fehlte wenig zu einem Unentschieden beim Rekordchampion Real Madrid – das 0:1 fiel erst in der 94. Minute. Seither setzte es wettbewerbsübergreifend fünf weitere Niederlage ab, damit hat Union nun achtmal hintereinander verloren.
Den vorläufigen Tiefpunkt bildete das 0:3 am Samstag zu Hause gegen den VfB Stuttgart. Zeigten die Berliner zuvor zumindest gute Ansätze, passte gegen die Schwaben wenig bis nichts zusammen. Mit sechs Punkten nimmt Union in der Rangliste der Bundesliga den 15. Platz ein. Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt zwei Zähler.
Fischer geniesst beim Verein aufgrund der Erfolge ein sehr hohes Standing. Deshalb wird er wohl länger Zeit erhalten, als dies im schnelllebigen Fussball üblich ist und dürften die Worte von Unions Sportchef Oliver Ruhnert mehr als Durchhalteparolen sein. Dieser sagte bei «Sky»: «Wir sind absolut bereit, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Das weiss er, und diese Rückendeckung kennt er auch.»
Selbstredend ist sich Fischer aber den Mechanismen des Geschäfts bewusst: «Ich weiss, am Schluss ist Fussball ein Ergebnissport. Es geht um die Tabelle, und da sieht es nicht gut aus.» Fischer muss also dringend Antworten finden, um die Negativserie zu beenden. Das wird im Heimspiel gegen den italienischen Meister Napoli alles andere als einfach.
Bayern will Rekordserie ausbauen
Deutlich besser läuft es bei Bayern München, das in dieser Saison in der Bundesliga und der Champions League noch ungeschlagen ist (acht Siege, zwei Unentschieden). Dennoch werden die Münchner dem Übernamen «FC Hollywood» wieder einmal gerecht. Trainer Thomas Tuchel bemängelt immer wieder die Breite des Kaders. Das liess Uli Hoeness, der Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters, nicht auf sich sitzen. Tuchel habe «unkluge Äusserungen getätigt», weil «ich nicht mein eigenes Team schlecht aussehen lasse, in dem ich sage, wir sind zu dünn besetzt.»
Zwar soll die ganze Sache zwischen den beiden ausgeräumt sein, jedoch bringt sie unnötige Unruhe in die Mannschaft hinein, die im Falle von Misserfolgen auf Tuchel zurückfallen könnte. Wie auch immer streben die Bayern am Dienstag bei Galatasaray Istanbul die Fortsetzung ihrer unglaublichen Rekordserie in der Gruppenphase der Champions League an. Sie sind in dieser seit nunmehr 36 Partien (drei Unentschieden) ungeschlagen, haben die letzten 15 Spiele allesamt gewonnen. Die letzte Niederlage, ein 0:3 gegen PSG, datiert vom 27. September 2017!
Mit Galatasaray treffen die Münchner auf einen formstarken Gegner. Die Türken sind in der laufenden Saison in Pflichtspielen noch ungeschlagen. In der Königsklasse bezwangen sie zuletzt Manchester United auswärts 3:2. Die Bayern sind also gewarnt.
sda