Grausame Experimente Wie die Nazis ihre Massenmorde mit Pseudoforschung rechtfertigten

tsch

28.5.2019

Medizinische Experimente an Häftlingen in Konzentrationslagern gab es bis zum Kriegsende. In der Anatomie der Strassberger Universität wurden grausame Experimente durchgeführt, wie in der ARTE-Dokumentation gezeigt wird.
Medizinische Experimente an Häftlingen in Konzentrationslagern gab es bis zum Kriegsende. In der Anatomie der Strassberger Universität wurden grausame Experimente durchgeführt, wie in der ARTE-Dokumentation gezeigt wird.
Source: ARTE / Upside Television

1935 gründete der SS-Reichsführer Himmler eine teuflische Organisation, die sich «Ahnenerbe» nannte. Mit ihr wurde der Grundstein für die Massenmorde an den «Nichtariern» gelegt.

Die Dokumentation «Blut und Boden. Nazi-Wissenschaft», die ARTE in Erstausstrahlung zeigt, zeigt eindrücklich, wie sich der Kreis von den Anfängen einer pseudowissenschaftlich belegten arischen Überlegenheit bis hin zu den grausamen Konsequenzen schloss, die SS-Reichsführer Heinrich Himmler ab 1935 verfolgte. Es beginnt mit geradezu komödiantischen Aufnahmen von Nazi-Dokumentationen.

Auf Himmlers Geheiss wurden von Archäologen Ausgrabungen betrieben, die anhand prähistorischer Funde den Ursprung aller Völker im Germanischen belegen sollten. Nazi-Wissenschaftler behaupten in den Filmen, dass selbst die Grabfunde im alten Ägypten in Germanien ihren Ursprung hatten. In Propagandafilmen wurde «der Durchbruch der stolzen Erkenntnis» gefeiert, «dass germanische Vorfahren eine hohe Kultur ihr Eigen nannten, die selbst in den klassischen Kulturen des alten Ägypten nachweisbar ist».

Brutale Sequenzen

Die Beweisaufnahme der arischen Überlegenheit machte an den Grenzen Europas nicht Halt. Expeditionen ins Hochland von Tibet, aber auch die Entdeckung der japanischen Samurai wurden zur Untermauerung der Rassenideologie benutzt. Die Schublehre für Schädelabmessungen war dabei immer im Gepäck der Forscher. Die sehenswerte, wenn auch stark beklemmende Dokumentation, die teilweise mit Bildern grosser Grausamkeit arbeiten muss und daher verstörend wirken kann, macht zeitgeschichtlich interessierten Zuschauern ein kaum bekanntes Detail der nationalsozialistischen Rassenideologie in aller Drastik anschaulich.

Die Nazi-Methode unter der Lupe

Selten war die Methode der Nationalsozialisten besser zu begreifen als im solide recherchierten Filmbeitrag von Autor David Korn-Brzoza. Macht und Wahn gingen unter den Nazis eine teuflische Verbindung ein. Dass sich aber in Himmlers Verein «Ahnenerbe» so viele Wissenschaftler verdingten, wirft bis heute ein schlechtes Licht auf die deutsche Wissenschaft insgesamt. Man wollte dazugehören, Auslöser waren letztlich Karriere- und Machtbewusstsein unter dem Schirm einer allumfassenden Ideologie. Den geschichtsträchtigen Themenabend setzt ARTE im Anschluss um 21.55 Uhr mit der Dokumentation «Fritz Bauer – Generalstaatsanwalt. Nazi-Jäger.» und um 22.55 Uhr mit «Drei Tage im Juni 1944» fort.

«Blut und Boden: Nazi-Wissenschaft» läuft Dienstag, 28. Mai, um 20.15 Uhr auf ARTE. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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