Interview Viola Tami: «Romans Meinung ist nicht zwingend meine Meinung»

von Lukas Rüttimann

10.2.2018

Viola Tami über «50 Jahre Schweizer Hitparade», warum sie die Tipps ihres Partners Roman Kilchsperger nicht umsetzt – und ihren erschütternden Besuch in Kambodscha.

«Bluewin»: Viola Tami, Sie moderieren am Samstag die Jubiläumsshow zu «50 Jahre Schweizer Hitparade». Was verbinden Sie persönlich mit der Schweizer Hitparade?

Viola Tami: Meinen eigenen Hitparade-Auftritt natürlich! Mit 19 Jahren bin ich plötzlich selbst in den Charts aufgetaucht, mit meiner Single «High On Your Love». Darauf war ich unglaublich stolz, auch wenn es nur für Platz 63 gereicht hat. Aber hey – wer kann schon behaupten, mit einem Song in der Hitparade gewesen zu sein? Ich finde das immer noch sehr cool.

Die Hitparade hat in Zeiten von Streaming und MP3-Downloads massiv an Bedeutung eingebüsst. Sind die Charts für Ihre Kinder noch relevant?

Das ist so. Die Musik meiner Kinder spielt sich bereits jetzt nicht mehr auf CDs ab. Ihre Stars singen alle auf YouTube. Ich muss zugeben: Ich kenne keinen einzigen von ihnen, und die sind zum grössten Teil auch nicht in der Hitparade vertreten.

Wie sieht es mit Ihren eigenen Popstar-Ambitionen heute aus? Wird es je ein Comeback von Ihnen als Sängerin geben?

Musik hat noch immer einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Soeben durfte ich im Theaterstück «Der Schwarze Hecht» den Klassiker «Oh mein Papa» 84 Mal vor ausverkauftem Haus singen. Fantastisch. Ob ich jemals wieder eigene Musik machen werde? Das weiss ich nicht, mir fehlt die Zeit dafür. Aber wer weiss, das kann sich wieder ändern.

Bei SRF sind Sie sehr präsent. Keine Angst davor, in die Sven-Epiney-Falle zu geraten – sprich: für einen Teil des Publikums eher überpräsent zu sein?

Mein letzter Einsatz fürs SRF war im April 2017 mit «Ich schänke Dir es Lied». Ich denke, nach zehn Monaten Pause wieder mal etwas Viola am Sender, das wird das Publikum verkraften. (lacht) Aber klar: Das öffentliche Interesse an Samstagabend-Shows ist immer sehr gross. Deshalb achte ich darauf, dass ich im Sommer und Herbst so gut wie keine Pressearbeit mache – auch für meinen eigenen Seelenfrieden.

Ihr Mann Roman Kilchsperger hat bei seinen Shows oft die ganze Familie um sich herum. Wie ist das bei Ihnen?

Das ist jetzt etwas übertrieben. (lacht) Die ganze Familie ist höchst selten bei einer TV-Produktion dabei, weder bei mir noch bei Roman. Man hat rund um eine solche Sendung schliesslich wenig Zeit: Der Kopf ist Stunden vorher schon mitten in der Sendung. Wenn die Fernseh-Zuschauer einschalten, ist ein Grossteil der Arbeit bereits gemacht.

Ihr Partner sei Ihr härtester Kritiker, haben Sie mal gesagt. Was können Sie von ihm lernen? Was lernt er von Ihnen?

Roman und ich sind einfach sehr ehrlich miteinander. Allerdings hat auch jeder beim Moderieren seinen eigenen Stil. Er hat mir auch schon Inputs gegeben, die ich nicht umgesetzt habe. Romans Meinung ist nicht zwingend meine Meinung.

Gibt es zwischen Ihnen unterschiedliche Ansichten, wer wann für die Familie zurückstecken muss?

Das passiert bei uns automatisch und ohne grössere Absprachen. Wir wissen meist im Voraus, wer wann eine etwas strengere Zeit vor sich hat. Dann hält sich der andere ganz einfach mehr Zeit frei. Zudem sind die Jungs auch nicht mehr in einem Alter, in dem sie 24 Stunden am Tag betreut werden müssen.

Wie schwer fällt es Ihnen, nach Show-Moderationen oder Theater-Auftritten wieder in den Mami-Modus zu schalten und ganz für die Familie da zu sein?

Das fällt mir überhaupt nicht schwer. Vielleicht mal abgesehen davon, dass ich nach Theater-Vorstellungen spät nach Hause komme und morgens um 6.30 Uhr wegen der Kids wieder aus den Federn muss. Das ist manchmal schon hart – vor allem, weil einige meiner Schauspielkollegen in aller Ruhe ausschlafen dürfen.

Sie waren letztes Jahr für das Kinderhilfswerk Smiling Gecko in Kambodscha. Was hat diese Reise bei Ihnen ausgelöst?

Ich bin keine Abenteurerin und eher verhalten, was Reisen in fremde Länder angeht. Die Freundschaft zu Hannes Schmid (Gründer von Smiling Gecko, Anmerk. d. Red.) hat mich nach Kambodscha geführt. Ich war zutiefst erschüttert. Die leeren Augen der Kinder in den Slums, der Gestank, die Armut, die Hilflosigkeit der Menschen – all das werde ich nie mehr vergessen. Ich denke oft daran zurück und werde Hannes auch in Zukunft unterstützen.

Sie sind Mitte dreissig, der nächste Runde Geburtstag ist nicht mehr so weit weg. Was möchten Sie vor 40 noch erreicht haben?

Ich habe in meinem Beruf schon mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe. Als Kind wollte ich Bundesrätin werden, das dürfte wohl eher eng werden. (lacht) Aber ich mache mir keine grossen Gedanken. Es kommt sowieso alles immer wieder anders, und das ist auch gut so.

«50 Jahre Schweizer Hitparade - Die Show» läuft am Samstag, 10. Februar, um 20.10 auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Star-Flash

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