«Wer wird Millionär?»-Jubiläum Günther Jauch feiert seinen abgezocktesten Millionengewinner

tsch

3.9.2019

RTL feierte das 20-jährige Bestehen seines Quiz-Klassikers «Wer wird Millionär?». Der Sender muss dafür tief in die Taschen greifen. Denn: Es gibt einen neuen Millionär. Den womöglich abgezocktesten überhaupt.

Günther Jauch war verzweifelt. Er blickte, den Nacken in den eigenen Stuhl verrenkt, hoch nach oben. An die Studio-Decke? Zum Lieben Gott? Oder einfach nur ins Nirvana? Ja, laut dem Duden schreibt man Nirwana mit «w». Gemeint aber war die Grunge-Superlegende Nirvana, eine Musikkombo.

Vor Jauch sass ein Kandidat, der nach eigener Aussage sämtliche «Wer wird Millionär?»-Sendung gesehen habe. Das Format ist mit der allerersten Ausstrahlung am 3. September 1999 nunmehr sehr genau 20 Jahre «alt». In der Jubiläums-Ausgabe war der Dreh, dass alle Fragen der Show irgendwann in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon einmal gestellt wurden. Die Crux allerdings: Dabei handelt es sich um mehr als 35'000 Fragen. Wie viele davon kann ein menschliches Gehirn sich wohl merken?



Kandidat Jan Stroh, 35 Jahre alt, ein Volljurist, kann sich anscheinend sehr viel merken. Keine «Wer wird Millionär?»-Folge will er nach eigener Aussage verpasst haben. Jauch blickte also ins Nirvana. Zuvor hatte er nur angerissen, was er denn fragen wollte: «Wessen Asche wurde 2008 aus dem Kleiderschrank seiner Witwe geklaut?» Jauch sprach noch nicht einmal das Wort «Wessen» aus. Geschweige denn mögliche der vier Antworten. Schon schallte es ihm von Kandidat Stroh entgegen: «Kurt Cobain!»

Spätestens jetzt, bei der 32'000-Euro-Frage über den verstorbenen Frontmann der Grunge-Band Nirvana, wurde klar: Der Hamburger Stroh ist ein heisser Millionenkandidat. Schliesslich regnete Gold über den jungen Mann. Verdient! Souveräner hat noch kein Kandidat bei «Wer wird Millionär?» abgeräumt. Jan Stroh ist der erste «WWM»-Millionär seit Dezember 2015. Damals, am 7. Dezember 2015, knackte der Eventmanager Leon Windscheid zuletzt den Jackpot. Strohs Millionenfrage: Er wusste, dass das Grimm'sche Märchen «Hans im Glück» nicht mit der üblichen Einstiegsfloskel «Es war einmal ...» beginnt.

Der Millionär, der aus dem Quizkeller kam

Der 35-Jährige hatte somit sein selbstbewusstes Credo untermauert: «Ich kenne wirklich viele Fragen», hatte er eingangs beteuert. Kein Wunder bei dem kuriosen Hobby, dass der hanseatische Neu-Millionär pflegt. Nachdem er sich 15 Jahre vergeblich bei «WWM» beworben hatte, richtete er sich in seinem Keller ein eigenes Quiz-Studio ein. Dort gibt er den Jauch und spielt die Sendung nach. Strohs Gäste, zumeist Nachbarn und Freunde, bleiben immer etwas länger, weil er ihnen Alkohol statt Wasser spendiert. Mit der konkurrenzlos abgezockt erspielten Million im Gepäck, dürfte sich der Getränkeservice im seinem Quizkeller noch mal verbessern.

Die übrigen Kandidaten des Jubiläumsspecials hatten weniger Glück. Die BWL-Studentin Julia Abspacher erspielte nur 500 Euro. Sie scheiterte an dieser 2'000-Euro-Frage: «Das nach der Ein-Euro-Münze im Durchmesser nächstkleinere Exemplar ist die ...?» Ihre Antwort «50-Cent-Münze» war falsch. Die Crux: Die 50-Cent-Münze ist grösser als der 1-Euro-Silberling. Richtig wäre 20 Cent gewesen.

Waldis Wiedergutmachung

Die Gelegenheit zur Wiedergutmachung ergriff derweil Sportreporter-Urgestein Waldemar Hartmann. «Waldi», der einst als Telefonjoker im Prominentenspecial ausgerechnet bei einer eher leichten Fussballfrage einen Blackout hatte, vermochte diesmal der Münchner Kandidatin Viktoria Kranz fernmündlich auf die Sprünge zu helfen: «Womit musste ein heute 36-Jähriger mehr als die Hälfte seiner Lebenszeit klarkommen?» Der Joker sprach: «Fussballmeister: FC Bayern!» Richtig!

Die Jubiläums-Sendung bei RTL zeichnete sich dadurch aus, dass sie einen neuen «Super-Gewinner» präsentieren konnte. Gleichzeitig blieb sie in Rückblicken durchaus bewegter zwei Jahrzehnte sehr zurückhaltend. Jauch beim Tanzen sah man, Jauch als schrecklichen Sänger. Danach gefragt, wie lange er den Quiz-Onkel denn noch geben wolle, entgegnete er: «Ich liebe meinen Job wie am ersten Tag!» Dann können die nächsten 20 Jahre ja kommen.

Günther Jauch: Die Bilder

Zurück zur Startseite