«Ich weiss alles!» Gottschalk brilliert, «Loddar» schwächelt – Kunz sammelt Sympathien

Lukas Rüttimann

9.9.2018

«Ich weiss alles!» will an die goldene Ära von Eurovisions-Shows à la «EWG» anknüpfen. Doch dafür muss das «härteste Quiz Europas» über die Bücher.

Viel wurde in letzter Zeit über den Niedergang der grossen Samstagabendkisten am TV geschrieben. Dass diese Zeiten unwiderruflich vorbei seien, dass familientaugliche Mammutshows das Publikum von heute schlicht nicht mehr interessieren würden.

Dabei hat das Länderquiz «Spiel für dein Land» erst kürzlich gezeigt, dass das so nicht stimmt. Ein gutes Quiz bleibt nun mal ein gutes Quiz – und mit dem richtigen Konzept, gut aufgelegten Gästen und einem fähigen Moderator sind Eurovisionsshow noch immer ein gutes Argument, den Samstagabend gemütlich vor dem Fernseher zu verbringen.

Hohe Hürden

Derart motiviert haben SRF, ORF und ARD ein neues Mega-Quiz aus der Taufe gehoben. In «Ich weiss alles!» müssen ausgewählte Schlaumeier gleich drei Runden überstehen. Ein Konzept, das von den Sendern als «härtestes Quiz Europas» ausgerufen wurde.

Tatsächlich haben es die Hürden in sich: Zu Beginn treten die Kandidaten in einem Fachgebiet gegen prominente Experten an. Thomas Gottschalk etwa weiss alles über die Beatles, Til Schweiger alles über Hollywood, Ben Becker alles über Goethe oder Lothar Matthäus alles über Fussballweltmeisterschaften.

In der zweiten Spielrunde stehen die Kandidaten dann den 1’000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Studio gegenüber. Und wer das überstanden hat, muss sich zum Schluss mit den besten Quizmastern aus den drei Ländern messen.

Fehlerfreier Gottschalk

Diese Idee erweist sich bei der Premiere als durchaus reizvoll – und als wirklich taff. Der bestens aufgelegte Thomas Gottschalk etwa lässt seinen Gegnern mit seinem Beatles-Wissen nicht den Hauch einer Chance. Kultkicker «Loddar» Matthäus dagegen zeigt erstaunliche Schwächen auf seinem Fachgebiet und verliert all seine Duelle.

Spätestens jedoch, wenn der smarte Günther Jauch, ORF-Original Armin Assinger und SRF-Export Susanne Kunz einschreiten, ist für die Kandidaten Schluss mit lustig. Es kommt zu keinem einzigen Finale um das Preisgeld von 100 000 Euro – weil alle Teilnehmer vorher ausscheiden. Da helfen auch die auffallend häufig vertretenen Doktortitel nicht weiter. Eine Premiere ohne Finale? Optimal ist sicher anders.

Show-Profis gegen die Langeweile

Immerhin, an der Besetzung der Show gibt’s kaum etwas zu bemängeln. Moderator Jörg Pilawa lässt wie schon bei «Spiel für dein Land» nichts anbrennen und schmeisst die Sendung mit seinem typischen Charme und viel Drive. Die Show-Profis Jauch, Gottschalk und Assinger sorgen für gute Pointen oder amüsante Seitenhiebe. Und Susanne Kunz kann mit ihrer direkten Art Sympathien für die Schweiz sammeln. Zumal sie als eine der wenigen Damen in einer arg männerlastigen Show fast schon als Exotin durchgeht.

Schlimmer als die fehlenden Frauen sind indes die dramaturgischen Schwächen der neuen Show. Eine ganze Sendung lang einen Kandidaten nach dem anderen scheitern zu sehen, das ist auf Dauer langweilig. Zumal die Eintönigkeit kaum je unterbrochen wird: Kein Showact, keine Zwischenrunden, kein Talk – die einmal mehr viel zu langen drei Stunden Laufzeit von «Ich weiss alles!» werden so noch sehr viel länger. «Wer wird Millionär?» geht jedenfalls nicht ohne Grund nur einen Bruchteil so lange.

An «Einer wird gewinnen» soll die neue Eurovisionsendung erinnern, hatte Jörg Pilawa im Vorfeld gesagt. Doch dafür muss man mit «Ich weiss alles!» über die Bücher. Denn bei «EWG» gabs definitiv mehr Abwechslung – und jedes Mal einen Sieger auch.

Serienhighlights im September
Zurück zur Startseite