«Mona mittendrin» Gelähmt – der Kampf zurück in ein anderes Leben

tsch

29.3.2019

Plötzlich unbeweglich: Im Paraplegikerzentrum Nottwil trifft «Mona mittendrin» auf querschnittgelähmte Patienten. Die lassen sie ohne Scheu an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben.

Vielleicht wird einfach nicht mehr so viel herumgeredet, wenn sich das Leben von einem Moment auf den anderen komplett verändert hat. Wenn plötzlich so vieles nicht mehr geht, was vorher selbstverständlich war. Die Menschen, die Mona Vetsch in der zweiten Folge der 2019er-Staffel ihres SRF-Reportageformats «Mona mittendrin» im Paraplegikerzentrum Nottwil traf, sprachen bemerkenswert offen über ihre Gedanken und Gefühle, seit sie (teilweise) gelähmt sind. Zwei starke Protagonisten trugen diese Episode.

«Ist es das jetzt gewesen?»

Der Kontrast vom neuen zum alten Leben ist bei diesen beiden besonders krass: Melanie hat sich bereits im Alter von 26 Jahren ihren Traum vom eigenen Reiterhof erfüllt. Dann kam der Reitunfall. Melanie war vom Hals abwärts gelähmt. Inzwischen kann sie die Arme wieder bewegen und die Hände, aber nur eingeschränkt. «Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch gewesen. Das ist jetzt ein bisschen schwieriger. Weil einfach vieles nimmer so geht.» Jürg ist 38, dreifacher Familienvater, gerne in Bewegung. Jürg ist mit dem Gleitschirm verunglückt. «Dann ist da schon der Gedanke: Ist es das jetzt gewesen? Ein Leben im Rollstuhl... Das ist heftig.» Er leidet unter einer inkompletten Paraplegie. Er kann sich inzwischen mithilfe von Stöcken fortbewegen und hofft, irgendwann wieder richtig laufen zu können. «Hoffnung schadet nie. Das bringt dich mental in dem ganzen Prozess einfach weiter.»



Für die drei Tage, die «Mona mittendrin» pro Folge in einer ihr unbekannten Szene verbringt, tauchte sie dieses Mal ein in den Alltag im Paraplegikerzentrum Nottwil – vor allem aber in die Gefühlswelt der Betroffenen. Wie in der Reha gearbeitet wird, welche Möglichkeiten die Patienten haben, sich Stück für Stück die Selbstständigkeit zurückzuerobern, wurde eher nebenbei vermittelt. Was beim Zuschauer hängen bleibt, sind weniger die Bilder vom Training mit einem «Laufroboter» oder einem Rollstuhl auf der Rolltreppe. Es sind vor allem die Gespräche mit den Betroffenen.

Beim Ausflug in der Paraplegiker-Gruppe nach Luzern zum «Stadttraining» gab Jürg zu: Der Gedanke «Jetzt gehöre ich da dazu», mache ihm zu schaffen. Genauso wie die Vorstellung, unter den Lieben daheim nun das «schwächste Glied in der Kette» zu sein. Melanie hatte Schwierigkeiten, die Bordsteinkante zu überwinden. «Wenn sich Leute über etwas aufregen, denke ich manchmal: Du hast Probleme. Die will ich auch haben.»

«Ein Riesenglück, dass ich überhaupt noch lebe.»

Den emotionalsten Moment dieser eindrücklichen Episode aber bekam man schon ganz am Anfang zu sehen, als Mona Vetsch gerade ihren ersten Rundgang an der Seite von Pflegefachmann Till Bertschi starten wollte. Auf dem Flur verabschiedete sich ein junger Mann aus dem Zentrum. An der Seite seiner Freundin. Sie hatte ihn jeden Tag in Nottwil besucht. Über ein halbes Jahr lang. Nach einem schweren Autounfall wäre er beinahe gestorben, erzählt er. «Ich bin nicht einen Tag hässig gewesen», sagt er über die Zeit in der Reha. «Es ist ein Riesenglück, dass ich überhaupt noch lebe.» Dann fährt er lächelnd mit seinem Rollstuhl davon.

«Mona mittendrin» lief am Donnerstag, 28. März, um 21.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Mona Vetsch ist zum dritten Mal «mittendrin»
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