ESC-Nachlese Eine kleine Geschichte der ESC-Skandälchen

Von Carlotta Henggeler

20.5.2019

Hatari sorgte mti dem Banner für Aufregung am ESC 2019. Die Meinungen der Zuschauer gehen dabei auseinander.
Hatari sorgte mti dem Banner für Aufregung am ESC 2019. Die Meinungen der Zuschauer gehen dabei auseinander.
Youtube/Peter Jagla

Ein Palästina-Schal als Aufreger: Obwohl Politik beim Wettbewerb aussen vor bleiben soll, gab es bereits ähnliche Aktionen beim ESC, der bald auch in den USA für Furore sorgen soll.

In Latex gehüllt und «Hass wird siegen»-skandierend: Der Auftritt von Islands Künstler-Combo Hatari war wohl der kontroverseste des ansonsten eher mainstreamigen ESC 2019. Der Eurovision-Experte der ARD ordnete die Performance als nicht jugendfrei ein: Peter Urban riet allen Mamas und Papas, ihre Sprösslinge bei dieser Darbietung vom TV zu verbannen.

Nicht genug für Hatari-Frontmann Matthías Tryggvi Haraldsson: Der Technopunker nutzte die Verkündung der Zuschauerpunkte, um medienwirksam einen Palästina-Schal in die Kamera zu halten. Speziell: Die Eltern des selbst erklärten Antikapitalisten sind Diplomaten und in der Aussenpolitik tätig.  Ob sie den Auftritt goutiert haben, ist nicht bekannt.

Protestruf in Tel Aviv

Das Publikum vor Ort reagierte jedenfalls prompt mit einem Buh-Konzert, Co-Moderatorin Bar Refaeli machte ein säuerliches Gesicht dazu. Auch der Jury stiess die Performance sauer auf. Sie verteilte magere 48 Punkte. Den Zuschauern gefiel der Auftritt schon besser: Sie bedachten die Isländer mit 186 points. Macht summa summarum den zehnten Platz von insgesamt 26 Teilnehmer.

Queen of Pop Madonna setzte (nicht ganz unerwartet) in der Halbzeit noch einen drauf. Zwei ihrer Tänzer trugen je eine palästinensische und eine israelische Flagge auf dem Rücken. Das sollte ein friedliches Miteinder symbolisieren. Wenn man schon stimmlich wenig zu bieten hat, dann wenigstens showmässig, dachte sich die alternde Popdiva wohl. 

Keine Politik am ESC

Kleinere Skandale sind beim Eurovision Song Contest nichts Neues, obwohl Politik im Wettbewerb unerwünscht ist. Zum Beispiel 1968. Da vergab Jugoslawien seine Stimmen an Spanien Das Land unter Francos Regime wurde so zum Sieger, obwohl Cliff Richard als grosser Favorit galt. Es wurde vermutet, Francos Leute hätten Stimmen gekauft. Konkrete Beweise sind nie aufgetaucht.

2009 wurde Georgien disqualifiziert, weil das Lied «We Dont Wanna Put In» zu politisch sei und nach einem Statement an den Präsidenten klinge. Damals herrschte Krieg zwischen Georgien und Russland. Und 2016 zeigte die armenische Sängerin Iveta Mukuchyan während des Halbfinales die Flagge der Region Berg-Karabach, die in Aserbaidschan liegt, aber mehrheiltich von Armeniern bewohnt wird. Die Folge: Sie wurde ebenfalls aus dem ESC-Rennen geworfen. 

ESC wird zum American Song Contest

Gekaufte Stimmen, politisierte Texte oder wehende Flaggen: Eklats tun dem grössten Gesangswettbewerb gut. Über 200 Millionen Zuschauer vefolgen den europäischen XXL-Singwettbewerb. Kein anderes Unterhaltungsspektakel – ausser Sport – kann von solchen Quoten träumen.

Jetzt wollen auch die USA auf dieser Erfolgswelle mitreiten. Die Brain Academy, eine schwedische Produktionsfirma, hat sich entsprechende TV-Rechte gesicherte und will in zwei Jahren den ersten «American Song Contest» realisieren. Dabei sollen die 50 US-Staaten in mehreren Shows gegeneinander auftreten. Dann heisst es Hawaii gegen Kalifornien oder Texas vs Nebraska. 

Das grosse Gähnen von Tel Aviv
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