«The Power of the Dog» Wo Hass die Liebe einzäunt

Von Fabian Tschamper

1.12.2021

Der britische Schauspieler Benedict Cumberbatch wird für das Western-Drama als einer der Oscar-Anwärter des nächsten Jahres gehandelt. Ist «The Power of the Dog» wirklich so gut?

Von Fabian Tschamper

Wenn ich Benedict Cumberbatch sehe, denke ich an Figuren wie Alan Turing in «The Imitation Game» oder auch Thomas Edison in «The Current War». Benedryl Cabbagepatch, sorry, Benedict Cumberbatch arbeitet äusserst gut in der Darstellung von echten Personen – auch das verkannte, im Fall von Sherlock Holmes das arrogante Genie hat er perfektioniert.

In «The Power of the Dog» sieht es völlig anders aus.

Nach seinem Abstecher als Marvels Dr. Strange übernimmt der Brite nun die Rolle von Phil Burbank, einem alteingesessenen Cowboy, der mit seinem Bruder George (Jesse Plemons, «Breaking Bad») im Jahr 1924 eine Ranch führt.

Die beiden Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein.

Phil steckt in seinem Kuhjungen-Dasein fest und möchte dies auch nicht hinter sich lassen. George ist progressiv, besitzt ein Auto, heiratet die Bardame der Ranch, Rose. Die im Übrigen von Kirsten Dunst phänomenal verkörpert wird – ein erfreuliches Wiedersehen.

Auf den ersten Blick sieht «The Power of the Dog» nach einem klassischen Western aus: Eine Fehde zwischen Brüdern, Wildnis gegen Zivilisation. Doch der Fokus des Dramas liegt wirklich auf dem komplexen Charakter von Phil Burbank.

Eingefleischter Hass und die Erlösung?

Brendadirk Cramplescrunch, gopf, Benedict Cumberbatch sind solche Rollen – wie erwähnt – nicht fremd. Phil hängt noch immer an seinem Mentor und Freund Bronco Henry, der ihm alles beigebracht hat, was er über das Cowboy-Leben weiss.

Doch Bronco Henry war mehr als nur ein Freund.

Der Verlust des geliebten Bronco Henry löst in Phil einen tiefen Hass aus, gegen jeden, alles. Er torpediert Rose mit Beleidigungen, ihr femininer Sohn Peter wird wegen seiner Sexualität belästigt.

George ist oftmals nicht mutig genug – wenn auch ruhig und besonnen –, um sich gegen seinen Bruder aufzulehnen.

Plötzlich scheint Phil gegenüber Peter jedoch positiver gestimmt, verbringt Zeit mit ihm und lehrt ihm das Handwerk auf der Ranch. Eine Situation, die Rose in den Alkoholismus führt. Sie verspürt tiefen Hass gegenüber Phil, hat Todesangst vor ihm.



«He's just a man», sagt sie dennoch immer wieder.

Übrigens geht es mit Peter und Phil nicht in Richtung «Brokeback Mountain». Der Junge hat andere Pläne.

Spoiler gibt es nicht hier, aber Folgendes als Tipp: Achte auf die Handschuhe.

Die eh schon eindrückliche Filmografie von Buttercup Candycrush, heieiei, Benedict Cumberbatch wird durch «The Power of the Dog» noch verfeinert. Phil Burbank dürfte dem Schauspieler seine zweite Oscar-Nomination einbringen. Sollte Nicolas Cage für «Pig» nicht nominiert sein, ist das für Cumberbatch eine ziemlich sichere Kiste.

«The Power of the Dog» läuft derzeit in allen blue Cinema Kinos und ab sofort auch auf Netflix.