Der perfekte SchlussWarum man die letzte Staffel von «Homeland» gesehen haben muss
Von Lukas Rüttimann
29.2.2020
Der grosse Hype um «Homeland» ist vorbei. Doch die Serie hat sich bis zur aktuellen – und letzten – Staffel beängstigend gut entwickelt.
Nein, die grossen Geschichten erscheinen nicht mehr, wenn eine neue Staffel von «Homeland» startet. Die Zeiten, in denen Carrie Mathison mit ihren Weinkrämpfen das Thema von Comedy-Shows und Gesellschaftsrubriken war, sind vorbei. Das Schweizer Fernsehen hat die Serie längst aus dem Programm gekippt, und die Ratings bei den Zuschauerzahlen sind tendenziell rückläufig.
Abschreiben darf man die Show deshalb jedoch nicht. Im Gegenteil: «Homeland» sollte man nicht erst seit der jetzt angelaufenen achten Staffel unbedingt noch einmal eine Chance geben. Und das nicht nur, weil es die letzte Saison der Agentenserie sein wird. Denn die HBO-Show hat seit dem grossen Hype zu Beginn eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen, in dem sie aktuelle weltpolitische und sicherheitsrelevante Themen clever in die Handlung eingebaut hat. Was auch für die neue Staffel gilt.
Vielversprechender Start
Als Handlungsschauplatz geht es diesmal zurück in den brodelnden Krisenherd Afghanistan. Das zerrissene Land stand bereits in Staffel vier im Zentrum. US-Sicherheitsberater Saul Berenson (Mandy Patinkin) will die Expertise von Carrie Mathison (Claire Danes) bei den Verhandlungen mit den Taliban nutzen und das Ende des dort seit fast 20 Jahren andauernden Krieges beschleunigen.
Doch die Situation ist verworren: Inmitten von militanten Splittergruppen, rücksichtslosen Kriegstreibern und politischen Intrigen muss Carrie auf eigene Faust herausfinden, was Wahrheit und was Täuschung ist. Dabei wird sie immer wieder mit sich selbst konfrontiert. Denn die Erlebnisse im russischen Gulag haben sie mental stark mitgenommen und sie zweifelt an ihren Erinnerungen. Zudem kehrt mit Taliban-Führer Haissam Haqqani (Numan Acar) die zentrale Figur aus Staffel vier zurück ins Rampenlicht. Ihn vom friedlichen Weg zu überzeugen, ist das zentrale Thema in Staffel acht. Es dürfte auch beim grossen Finale am 26. März den Ton angeben.
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Tatsächlich besinnt sich «Homeland» zum Schluss noch einmal auf seine Stärken. Will heissen: Die Show bietet packendes TV-Entertainment irgendwo zwischen Blockbuster-Kino, Polit-Thriller und Geheimdienst-Dok, mit tollen Schauspielern, realen Settings, intelligenten Wendungen und natürlich dem Dauerthema der Serie: Sieht Carrie terroristische Gefahren wirklich früher als andere – oder ist sie Opfer einer Paranoia als Folge ihrer manisch-depressiven Störung? Zumal ihre Krankheit für sie in den vergangenen Staffeln immer Superpower und Manko zugleich war.
Terroranschläge vorausgesagt
Das Vermischen von Fantasie und Realität geht bei «Homeland» jedoch weit über Carries Selbstzweifel hinaus. Denn nachdem die Serie zu Beginn auf die Beziehung von CIA-Agentin Mathison und dem aus Geiselhaft zurückgekehrten Brody (Damian Lewis) baute, entwickelte sie sich nach dem gewaltsamen Serientod des Soldaten im Finale von Staffel drei mehr und mehr zu einem Polit-Thriller, der aktuelle Ereignisse nicht nur einband – sondern in einzelnen Fällen sogar vorhersagte.
So thematisierte «Homeland» politische Entwicklungen wie die Instrumentalisierung von Social Media und Fake News für den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten oder liess eine Frau ins Weisse Haus einziehen. Mit diesem Entscheid – just zum Amtsantritt des neuen Präsidenten notabene – lag man allerdings falsch; wie die meisten hatten die Showrunner darauf gesetzt, dass sich Hillary Clinton gegen Donald Trump durchsetzt. Der Realität entsprach dafür der Zwist des Potus mit dem eigenen Sicherheitsdienst; fast gleichzeitig, wie sich Trump mit der National Security anlegte.
Auf dramatische Weise richtig erwies sich auch die Prognosen für islamistische Terroranschläge in Europa. 2015, in der fünften Staffel, jagten Carrie und Saul eine IS-Zelle in Berlin, die Anschläge in einer europäischen Hauptstadt plante. Die Parallelen zu den kurze Zeit später erfolgten Anschlägen in Paris (und später tatsächlich Berlin) waren so frappant wie beängstigend – aber kein Zufall.
Denn für die Handlung setzen sich Produzenten, Stars, Geheimdienste und US-Sicherheitsbeamte alljährlich an einer Konferenz namens «Spy Camp» an einen Tisch. Dort entwerfen sie «eine ganze Ladung an Szenarien, die passieren werden oder passieren könnten», wie es Claire Danes in einem Interview zur neuen Staffel von «Homeland» beschreibt.
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Richtiger Zeitpunkt
So gut sich «Homeland» seit Abschluss der Brody-Saga auch entwickelt hat, eines steht fest: Der Schluss kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn – das haben die ersten Folgen von Season acht gezeigt – auch wenn die Serie nach wie vor beste Unterhaltung bietet, beginnen sich gewisse Szenarien zu wiederholen.
Beispiele, in denen (Agenten)-Serien es verpassen, Schluss zu machen, gibt es genug (ja, wir meinen dich, «24»). «Homeland» hingegen hat gute Chancen, auf dem Höhepunkt abzutreten – und nichts anderes hat eine der besten TV-Serien der letzten Jahre verdient.
Vier Monate nach dem US-Start kommen nun auch Schweizer Streaming-Fans in den Genuss von Disney+ und dessen Prestige-Projekt «The Mandolorian». Welchen Serien-Nachschub der März neben der Serie aus dem «Star Wars»-Kosmos noch bereithält? Die Galerie gibt Aufschluss über das Beste von Netflix, Sky und Co.
Bild: Disney
Nach dem Konsum der Partydroge «Blis» ist Noras (Rosabell Laurenti Sellers) bisheriges Leben aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Mit der Hilfe zweier Polizisten kommt sie einer gigantischen Verschwörung auf die Spur – und einer drohenden Alien-Invasion. Die düstere Science-Fiction-Serie «Spides» startet am 5. März auf SYFY (über Teleclub empfangbar).
Bild: SYFY
Frisch aus dem Gefängnis entlassen, will Ex-Polizist Spenser (Mark Wahlberg, rechts) eigentlich weg aus Boston. Doch als in der Action-Komödie «Spenser Confidential» zwei ehemalige Kollegen tot aufgefunden werden, soll er das Verbrechen mit seinem chaotischen Mitbewohner Hawk (Winston Duke) aufklären. Den Netflix-Film gibt es ab 6. März zu sehen.
Bild: Netflix/Daniel McFadden
Schon Mitte der 80er-Jahre widmete sich Steven Spielberg in «Amazing Stories» übernatürlichen Geschichten über Geister und Aliens. Auch an der gleichnamigen Anthologie-Serie von Apple TV+ (ab 6. März) war er als Produzent beteiligt. Spielbergs Ruf folgten einige renommierte Serienschauspieler wie Dylan O'Brien («Teen Wolf») und Victoria Pedretti («You», Bild).
Bild: Apple
Auf was kommt es im Leben an? Welche Bedeutung hat Freundschaft? Und wie geht man mit einem Trauma um? Als einer der ihren Selbstmord begeht, beginnt eine Gruppe von Freunden ihre Lebensentscheidungen und Beziehungen zueinander zu hinterfragen. Wie schmerzvoll und berührend das sein kann, zeigt ab 10. März «A Million Little Things» auf FOX (über Teleclub empfangbar).
Bild: FOX
Die vermeintlich heile Welt moderner Helikoptereltern wird in der genialen Mockumentary «Andere Eltern» (ab 19. März, TNT Comedy, über Teleclub empfangbar) erneut auf den Prüfstand gestellt. In der zweiten Staffel werden Nina (Lavinia Wilson) und die anderen überfürsorglichen Mütter und Väter unter anderem mit den Tücken konfrontiert, die Karneval und Silvester bereithalten.
Bild: Frank Dicks / eitelsonnenschein GmbH / Turner Broadcasting System Europe Limited – a WarnerMedia Company
In der zweiten Staffel der Krankenhausserie «Code Black» muss der Armeearzt Dr. Ethan Willis (Rob Lowe) wegen einer Haiattacke an den Strand von Malibu. Dabei sollte er eigentlich in dem völlig überlasteten Hospital sein: Dort warten neue Assistenzärzte auf ihre Einweisung. SRF zwei zeigt die Drama-Serie ab 13. März wöchentlich in Doppelfolgen.
Bild: SRF / 2016 ABC Studios
In der britischen Crime-Serie «The Bay» (ab 13. März, ZDFneo) wird Detective Sergeant Lisa Armstrong (Morven Christie) mit einem Vermisstenfall betraut. Je mehr sie sich der Suche nach zwei verschwundenen Teenagern widmet, desto deutlicher tritt eine persönliche Verbindung der Ermittlerin zutage. Was haben Armstrongs eigene Kinder mit dem Fall zu tun?
Bild: ZDF/Ben Blackall
2019 platzierte sich «Élite» in den Top Ten der erfolgreichsten Netflix-Serien. Ab 13. März geht es mit neuen Folgen der spanischen Produktion weiter. Besonders spannend: Wie reagiert Guzmán (Miguel Bernardeau, links) darauf, dass Polo (Álvaro Rico), der mutmassliche Mörder seiner Schwester, wieder auf freiem Fuss ist? Details zur Handlung verriet Netflix noch nicht.
Bild: Netflix / Manuel Fernandez-Valdes
Mitten im nervenaufreibenden Krieg zwischen drei Königreichen kommt dem Schildknappen Tiuri (Amir Wilson, Bild) eine wichtige Aufgabe zu: Er muss einem König eine Nachricht übermitteln. Doch der böse Prinz Viridian (Gijs Blom) hat etwas dagegen. Ob Tiuris Mission gelingt, zeigt sich ab 20. März in der Netflix-Serie «Der Brief für den König».
Bild: Netflix / Nicola Dove
Eigentlich sollte der erste Apple-Original-Film «The Banker» bereits im November anlaufen. Mit etwas Verzögerung feiert das Drama am 20. März Premiere. Es geht auf die wahre Geschichte von Joe Morris (Samuel L. Jackson, links) und Bernard Garrett sr. (Anthony Mackie) zurück – zwei afroamerikanische Entrepreneure im Kampf gegen den Rassismus der 50er-Jahre.
Bild: Apple
Um die Jahrhundertwende mischt Madam C.J. Walker (Octavia Spencer) die Geschäftswelt auf und wird Amerikas erste afroamerikanische Selfmade-Millionärin. Trotz der Erfolgsgeschichte wird Walker Opfer von Diskriminierung und Rassismus. Die Netflix-Miniserie «Self Made: Das Leben von Madam C.J. Walker» (ab 20. März) lehnt sich an die wahre Geschichte Walkers an.
Bild: Netflix/Amanda Matlovich
Mit der Verhaftung von Terry Maitland (Jason Bateman) schien Ralph Anderson (Ben Mendelsohn, Bild) den Mord an einem Elfjährigen aufgeklärt zu haben. Doch wie sich herausstellt, hat Maitland ein Alibi. Stattdessen treibt in der Serien-Adaption des Stephen-King-Bestsellers «The Outsider» (ab 20. März, Sky, über Teleclub empfangbar) eine übernatürliche Kraft ihr Unwesen.
Bild: Home Box Office
Eigentlich wollen Mary Beth (Morgan Saylor, links) und Priscilla (Sophie Lowe) nach der Beerdigung ihrer Mutter nichts wie weg aus dem Fischerdorf Easter Cove. Zunächst müssen die Schwestern im Amazon-Original-Film «Blow The Man Down» (ab 20. März) aber noch die Schulden der Toten begleichen – was nicht leichter wird, nachdem Mary Beth einen Mann in Notwehr tötet.
Bild: 2019 Amazon.com Inc., or its affiliates
Mit «The Mandalorian» startet am 24. März bei Disney+ die erste Realfilm-Serie aus dem «Star Wars»-Universum. Sie erzählt von einem «einsamen Revolverhelden» (Pedro Pascal), der einen bedeutenden Auftrag erfüllen muss – nämlich «Baby-Yoda» zu entführen. Doch dann verliert der Mandalorianer sein Herz an das niedliche Wesen und beschliesst, es zu beschützen.
Bild: Disney
Elena (Tess Romero) ist eine gewöhnliche Zwölfjährige, die ihre Erlebnisse in der Schule und mit ihrer Latina-Familie in einem Tagebuch festhält. Was die Jugendliche zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss: Sie wird eines Tages Präsidentin der USA. «Diary of a Future President» startet am 24. März bei Disney+.
Bild: Disney
Bricht 14 Jahre nach der Romanze zwischen Vanessa Hudgens und Zac Efron erneut ein «High School Musical»-Hype aus? Jedenfalls zeigt Disney+ ab 24. März «High School Musical: The Musical: The Series». Darin dreht sich alles um eine Musicalaufführung in der Schule, in der die erfolgreiche Film-Reihe einst spielte. Ob Ricky (Joshua Bassett) an der Gitarre überzeugt?
Bild: Disney
Die deutsch-amerikanische Autorin Deborah Feldman berichtete 2012 in ihrer Bestseller-Biografie von ihrer Kindheit und Jugend in einer ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft. Was sie dort erlebt hat und wie sie den Absprung geschafft hat, arbeitet die vierteilige Mini-Serie «Unorthodox» ab 26. März bei Netflix auf.
Bild: Netflix/Anika Molnar
Nach «Gomorrha» inszeniert Regisseur Stefano Sollima bereits die zweite Serie nach Vorlage von Roberto Saviano. In «ZeroZeroZero» (ab 26. März, Sky, über Teleclub empfangbar) droht ein wichtiger Koks-Deal des Mafiabosses Don Minu (Adriano Chiaramida, Bild) zu scheitern. Von den Folgen ist auch der amerikanische Mittelsmann Edward Lynwood (Gabriel Byrne) empfindlich getroffen.
Bild: Sky/Patti Perret
Was tun mit dem vielen gewaschenen Drogengeld? Diese Frage entzweit in der dritten Staffel von «Ozark» (ab 27. März, Netflix) die Eheleute Marty (Jason Bateman, links) und Wendy (Laura Linney). Da trägt es nicht gerade zur Entspannung der Lage bei, dass Wendys Bruder Ben (Tom Pelphrey) unangekündigt vor der Tür steht ...
Bild: Netflix / Steve Dietl
Unter dem Motto «Neue Welt» startet bei Sky (über Teleclub empfangbar) die dritte Staffel der Sci-Fi-Serie «Westworld». Dolores (Evan Rachel Wood) hat sich mittlerweile aus dem Freizeitpark befreit und muss sich in den neuen Folgen in der realen Welt beweisen. Neben bekannten Gesichtern der ersten Staffeln wie Jeffrey Wright stösst ab 30. März unter anderem Aaron Paul («Breaking Bad») zum Cast.
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