Kolumne am Mittag Ein weiblicher Orgasmus per Knopfdruck? Na klar

In «Sexify» tüfteln drei Studentinnen an einer App, die den Höhepunkt garantiert. Die Netflix-Serie stammt ausgerechnet aus dem erzkonservativen Polen.  Und wäre eine solche Applikation denkbar?

Ein riesen Halligalli, Party so weit das Auge reicht auf dem ganzen Campus. Aber Informatikstudentin Natalia sitzt brav in ihrem kleinen Studio am Pult. Sie hat eine Mission. Hoch konzentriert legt sie sich im Omaschlüpfer samt Schlabber-BH ins Bett – an ihrem Oberkörper überall Elektroden, die an ihren Compi geschlossen sind. Entschlossen legt sie sich die Hände in den Schritt.

Dabei wird Natalia mit strengem Blick von ihrem Idol beobachtet. Von einem Poster herab blickt Nobelpreisträgerin Marie Curie. So wie Curie will Natalia Grosses erreichen. Sie will mit ihrer selbstentwickelten Orgasmus-Applikation den Schulwettbewerb gewinnen. Die eierlegende Wollmilchsau unter den Apps entwickeln. 

Und weil Natalia mit Liebschaften nichts am Hut hat, bittet sie ihre Kommilitonninen Monika und Paulina um Starthilfe. Beide stehen im Leben an einem anderen Punkt. Die eine ist frisch verlobt – aber unglücklich – die andere ist Dating-Weltmeisterin und erinnert an Kult-Samantha aus «Sex and the City». Die Streamingserie ist quasi eine Version von «Sex and the City» 2021. Leichtfüssig, witzig und nebenbei erfährt Frau ein paar Facts über den komplexen weiblichen Körper. 

Gelingt es, die Applikation zu entwickeln und damit den Schul-Pitch zu gewinnen? Ausgerechnet ein Projekt, das von einer Jungfrau initiiert wurde? Das ist bei «Sexify» nebensächlich. Der Weg dahin ist die Story – und bietet genug leichten Stoff und ein bisschen Drama.

Zwei sexlastige Produktionen aus Polen

«Sexify» ist ebenso eine polnische Produktion, genau wie die umstrittene Softporno-Netflix-Serie «365» (blue News berichtete), welche die Gemüter erhitzte. 

Ist «Sexify» als eine Art Revolution gegen das erzkonservative Polen zu sehen? Könnte sein. Das Land steht in Sachen Frauenrecht nicht gut da und Anfang des Jahres ist sogar ein verschärftes Abtreibungsgesetz in Kraft getreten. Mehr noch: Die Regierung überlegt sich zurzeit einen Austritt aus der Istanbuler-Konvention gegen die Gewalt an Frauen.

Zum Höhepunkt dank App?

Die Idee, dank einer Applikation zum Orgasmus zu gelangen, ist nicht neu. Mit «La petite morte», wie die Franzosen es nennen, haben Entwickler bereits eine solche App geschaffen. Wer mit seinem Finger auf einer verpixelten Vulva herumreibt, soll zum digitalen Höhepunkt gelangen, schreibt «deutschlandfunknova.de» darüber. Apple war «La Petite Morte» wohl zu anzüglich und hat es aus dem Store entfernt.  

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.