«Elizabeth: A Portrait in Parts» Ihre Majestät spricht nicht viel, aber die Bilder sagen alles

Von Fabian Tschamper

2.6.2022

Mit einer Dokumentation, die die wichtigsten Momente der Queen zeigt, festigt sich ihr Ruf der Unerschütterlichkeit als jahrzehntelange Monarchin des Vereinigten Königreichs.

Von Fabian Tschamper

Gibt es noch irgendetwas über die 70-jährige Regentschaft von Queen Elizabeth II. zu sagen? Mit all den Werken über sie und die royale Familie scheint sich wenig Neues über die Monarchin anzubieten.

Inzwischen ist nicht nur das britische Fernsehen voll mit Dokumentationen über die britische Königin, mit den üblichen Verdächtigen, sprechenden Köpfen und über jeden Zweig des Stammbaums der Windsors.

Neben diesen Werken sind auch fiktive Filme und Serien sehr erfolgreich, auf Grundlage wahrer Begebenheiten natürlich. Dazu zählen «The Crown» (seit 2016), «The Queen» (2006) oder jüngst auch «Spencer» (2021), die gewisse Lücken füllen konnten. Oder zumindest mögliche Lückenfüller präsentiert haben.

Filmemacher Roger Michell versucht mit «Elizabeth: A Portrait in Parts», die durchgekaute Windsor-Familiengeschichte ein bisschen aufzufrischen. Das beeindruckende Archivmaterial offeriert flüchtige Einblicke in ein Leben, das Pflicht und Dienst gewidmet ist.

Die Aufnahmen sind mit mal mehr oder weniger poppiger Musik untermalt und zeigen Elizabeth in ihrem Tun als Königin. Besonders aufgefallen sind dabei Details: Wie sich die Königin gibt, wie sie spricht, sich bewegt. Und vor allem: Wie sie mit ihren Mitmenschen interagiert.

Ein surrealer Moment zeigt Michell etwa, als Queen Elizabeth bei einem Pferderennen gewinnt. Die Aufnahmen sind mehr als 40 Jahre alt. Ein Laufbursche händigt ihr daraufhin eine Zehn-Pfund-Note aus, die ihr eigenes Gesicht trägt – so etwas siehst du nicht alle Tage.

Ein Schnelldurchlauf, der nichts auslässt

Roger Michell, der im September 2021 verstorben ist, arbeitete an «Elizabeth: A Portrait in Parts» mit Editorin Joanna Crickmay zusammen. Sicherlich haben sie einen Berg an Material durchstöbert und sind dabei dennoch bei einem kompakten Endprodukt angekommen.

Der Film springt von Thema zu Thema unter Titeln wie «The Queen's Speech» oder «In the Saddle» und zeigt viele wehmütige Erinnerungen während der sieben Jahrzehnte: von Premierministern zu Paraden, von Partys und Premieren zu enthüllten Gemälden und gepflanzten Bäumen.

Dabei soll auch gelernt sein: Bei der ersten direkten Begegnung der Queen wird sie mit «Her Majesty» angesprochen, bei jedem darauffolgenden Zusammenkommen reicht «Madam» aus.

Elizabeth kommt am meisten zu Wort

Als Begleitung für das Archivmaterial hat sich Michell für Musik – anstelle eines Voiceovers – entschieden. Zeitgenössische wie auch altmodischere Stücke finden sich während «Elizabeth: A Portrait in Parts».

Von Robbie Williams gehen wir zu George Formby, von Rapper Stormzy zu Grace Fields und John Lennon oder Paul McCartney.

Sonstige Stimmen äussern sich zudem nicht nur wohlwollend, durchaus kritisch hörst du die ehemaligen Premierminister Tony Blair oder auch Harold Wilson sprechen. Auch wird Dianas Tod erwähnt – oder das schreckliche BBC-Interview von Prinz Andrew, in dem er behauptet hat, nicht zu schwitzen.

Der Queen selbst ist es untersagt, ein Interview zu geben oder öffentlich eine Meinung zu teilen, dieser Film enthält aber wohl so viele ihrer eigenen Worte wie noch kein Werk vorher.

Was bleibt von der Dokumentation, ist eine Frau, die sich gegen Wind und Wetter behauptet hat, die stets eine Figur der Stabilität – trotz kommenden und gehenden Premierministern – geblieben ist. Die Welt hat sich in diesen 70 Jahren unverkennbar verändert, ihre Kinder haben einen eigenen Fussabdruck hinterlassen, geliebte Menschen musste sie gehen lassen.

Aber egal, was geschieht, the show must go on, mustn't it, Madam?

«Elizabeth: A Portrait in Parts» läuft ab 2. Juni in ausgewählten Schweizer Kinos.