Royal Bad Boy Prinz Harry: Fast gezähmter Rebell im Königshaus

Silvia Kusido, dpa

3.5.2018

Er pflegte lange sein Image als spitzbübischer Heisssporn und begehrtester Junggeselle Grossbritanniens. Doch seit einiger Zeit scheint Prinz Harry gereift - und er steht bald vor dem Traualtar.

«Party-Prinz» oder «Harry the Nazi» - für seine Eskapaden und Fehltritte als Jugendlicher musste sich Prinz Harry wohl so manches Donnerwetter hinter den dicken Schlossmauern anhören. Der Rotschopf konsumierte Drogen, Alkohol und mindestens einen Goldfisch. Im Elite-Internat Eton hagelte es schlechte Noten, aber seine Zukunft sah der waghalsige Prinz ohnehin als Polostar zu Pferde. Und die hübschen Mädchen lagen ihm in Scharen zu Füssen - dem «Robbie Williams der Royals», wie er damals auch genannt wurde.

Ein Frauenschwarm ist er immer noch, aber nun in festen Händen. Am 19. Mai heiraten der 33-jährige Harry und die drei Jahre ältere US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle in Windsor. Bei der Wahl seiner Braut waren dem Royal die gesellschaftlichen Konventionen des britischen Königshauses schnuppe; er ist seinem Herzen gefolgt. Meghan ist geschieden, dunkelhäutig, US-Amerikanerin und eine Bürgerliche - längst nicht jedem passt das in Grossbritannien.

Dianas Tod prägte ihn

Auch wenn Harry lange einen Ruf hatte als pubertäres Raubein mit dem Hang, über die Stränge zu schlagen: Henry Charles Albert David Mountbatten-Windsor, so lautet sein vollständiger Name, ist sensibel und verletzlich. Als sich im vergangenen Sommer der 20. Todestag seiner Mutter Diana näherte, die bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen war, berichtete er erstmals öffentlich von seinen psychischen Problemen nach dem grossen Verlust.

«Ich habe den Kopf in den Sand gesteckt und mich geweigert, an meine Mutter zu denken», sagte Harry, der erst zwölf Jahre alt war, als Prinzessin Diana starb. Seine Reaktion habe Auswirkungen auf sein Privatleben und seine Arbeit gehabt. Harry litt nach eigenen Angaben unter Angstzuständen und stand mehrmals kurz vor einem Zusammenbruch. Erst mit 28 Jahren nahm er psychologische Hilfe in Anspruch. Seine Aggressionen baute er mit Hilfe des Boxsports ab.

«Dirty Harry»

Seine Fehltritte basierten auf einem Mix aus Wut, Naivität und Rebellion. Für einen Auftritt mit einer Hakenkreuzbinde auf einer Kostümparty musste der Enkel von Königin Elizabeth II. sich öffentlich entschuldigen. Scheidungskind, dann die Mutter tot: «Er hätte etwas mehr elterliche Führung gebraucht», meint Penny Junor, die mehrere Bücher über die Royals geschrieben hat.

Nach der Schule arbeitete Harry in einem Waisenhaus im afrikanischen Lesotho. Kameradschaft fand er in seinen zehn Jahren beim Militär, auch bei Einsätzen in Afghanistan. «Ich renne gern durch einen schlammigen Wassergraben und schiesse, so bin ich eben», sagte Harry. Aber auch hier handelte er sich mächtig Ärger ein, als er das Schiessen vom Hubschrauber aus sinngemäss mit Konsolenspielen verglich. Vor über fünf Jahren gelangten Nacktaufnahmen an die Öffentlichkeit, die «Dirty Harry» - wie er oft genannt wurde - beim Strip-Billard mit Schönheiten in einem Luxushotel in Las Vegas zeigten.

Darum ist Harry so beliebt

Doch die Briten verziehen dem Rebell im Königshaus schnell. Harrys Kehrtwende mit fast Ende 20 und eine geschickte PR-Kampagne taten ihr Übriges. Heute glänzt der 33-Jährige durch soziales Engagement: Er setzt sich vor allem für psychisch Kranke und Veteranen ein. Für seine «Invictus Games», einen Sportwettbewerb für Kriegsversehrte, liess er sich etwas Besonderes einfallen: Er lieferte sich mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und dessen Frau Michelle ein Twitter-Duell mit Videobotschaften. Harry gewann - er hatte den Joker gezogen und die Queen mit ins Boot geholt. «Oh really? Please», sagt sie zu einem Video der Obamas. Der Tweet wurde zum viralen Hit.

Hinzu kommt Harrys warmherzige und unkomplizierte Art: Er albert mit Kindern herum, umarmt Senioren, die er als treue Fans in der Menge wiedererkennt, feuert völlig perplexe Marathon-Läufer an oder rubbelt Kriegsversehrten bei den «Invictus Games» vor lauter Freude über deren Sieg so richtig über den Kopf. Und er ist konsequent.

«Meghan könnte der Anker sein, den Harry braucht.»

Als in Grossbritannien rassistische und sexistische Bemerkungen gegenüber Meghan fallen, lässt Prinz Harry eine geharnischte Mitteilung veröffentlichen. Manche Insider glauben, dass er Angst davor hatte, wieder eine Freundin zu verlieren, die dem Druck von aussen nicht standhält. Selbst sein enges Umfeld sei über den scharfen Ton in der Mitteilung überrascht gewesen, schreibt Katie Nicholl in ihrem neuen Buch «Harry - Life, Loss, and Love». Die Autorin meint: «Meghan Markle könnte der Anker sein, den Harry braucht.»

Meghan, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt, tritt ähnlich herzlich und volksnah auf wie Harry. Im Vergleich dazu wirken Prinz William und Herzogin Kate fast ein wenig steif. Harry, da ist sich das Volk einig, ist endlich erwachsen geworden. Ein bisschen Rebell ist er aber - für viele Briten glücklicherweise - geblieben.

Prinz Harry und Meghan Markle
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