FilmmusikEpisch, traurig, herzerwärmend: Die heutigen Mozarts und Beethovens
Von Fabian Tschamper
7.3.2020
Ob hektisch oder gemächlich: Filmmusiker verleihen visuellen Meisterwerken den nötigen Nachdruck mit ihren Kompositionen. Ein paar Beispiele der heutigen herausragenden Komponisten.
Vorneweg ist es wichtig, dass man den Original-Soundtrack und den Film-Soundtrack unterscheidet: Ersterer wurde eigens für das Leinwandspektakel komponiert, letzterer ist schlicht ein lizenziertes Lied eines Künstlers, das von der Atmosphäre her in die jeweiligen Szenen passt.
Als (herausragendes) Beispiel für beide Fälle kann man das Drama «Joker» nehmen. Einerseits wurde Hildur Guðnadóttir für ihre Arbeit am Original-Soundtrack – oder dem Filmscore – mit dem Oscar ausgezeichnet. Hier ein Auszug:
Der Filmscore gehört zur Szene wie das Set oder die Kostüme, ohne ihn wäre sie nicht komplett. Darum entfaltet er seine wahre Wirkung nur in Verbindung mit jener Szene. Möglicherweise kann nur jemand, der den Film gesehen hat, nachvollziehen wie unfassbar passend dieser spezifische Score ist – Gänsehaut!
Aber wie erwähnt, finden sich natürlich auch traditionelle Musikstücke in «Joker», also jene, die auch im Radio laufen würden. Beim Drama ist es sogar ein ganz Grosser der Musikgeschichte: Frank Sinatras «That's Life» ertönt nämlich im Film. Klar untermauert diese Musikwahl im Film eine Szene, eine Handlung, aber das Lied kann ohne Probleme auch für sich alleine stehen.
Hier konzentrieren wir uns aber auf ersteres Beispiel – vielleicht werden damit die einen oder anderen Fans der klassischen Musik überzeugt, eines der folgenden Meisterwerke anzuschauen.
Vom Winde verweht (1939)
«Der musste ja kommen», werden Sie sich denken. Kein Grund aber die Qualität des Films und des Soundtracks zu missen. «Gone With The Wind» ist bis heute einer der grössten Erfolge aller Zeiten. Doch immer ist die Rede von Clark Gable und Vivien Leigh oder «Ehrlich gesagt, meine Liebe, das ist mir egal!».
Der Filmscore wurde vom österreichischen Komponisten Max Steiner geschrieben. Er erhielt dafür eine Oscarnomination und zählt zu den 25 grössten Filmmusikern der letzten 100 Jahre. Der Soundtrack untermalt die Liebesbeziehung zwischen den Charakteren und schreit förmlich Herzschmerz.
Interstellar (2014)
Bei guter Filmmusik muss man sich zusammenreissen, um nicht bei jedem Beispiel den deutschen Hans Zimmer zu wählen. Der Komponist hat unzählige wunderschöne Stücke kreiert, hier fällt die Wahl auf seinen Score zum Chris Nolans «Interstellar». Nolan befasst sich oft mit dem Konstrukt der Zeit und wie er sie manipulieren oder gar darstellen kann.
Hans Zimmer flechtet diesen Aspekt gekonnt in obiges Stück: Als die Crew in der Nähe eines Schwarzen Lochs auf einem Planeten landet, verläuft ihre Zeit anders als jene im All, anders als jene auf der Erde. Jedes einzelne hörbare Ticken während des Scores «Mountains» entspricht einem Tag auf der Erde – eine Stunde auf dem Planeten entspricht sieben Jahren auf der Erde. Dass der Soundtrack an Fahrt aufnimmt, bedrohlicher wird, ist in diesem Zusammenhang abermals kein Zufall.
Forrest Gump (1994)
Alles, was der beeinträchtigte Forrest Gump möchte, ist einen Sinn im Leben und die Liebe zu finden. Komponist Alan Silvestri unterstreicht die Leiden des jungen Gump mit herzerwärmenden Klängen und hätte dafür eigentlich einen Oscar verdient gehabt. Seine Konkurrenz bestand damals aber aus Hans Zimmer, der für die Musik zu «Der König der Löwen» den Academy Award erhalten hat. Diese Leistung sticht man nicht so leicht aus.
Weitere Beispiele für gute bis legendäre Original-Soundtracks lassen sich freilich unzählige finden. Da wäre noch der bedrohliche Score zu «Jaws» aus dem Jahr 1975. Die unvergleichliche Tonfolge von «Star Wars», deren Komponist John Williams übrigens 52 Oscarnominationen inne hat. So viele Meisterwerke, die alle (hoffentlich) nicht untergehen in ihren jeweiligen Szenen.
Filmstar Fabienne (Catherine Deneuve, links) schreibt in ihrem Buch auch über ihre Tochter Lumir (Juliette Binoche). Beide Frauen haben aber unterschiedliche Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit.
«Narziss und Goldmund» ist die erste Verfilmung der berühmten Erzählung von Hermann Hesse.
Bild: Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Narziss (Sabin Tambrea) geht voll und ganz im Klosterleben auf.
Bild: Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Nach Jahren der Trennung treffen Narziss (Sabin Tambrea, links) und sein Freund Goldmund (Jannis Niewöhner) wieder aufeinander.
Bild: Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Eine amerikanische Heldengeschichte? «Richard Jewell» erzählt vom Olympia-Anschlag 1996.
Bild: 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.
Richard Jewell (Paul Walter Hauser, Mitte) entdeckt auf dem Gelände der Olympischen Spiele eine Bombe.
Bild: 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.
Richards Mutter «Bobi» (Kathy Bates) kämpft für ihren Sohn.
Bild: 2019 Warner Bros. Entertainment Inc.
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Bild: Disney
Weil die Hunnen das chinesische Kaiserreich bedrohen, macht die Armee mobil.
Bild: Disney
Als Mann verkleidet zieht Mulan (Liu Yifei) für China in den Kampf.
Bild: Disney
«Seberg» erzählt ein eher unbekanntes Kapitel aus dem Leben der früh verstorbenen Nouvelle-Vague-Ikone.
Bild: 2019 Prokino Filmverleih GmbH
Jean Seberg (Kristen Stewart) steht viel in Frankreich vor der Kamera, engagiert sich aber auch in ihrer amerikanischen Heimat für die Bürgerrechtsbewegung.
Bild: 2019 Prokino Filmverleih GmbH
Der Überwachungsspezialist Jack Solomon (Jack O'Connell) wurde vom FBI auf Jean Seberg angesetzt.
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