Rolle in «Ford vs. Ferrari»Rolle in «Ford vs. Ferrari»: Bündner gibt in Hollywood Vollgas
Marlène von Arx
10.2.2019
Der St. Moritzer Gian Franco Tordi spielt im Hollywood-Streifen «Ford vs. Ferrari» neben Christian Bale und Matt Damon. Ein Trost, nachdem er eine Rolle im oscar-nominierten «Green Book» ablehnen musste. Wie das kam, verrät er im Gespräch mit «Bluewin».
Es hat nicht sollen sein: Gian Franco Tordi hat knapp eine Rolle in «Green Book» verpasst. Der Bündner ist seit Jahren mit Nick Vallelonga befreundet, sie haben auch schon zusammen gedreht. Vallelonga ist der Drehbuchautor, Produzent und Sohn der «Green Book»-Hauptfigur Tony Lip (gespielt von Viggo Mortensen), der Anfang der 60er Jahre einen schwarzen Jazz-Musiker als Fahrer durch die Südstaaten begleitet und seine eigenen rassistischen Sentimente zu überwinden lernt.
«Nick rief mich an, er bräuchte mich für drei Tage in New Orleans. Er hätte einen Part für mich als eines der Familienmitglieder von Tony, aber ich war zu jener Zeit als Moderator vom ‹Polo und White Turf›-Pferderennen in St. Moritz engagiert und konnte die Rolle nicht annehmen», bedauert Tordi das unglückliche Timing. Bei einem Morgen-Kaffee nicht weit vom berühmten Rodeo Drive in Beverly Hills erinnert er sich an die Enttäuschung zurück – die aber eben auch dazugehört in Hollywood. Er lässt sich davon nicht unterkriegen, denn er weiss: Schon um die nächste Ecke kann die nächste Chance warten.
Und prompt: Inzwischen hat er die Rolle des Sicherheits-Chefs von Gianni Agnelli (seines Zeichens Fiat-Boss und Onkel von Ferrari-Fahrer Ludovico Scarfiotti) in «Ford vs. Ferrari» gelandet. Christian Bale spielt den Ford-Fahrer Ken Miles und Matt Damon den Ford-Designer Carroll Shelby. Der Film dreht sich um das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1966, in dem der Schweizer Jo Siffert auf Porsche Vierter wurde. James Mangold («Walk the Line», «Logan») führt Regie.
«Das war eine ganz interessante Erfahrung für mich», erinnert sich Gian Franco Tordi. «Normalerweise bin ich ziemlich nervös auf dem Set, weil ich allgemein eine nervöse Person bin und diese Anspannung auch brauche, um zur Höchstform aufzulaufen. Aber als James Mangold zu mir sagte, dass sei jetzt mein grosser Moment und ob ich parat sei, war ich so ruhig wie noch nie – trotz grosser Party-Szene und 200 Statisten! Ich kam auf ein höheres schauspielerisches Niveau. James Mangold hat mich aus allerlei Winkeln gefilmt. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.»
Von den Brettern auf die Bühne
Gian Franco Tordi wusste bereits mit acht Jahren, als er in einem Theaterstück in Samedan GR mitwirkte, dass er Schauspieler werden wollte. Mit 28 fasst er nach ein paar Saisons als Ski- und Snowboard-Lehrer den Mut, nach Hollywood auszuwandern und eine Schauspielausbildung zu absolvieren. Am Anfang hat er hin und wieder Nicolas Cage gedoubelt: «Ich höre es sicher zweimal pro Tag, dass ich ihm ähnlich sehe», was Tordi nicht unbedingt als Kompliment empfindet. «Für die Karriere ist es nicht gut. Bereits bei zwei Castings für Werbespots hat man mich auf die Ähnlichkeit angesprochen und mich deswegen nicht engagiert.»
Der Gedanke, die Zelte in Los Angeles abzubrechen, kam dem 46jährigen auch schon. Aber letztlich braucht er beides: die Ruhe und Stabilität der Schweiz und das Chaos und die Unbeständigkeit von Los Angeles: «Ich kann auch nicht aufgeben. Kämpfen zu müssen ist gut für mich. Hier stehe ich um 5.30 Uhr auf und pusche mich den ganzen Tag. In der Schweiz liege ich schnell mal bis um 9 Uhr im Bett.» Und nach jedem Tief kommt bekanntlich wieder ein Hoch. Ist die Frustration am Grössten, passiert wieder etwas, das zum Bleiben motiviert, wie eine kleine Rolle in «The Good German», wo er eine Szene mit George Clooney hatte: «Er ist wirklich ein sehr lustiger, umgänglicher Typ. Er erzählte mir von seiner Zeit in St. Moritz, als seine Ex Elisabetta Canalis dort einen Film drehte.»
Inzwischen hat der Single mit italienischen Wurzlen, der in einer Dreizimmerwohnung in Studio City nahe des städtischen Wandergebiets lebt, gelernt, schwierige Momente in gute Energie umzuwandeln – und in einen Stand-up-Comedy-Act: «Die Inkompetenz und Unfreundlichkeit hier stresst mich manchmal schon sehr, dagegen gibt es nur Sport, Alkohol oder Stand Up», lacht er. «Mit Stand-up habe ich ein kreatives Ventil gefunden.»
«Mein Herz ist in St. Moritz»
Einen ähnlichen Sinn für Humor hat auch der Soap-Star Ronn Moss («The Bold and the Beautiful»). Die beiden haben sich bei einer Party eines Produzenten kennengelernt und verstanden sich auf Anhieb. Gian Franco Tordi lud den Amerikaner darauf nach St. Moritz ein, wo die beiden für die Show «Enjoy St. Moritz» einige Sketches aufzeichneten. Und jetzt wollen sie einen ganzen Film zusammen im Engadin drehen. «Er hat eine romantische Komödie geschrieben, die in Malibu spielen sollte, aber jetzt will er in St. Moritz drehen, weil es ihm so gut gefallen hat.»
Dem Bündner kann es recht sein. Denn mittlerweile wird er öfters von Heimweh geplagt. «Je älter ich werde, desto mehr vermisse ich meine Eltern und meinen Bruder in St. Moritz. Mein Herz ist dort.» Sein Traum wäre es, sieben Monate pro Jahr in Los Angeles zu verbringen und fünf Monate in der Schweiz. Er würde beispielsweise gern etwas fürs Schweizer Fernsehen machen. «Ich habe da auch schon ein paar Ideen», meint er geheimnisvoll. Aber zuerst drückt er jetzt mal seinem Kumpel Nick Vallelonga und «Green Book» für die Oscars am 24. Februar die Daumen.
Noch ein paar Tage, dann ist wieder Oscar-Nacht: Am 24. Februar werden in Los Angeles die goldenen Trophäen verliehen. Mit jeweils zehn Nominierungen gehen «Roma» und «The Favourite» als Favoriten ins Rennen. Wer sich sonst noch berechtigte Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen darf, verraten wir Ihnen in unserer Galerie.
Bild: 2018 eOne Germany/Neue Visionen/2018 Twentieth Century Fox
Den Golden Globe für ihre Rolle in «The Wife» (Schweizer Kinostart: 7. Februar) hat Glenn Close schon in der Tasche: Sie wurde als beste Schauspielerin in einem Drama ausgezeichnet. Gut möglich, dass es auch mit dem Oscar klappt. Verdient hätte es die Schauspielveteranin: Close ist bereits zum siebten Mal nominiert.
Bild: SquareOne Entertainment / Graeme Hunter
Auch Olivia Colman wurde bei den Golden Globes als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet – allerdings für die beste Komödie. Bei den Oscars kann aber nur eine das Rennen machen – Glenn Close oder eben Colman, die in «The Favourite» mit vollem Körpereinsatz die englische Königin Anne spielt.
Bild: 2018 Twentieth Century Fox
Wäre die Zeit, die ein Schauspieler in der Maske verbringt, ein Indikator für die Oscar-Chancen – Christian Bale wäre wohl absoluter Favorit in diesem Jahr. Denn in seiner Rolle als US-Vize Dick Cheney in «Vice» ist er kaum wiederzuerkennen. Den Golden Globe für die beste Hauptrolle in einem Musical gab's für diese Leistung immerhin schon.
Bild: Universum Film
Selbes Spiel wie bei den Damen: Auch Rami Malek bekam einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller (in der Kategorie Drama) – und muss nun mit Christian Bale um den Oscar wetteifern. Er ist nominiert für seine Rolle als schnauzbärtiger Freddie Mercury im Queen-Biopic «Bohemian Rhapsody».
Bild: 2018 Twentieth Century Fox
Einen Oscar hat Regisseur Alfonso Cuarón bereits (für das Weltraumdrama «Gravity») – jetzt könnte ein zweiter hinzukommen: Mit seinem Netflix-Drama «Roma» steht der Mexikaner ganz oben auf der Liste. Und sollte es doch nicht klappen: Den Golden Globe konnte er in diesem Jahr bereits einstecken.
Fürs Foto posierte der Grieche Yorgos Lanthimos (links) schon mal mit Academy-Präsident John Bailey. Aber auch sonst stehen die Chancen auf den Oscar gut: Der Regisseur ist für sein Historiendrama «The Favourite» nominiert.
Überhaupt ist «The Favourite» grosser Oscar-Favorit: Neben Hauptdarstellerin Colman und Regisseur Lanthimos haben auch die beiden Nebendarstellerinnen Rachel Weisz (links) und Emma Stone die besten Oscar-Chancen.
Bild: 2018 Twentieth Century Fox
Mit drei Nominierungen geht «Beale Street» ins Rennen – Chancen auf eine Auszeichnung hat aber wohl nur Nebendarstellerin Regina King. Bester Indikator: der Golden Globe, den sie bereits gewinnen konnte.
Bild: Tatum Mangus Annapurna Pictures DCM
Folgt zwei Jahre nach dem Oscar als bester Nebendarsteller in «Moonlight» ein zweiter Goldjunge? Für das Rassismusdrama «Green Book – Eine besondere Freundschaft» gewann Mahershala Ali bereits einen Golden Globe – da ist der Oscar nicht mehr weit.
Bild: 2018 eOne Germany
Die Konkurrenz schläft allerdings nicht. Auch Adam Driver geht als ein Favorit ins Rennen um die Auszeichnung als bester Nebendarsteller. In «BlackKklansman» spielt er einen Polizisten, der sich in den Ku-Klux-Klan einschleust.
Bild: 2018 Focus Features LLC
Insgesamt acht Filme gehen ins Rennen um den Oscar als bester Film. Mit dabei: «Black Panther». Noch nie zuvor war ein Superheldenfilm in der Königskategorie nominiert. Nicht unwahrscheinlich, dass das Marvel-Abenteuer die Auszeichnung auch tatsächlich gewinnt.
Bild: 2018 Disney / Marvel
Drei Globes räumte das Drama «Green Book» ab: für das beste Drehbuch, das beste Musical und den besten Nebendarsteller. Folgt jetzt der Oscar für den besten Film?
Bild: Ascot Elite Entertainment Group
Bei den Golden Globes musste sich «Roma» noch mit der Auszeichnung als bester fremdsprachiger Film begnügen. Bei den Oscars spielt das Drama bei den Grossen mit – und ist für viele der Favorit auf die Auszeichung als bester Film. Aber auch um den Auslandsoscar konkurriert «Roma».
Bild: Netflix
Sollte «Roma» tatsächlich als bester Film ausgezeichnet werden, stünde dem polnischen Drama «Cold War – Der Breitengrad der Liebe» wohl nichts mehr im Wege: Das in schwarz-weiss gehaltene Drama von Pawel Pawlikowski hat beste Chancen auf den Auslands-Oscar.
Bild: Neue Visionen
Der deutsche Beitrag «Werk ohne Autor» ist zwar gleich zweimal nominiert – als bester fremdsprachiger Film und für die beste Kameraarbeit –, grosse Hoffnungen auf eine Auszeichnung darf sich der Film von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck («Das Leben der Anderen») aber nicht machen.
Bild: 2018 Buena Vista International/Pergamon Film/Wiedemann&Berg Film
Und wo bleibt Lady Gaga? Für ihre Hauptrolle in «A Star is Born» hat die Sängerin wohl nur Aussenseiterchancen, angesichts der übermächtigen Konkurrenz. Ganz ohne Oscar muss die Lady aber wahrscheinlich nicht nach Hause gehen: Nach einem Golden Globe darf sich ihr Song «Shallow» aus «A Star is Born» nun berechtigte Hoffnungen auf einen Goldjungen machen.
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