Klicks sind wichtiger YouTube toleriert Neonazi-Videos

dj

3.4.2019

Rechtsextremes Material kann man auf YouTube ziemlich ungestört hochladen.
Rechtsextremes Material kann man auf YouTube ziemlich ungestört hochladen.
Keystone

Irreführende und hasserfüllte Videos von YouTube zu entfernen scheint schlecht fürs Geschäft zu sein. Und deshalb tut es YouTube auch nicht

Über Jahre hinweg hat YouTube Warnungen seiner Mitarbeiter über die negativen Auswirkungen von schädlichen Videos auf seiner Plattform ignoriert. Stattdessen waren und sind Videos von Verschwörungstheorien oder mit extremistischen Inhalten breit auf YouTube verfügbar

«Bloomberg» zeichnet über Gespräche mit 20 aktuellen und ehemaligen YouTube-Mitarbeitern die Unternehmenspolitik von YouTube im vergangenen Jahrzehnt nach. Oberstes Ziel des Anbieter war demnach die Erhöhung der Besuchszahlen, alle andere wurde dem untergeordnet.

Empörung gleich Aufmerksamkeit

So setzte sich YouTube in 2012 das Ziel, dass jeden Tag eine Milliarde Stunden Videos angeguckt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzte YouTube vor allem auf Empfehlungen, so dass Nutzer nach einem Video nicht wieder die Seite verlassen.

Hier zeigte sich ein Erfolgsrezept: Empörung bedeutet Aufmerksamkeit. Je kontroverser ein Video ist, desto öfters wurde es anklickt. Der Empfehlung-Algorithmus konzentrierte sich also auf solche Arten von Videos und brachte Zuschauer zu ihnen, die sonst nie auf die Idee gekommen wäre, nach solchen Inhalten aktiv zu suchen. Zahlreiche Mitarbeiter hatten intern Bedenken angesichts des Algorithmus angemeldet, wurden allerdings von der Führungsriege abgewiesen. 2016 war das Ziel dann erreicht.



Löschungen sind selten

Erst in den letzten paar Jahren hat YouTube einige kleinere Massnahmen unternommen, um problematische Inhalte zu bekämpfen. Bei irreführenden Videos — etwa bei Verschwörungstheorien über Impfungen und die Mondlandung — bekommen Nutzer einen Link zu Wikipedia als quasi Faktencheck. Selbst Hassvideos werden aber in den seltensten Fällen auch gelöscht. Stattdessen werden sie nicht mehr in Empfehlungen aufgenommen oder demontarisiert — das heisst, der Ersteller eines Videos kann dort nicht mehr mit Anzeigen Geld verdienen.

Und im Gegensatz zu Facebook hat YouTube offenbar wenig Skrupel, neonazistisches Material auf seiner Seite anzubieten. Wie motherboard.vice.com berichtet, finden sich auf YouTube zahlreiche Videos der Atomwaffen Division, einer US-Neonazigruppe.

Videos der Atomwaffen Division lassen sich problemlos auf YouTube finden.
Videos der Atomwaffen Division lassen sich problemlos auf YouTube finden.
YouTube

So kann man auf YouTube Atomwaffen-Mitglieder beim Hitlergruss sehen oder das Audiobook eines Manifests anhören, in dem zu Mordanschlägen auf Politiker und Minderheiten aufgerufen wird. Diese Videos wurden zwar demontarisiert und teilweise mit Warnungen versehen, lassen sich aber sonst ganz einfach über die Suchfunktion finden.

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