Zürich
Wie schon vor zwei Jahren spielte Vincenzo Nibali seine überragenden Qualitäten als Abfahrer erfolgreich aus. Im gleichen Stil wie bei seinem Sieg 2015 gewann der Italiener in Como nahe der Schweizer Grenze auch die 111. Austragung der Lombardei-Rundfahrt.
Eigentlich wussten alle, was im Finale kommen würde. Verhindern konnte den Sieg des Favoriten Nummer 1 trotzdem keiner. Kurz vor dem Ende der Steigung nach Civiglio, deren höchster Punkt 16,7 km vor dem Ziel passiert wurde, ging Nibali in die Offensive. Als einziger konnte der Franzose Thibaut Pinot mitgehen, doch in der folgenden Abfahrt war der 32-jährige Sizilianer nicht mehr zu halten.
Das genau Gleiche hatte der tollkühne Nibali schon vor zwei Jahren getan, als die Strecke auf einem praktisch identischen Kurs ebenfalls von Bergamo nach Como geführt hatte. Schon da setzte er sich in der technischen anspruchsvollen Abfahrt von Civiglio von seinen Gegnern ab.
Diesmal gewann Nibali nach 247 km 28 Sekunden vor dem Franzosen Julian Alaphilippe, der sich im Finale nach der Einholung von Pinot aus der Verfolgergruppe hatte lösen können. Dritter wurde der Italiener Gianni Moscon, gegen den Sébastien Reichenbach eine Anzeige erstattet hat. Nach Meinung des Wallisers hat Moscon letzte Woche seinen Sturz, bei dem er sich den Ellbogen brach, vorsätzlich verursacht.
Für Nibali zahlte sich aus, dass er am Donnerstag auf das Rennen Mailand - Turin verzichtet und sich stattdessen nochmals die entscheidenden Passagen genau eingeprägt hatte. "Auf diesen Strassen trainiere ich ohnehin oft, ich kenne sie gut", sagte der seit einigen Jahren in Lugano wohnende Süditaliener nach seinem grossen Triumph.
Nibalis 50. Sieg
Für ihn war es ein versöhnlicher Abschluss einer Saison, in der er etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Der "Hai von Messina" der schon alle drei grosse Landesrundfahrten gewonnen hat, erreichte in diesem Jahr im Giro d'Italia und in der Vuelta die Ränge 3 und 2. Beim Überqueren der Ziellinie formte Nibali mit seinen Fingern eine 50 - die Zahl seiner Siege als Profi. Doch der Klassiker in der Lombardei, eines der fünf Monumente des Radsports, ist eben doch noch etwas mehr wert als viele seiner zuvor errungenen Erfolge.
Von den sechs gestarteten Schweizern schaffte es in diesem hochkarätigen Feld erwartungsgemäss keiner auf einen Spitzenplatz. Der Luzerner Mathias Frank hielt sich aber dennoch gut. Als 16. verlor der Innerschweizer lediglich 1:12 Minuten auf Sieger Nibali.
Ein spektakulärer Sturz des Belgiers Laurens de Plus rund 40 km vor dem Ziel blieb ohne schwerwiegende Folgen. Der 22-Jährige wurde in einer Abfahrt über die Leitplanke katapultiert und stürzte einige Meter in die Tiefe. Im Spital konnte aber Entwarnung gegeben werden. Er habe sich nicht gravierend verletzt, gab sein Team noch während des Rennens bekannt.
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