Konkurrenten ausgebremstApple will auf iPhones deutlich mehr Werbung ausspielen
Von Dirk Jacquemien
15.8.2022
Apple hat Facebook und Google mit Werbung auf iPhones vors Schienbein getreten. Nun will der iPhone-Konzern selbst Kasse machen.
Von Dirk Jacquemien
15.08.2022, 12:48
15.08.2022, 15:14
Dirk Jacquemien
Apple will in mehr seiner eigenen iPhone-Apps Werbeanzeigen einbauen. Das berichtet «Bloomberg». Unter anderem die Karten-, Bücher- und Podcast-Apps können künftig ebenfalls Werbung anzeigen. Im App Store sowie in der in der Schweiz nicht verfügbaren Apple-News-App platziert Apple bereits Werbung.
Bei Apple Maps könnten sich Restaurants etwa prominentere Platzierungen in den Suchergebnissen oder der Kartenansicht erkaufen, so wie es derzeit auch bei Google Maps der Fall ist. Im App Store wird die Werbung in iOS 16 erheblich ausgebaut. Gab es bisher nur eine einzige Anzeige bei den Suchergebnissen, bekommen Nutzer*innen bald auch Werbung auf der «Heute»-Startseite sowie auf den Seiten einzelner Apps zu Gesicht.
Dass sich ausgerechnet Apple nun stärker Werbung schaltet, dürfte dem Unternehmen den Vorwurf der Doppelmoral einbringen. Denn Werbung in Apps von Drittanbietern hat Apple mit der 2021 eingeführten «App Tracking Transparency» einen schweren Schlag versetzt. Hierbei müssen Nutzer*innen aktiv ihr Einverständnis geben, damit ihre Aktivitäten zu Werbezwecken aufgezeichnet werden dürfen.
Diese Einverständniserklärung müssen Apps per Pop-up einholen. Doch hierbei werden Apps von Drittanbietern und Apps von Apple selbst unterschiedlich behandelt.
Bei Apps wie Facebook fragt Apple die iPhone-Besitzer*innen, ob sie «verfolgt» werden möchten – und wer möchte dies schon? Bei den Apple-eigenen Apps hingegen werden die Nutzer*innen gefragt, ob sie «personalisierte» Anzeigen sehen wollen, die «relevanter» sind – das klingt für Durchschnittsnutzer*innen schon deutlich freundlicher.
16/ Relatedly: Apple requests consent for ads-targeting-related data collection with a separate prompt that characterizes its use as "Ads Personalization." This contrasts with the "Tracking" language in the ATT prompt. pic.twitter.com/8dmw4cC0Ph
Die Änderungen bei der Werbeverfolgung waren gut für die Privatsphäre der Nutzer*innen, aber auch gut für die Bilanzen von Apple. 2021 stieg der Umsatz durch Werbung bei Apple um 238 Prozent. Denn wenn Werbetreibende nun iPhone-Nutzer*innen mit zielgenauer Werbung ansprechen wollen, geht das besser bei Apple selbst statt bei Drittanbietern wie Facebook oder Google.
Apple hat sich hier besonders clever verhalten. Analysten*innen verglichen den Schritt mit einem Überfall auf die Mafia, weil die «Opfer» keinerlei Sympathien geniessen und deshalb kaum Öffentlichkeit oder Politik gegen Apples potenziell wettbewerbsschädigendes Verhalten mobilisieren konnten.
Die grossen Verlierer der Änderungen zur Werbeverfolgung waren eben andere grosse Tech-Giganten — und dass Mark Zuckerbergs Vermögen dadurch vielleicht um ein paar Milliarden weniger wuchs, löste naturgemäss nicht gerade riesige Mitleidsbekundungen aus.