MWC Barcelona Faltbares Smartphone Mate X: Huawei zeigt es Samsung auf den ersten Blick

Henning Steier, Barcelona

24.2.2019

Das Huawei Mate X durften Tester noch nicht selbst in die Hand nehmen.
Das Huawei Mate X durften Tester noch nicht selbst in die Hand nehmen.
Bild: Bluewin

Die Chinesen stehlen mit ihrem ersten Foldable nicht nur dem Weltmarktführer am MWC19 Barcelona die Show. Bis auf Weiteres bleiben trotzdem andere Geräte wichtiger.

Geht es nach dem Fachpublikumsinteresse, dann hat die wichtigste Mobilfunkmesse, der MWC19 in Barcelona, einen klaren Sieger: das Mate X. Huaweis erstes faltbares Smartphone sorgte schon bei der heutigen Vorstellung für rote Flecken in manchem Technikjournalistengesicht. Wen man auch fragte, überall fiel ein Satz wie «Das ist das Foldable, das Samsung mit dem Galaxy Fold wohl gern gebaut hätte.» Die Südkoreaner haben ihr faltbares Smartphone bereits am Mittwoch vorgestellt.

Irgendjemand bei Huawei konnte es während der heutigen Keynote von Richard Yu, Huaweis Smartphone-Chef, augenscheinlich kaum erwarten, denn bevor das Werbevideo startete, wurde bereits die Werbefolie fürs Mate X eingeblendet.



Wie aber erklärt sich die Begeisterung der Branchenbeobachter? Schliesslich hat es noch keiner von ihnen selbst in der Hand gehalten. Es zeigt sich aber schon beim Konzept dahinter, dass Huawei wohl einen erfolgversprechenderen Weg geht als die Südkoreaner: Das Mate X hat nicht drei, sondern zwei Bildschirme. Der eine hat eine Diagonale von 6,6, der andere von 6,38 Zoll. Faltet man das Gerät auf, ergibt sich eine Diagonale von acht Zoll.

Man hat also zum einen das Gefühl, im zugeklappten Zustand ein veritables Smartphone in der Hand zu halten, denn der äussere Bildschirm ist deutlich grösser als beim Samsung-Gerät. Das gilt auch für den aufgefalteten Screen, denn bei Samsung hat er eine Diagonale von 7,3 Zoll.

Gut zu erkennen: die Wölbung rechts am Gehäuse des Mate X.
Gut zu erkennen: die Wölbung rechts am Gehäuse des Mate X.
Bild: Bluewin

Zum anderen hat Huawei auch an die Ergonomie gedacht und Elemente wie Kameras in einer rollenförmigen Auswölbung, Grip Pad genannt, an der Seite angebracht. Somit soll sich das Gerät sehr gut auch in einer Hand halten lassen, weil der Schwerpunkt klug gesetzt ist. Lenovo hat diese Idee schon vor ein paar Jahren mit dem Yoga Tab Pro umgesetzt – das, so eine kurze Randnotiz, trotzdem kein Erfolg wurde. Das Mate X kommt ab Mitte des Jahres auf den Markt, es kostet rund 2500 Franken, also rund 300 mehr als das Samsung-Gerät. 

Das Huawei Mate X im zusammengefalteten Zustand
Das Huawei Mate X im zusammengefalteten Zustand
Bild: Bluewin

Wichtig ist: Zum heutigen Zeitpunkt kommen Vergleiche der beiden Foldables nicht ohne Raunen aus. Denn das Samsung Galaxy Fold war diese Woche an der Präsentation nicht in der Hands-on-Area zu sehen. Huawei-Mitarbeiter gaben es in Barcelona nicht aus der Hand. Von echten Tests kann also keine Rede sein.

Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man beispielsweise Vergleiche der Dicke liest. Huawei gibt 11 Millimeter im zugeklappten Zustand an, bei Samsung kann man nur mutmassen. Die durchschnittliche Schätzung liegt bei 14 Millimetern. Im aufgefalteten Zustand ist das Mate X dementsprechend laut Hersteller 5,5 Millimeter dünn, ohne den erwähnten Wulst am Rand natürlich. Diesen hat wiederum das Samsung-Gerät nicht. Huawei hat laut Richard Yu allein drei Jahre an dem Faltmechanismus gearbeitet. 

Das Mate X hat drei Kameras, auf die Huawei bisher nicht näher eingegangen ist. Vom Marketing verlautete nur, sie seien auf Augenhöhe mit denen im Mate 20 Pro. Das Phablet kam im Herbst auf den Markt. Auch den Prozessor, den Kirin 980, kennt man bereits aus diesem Gerät. 



Samsung bringt das Galaxy Fold zum Start im Mai nur in Südkorea als 5G-Version heraus. Das Mate X unterstützt den Datenturbo vom Start weg überall. Fehlt nur noch das Netz – an vielen Orten. 

Ein Film in drei Sekunden

Als Netzwerkausrüster und Chiphersteller ist Huawei aber in jedem Fall prädestiniert dafür, technologisch vorn zu sein. Dementsprechend steckt im Mate X das erste 7nm-5G-Chipset. Huawei nennt es Balong 5000. Der Hersteller verspricht 10-fache 4G- und doppelte 5-Geschwindigkeit – im Branchenvergleich. Im Downlink wären das 4,6 Gbps. Eine 1-GByte-Filmdatei soll sich so in drei Sekunden herunterladen lassen. Das gilt natürlich nur unter Laborbedingungen, also wenn man den Netzzugang mit niemandem teilen muss. In jedem Fall haben viele 5G-Geräte der Konkurrenz, etwa das Galaxy S10 5G nur Hardware an Bord, die maximal 2,3 Gbps beherrscht. Es kommt aber am Ende auch darauf an, wie leistungsfähig die Netze der Provider sind. 

8 GByte RAM und 512 GByte Flash-Speicher hat das Mate X an Bord. Der Akku leistet 4500 mAh, der des Galaxy Fold 4380 mAh. Zur Laufzeit haben beide Hersteller noch nichts gesagt. Wie lang ein Gerät bis zur nächsten Ladung durchhält, hängt aber nicht nur vom Akku, sondern auch vom Zusammenspiel von Hard- und Software ab. Als gesichert dürfte gelten, dass das 55W-Schnellladegerät das Mate X, wie von Huawei versprochen, in 30 Minuten zu 85 Prozent lädt. Zum Vergleich: Das 2018 lancierte Mate 20 Pro hat ein 40W-Schnellladegerät. Es lässt sich innert 30 Minuten zu 70 Prozent laden. 

Foldables in der Nische 

Was die Geräte eint: Sie sind Nischen-Smartphones. Das Brot-und-Buttergeschäft wird 2019 mit der S10er-Serie, dem Note 10, der P30er- und Mate 30er-Serie gemacht. Hier entscheidet sich, ob Huawei sein Ziel, Samsung als Weltmarktführer abzulösen, dieses Jahr erreicht. Warum sind Foldables Nischengeräte? Mit Preisen von wohl rund 2000 Franken sind sie nicht für den Massenmarkt gedacht. Am Rande der Messe war zu vernehmen, Samsung werde das Galaxy Fold zum Start nur in ausgewählten Läden anbieten und den ersten Käufern zur Seite stehen. Zum Mate X war dergleichen nicht zu hören. 

Zudem sind es die ersten ihrer Art, es werden also Kinderkrankheiten auftreten. Abzuwarten bleibt beispielsweise, wie widerstandsfähig die Oberfläche ist, denn das äusserst robust Gorilla Glass kann für ein Gerät dieser Bauart nicht verwendet werden. Nicht zuletzt müssen die Hersteller noch Anwendungen finden, die ein solches Gerät für die Masse der Nutzer attraktiv macht. 



Im PC-Massenmarkt dürfte es für die heute naturgemäss an der Präsentation ein wenig untergegangenen neuen Notebooks von Huawei auch herausfordernd werden. Ganz neu ist das Matebook 13 nicht, es wurde schon an der CES im Januar präsentiert. Frisch sind hingegen das Matebook 14 und das zweite Matebook X Pro.

Alle drei Rechner sind, wie man es von der Serie kennt, edel designt. Sie kommen mit durchaus interessanten Funktionen zum Kunden, beispielsweise kann man dank der neuen Funktion Huawei Share leicht und schnell per NFC Dateien zwischen Huawei-Smartphone und Rechner austauschen. Das gilt auch für Text aus der Zwischenablage. Screenshots, auch von Videos, lassen sich mit drei Fingern erstellen und teilen. Prinzipiell erinnert das alles sehr stark an Apples Funktion AirDrop.

Das MateBook erinnert optisch ans MacBook.
Das MateBook erinnert optisch ans MacBook.
Bild: Bluewin

Leiser gekühlt

Die Kühler sollen im Vergleich zur Vorgängerversion 20 Prozent effizienter und ein bisschen leiser arbeiten. Solche Versprechen lassen sich natürlich erst im Test überprüfen. Lob verdient schon angesichts des Datenblatts, das vier Lautsprecher verbaut wurden, die Dolby Atmos unterstützen. 

Huawei-Präsentationsfolie: Das Matebook X Pro ist dünner als das MacBook Pro.
Huawei-Präsentationsfolie: Das Matebook X Pro ist dünner als das MacBook Pro.
Screenshot: PD

Das diesjährige Matebook Pro X unterscheidet sich vom letztjährigen unter anderem durch den nun an Bord befindlichen Thunderbolt-Pro-Anschluss. Das MateBook 14 hat diesen nicht, dafür einen HDMI-Anschluss. Dieser Rechner ist ein bisschen schwerer, hat nur ein 2k-Display und nur zwei Lautsprecher. 

Die Rechner, die in ein paar Wochen auch in die Schweiz kommen werden, haben ihre Preise. So werden für das Matebook X mit i5-Prozessor 1600 Franken und für die Version mit i7-Prozessor 2100 Franken fällig. 

Die Webcam verbirgt sich auch beim neuen Matebook in der Tastatur.
Die Webcam verbirgt sich auch beim neuen Matebook in der Tastatur.
Bild: Bluewin

Update 25. Februar: Huawei hat Preise, Konfigurationen und Verfügbarkeit der MateBook-Serie für die Schweiz offiziell bekanntgegeben: 

Huawei MateBook 13 (ab März 2019):

i5-Prozessor (8 GByte RAM, 256 GByte ROM): 1100 Franken

i7-Prozessor (8 GByte RAM, 512 GByte ROM): 1400 Franken

Huawei MateBook 14 (ab Juni 2019):

i5-Prozessor: 1300 Franken

i7-Prozessor: 1600 Franken

Huawei MateBook X Pro (ab Juni 2019):

i5-Prozessor: 1600 Franken

i7-Prozessor: 2100 Franken

Update 26. Februar: Samsung hat bestätigt, dass das Galaxy Fold zum Start in ausgewählte Läden kommen soll. Zudem erhalten die ersten Käufer umfassenden Support. 

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Highlights vom MWC19 Barcelona

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