Neue Regeln Google schränkt Mikrotargeting bei Wahlwerbung ein

dj

21.11.2019

Schon bei der britischen Parlamentswahl in drei Wochen gelten die neue Google-Regeln.
Schon bei der britischen Parlamentswahl in drei Wochen gelten die neue Google-Regeln.
Getty Images

Google hat neue Regeln zu politischer Werbung eingeführt. Hierbei wird vor allem das sogenannte Mikrotargeting eingeschränkt.

Google wird das sogenannte Mikrotargeting bei Wahlwerbung in seiner Suchmaschine, auf den Websites von Partnern sowie bei YouTube abschaffen. Mit Mikrotargeting kann man gezielt eine sehr enge Gruppe ansprechen, die man als rezeptiv für die eigene Werbung betrachtet. Die einzigen Kriterien, die politische Werbetreibende nun noch bei Google anwenden dürfen, sind Alter, Geschlecht und Wohnort nach der Postleitzahl.

Es wird also nicht mehr möglich sein, eine Wahlwerbung beispielsweise nur Personen anzuzeigen, die über 70 Jahre sind, sich als sehr konservativ bezeichnen, keinen Schulabschluss haben, Fan von Fox News sind und ein Sturmgewehr besitzen.

Mikrotargeting steht in der Kritik, weil man damit gezielt Bevölkerungsgruppen ansprechen kann, die für Desinformationen besonders anfällig sind. Im Gegensatz zu Wahlwerbung in Zeitungen oder im Fernseher entgeht der restlichen Bevölkerung diese konkrete Werbung und ein Kandidat kann so auch öffentliche Empörung vermeiden, die bewusste Desinformationen in der Regel mit sich bringt. Gleichzeitig ermöglicht Mikrotargeting aber natürlich auch Kandidaten mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten, genau ihre potenziellen Wähler anzusprechen.

Mittelweg zwischen Twitter und Facebook

In Grossbritannien, das am 12. Dezember ein neues Parlament wählt, werden die neuen Regeln bereits in einer Woche umgesetzt. In der restlichen EU treten sie bis Ende Jahr in Kraft, weltweit dann am 6. Januar — pünktlich zum Start der heissen Phase des amerikanischen Wahlkampfes.

Ausserdem verbietet Google nun explizit Deepfakes sowie «nachweislich falsche Behauptungen» in Wahlwerbung und will die Transparenz-Funktionen ausbauen. Google geht damit einen Mittelweg zwischen Twitter — das Wahlwerbung ganz verbietet — und Facebook — das fast keine Einschränkungen verhängt und sogar bewusstes Lügen von Kandidaten erlaubt.

Letzteres deutet derweil aber ganz vorsichtig an, möglicherweise ähnliche Massnahmen wie Google in Bezug auf Wahlwerbung durchzuführen. «Wir schauen uns verschiedene Möglichkeiten an, um unseren Ansatz zu Wahlwerbung zu verfeinern», sagte etwa ein Facebook-Sprecher auf Twitter.

Trump geht auf die Barrikaden

Diese Andeutung trieb die Trump-Kampagne schon mal vorauseilend auf die Barrikaden und sie forderte ihre Anhänger auf, gegen die von Facebook vermeintlich geplanten Änderungen vorzugehen. Trump wendete Mikrotargeting extrem erfolgreich in 2016 an und Facebook, mit seiner eher älteren Nutzerschaft, ist die wohl mit Abstand wichtigste digitale Werbe-Plattform für seine Kampagne.

Trumps Wahlkampfmanager Brad Parscale griff auch Googles Entscheidung scharf an. «Politische Eliten und Big Tech wollen die Wahlen manipulieren», schrieb er auf Twitter. «Sie werden nicht aufhören, bis sie die gesamte, digitale politische Diskussion kontrollieren.»

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