Aufholbedarf? Wo Benziner quasi tot sind und wo die Schweiz im Elektroauto-Vergleich steht

Martin Abgottspon

17.3.2025

In der Schweiz lassen sich relativ einfach öffentliche Ladestationen finden.
In der Schweiz lassen sich relativ einfach öffentliche Ladestationen finden.
Imago

Im internationalen Vergleich hat sich die Schweiz beim Anteil verkaufter Elektroautos aus den Top 10 verabschiedet. Die führende Nation kommt hingegen bereits auf einen Anteil von über 90 Prozent an Stromern.

Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Norwegen hat mit 94,7 Prozent Marktanteil an Elektroautos den Verbrenner faktisch abgeschafft.
  • Während skandinavische Länder gezielte Kaufanreize setzen, stagniert der Elektroauto-Anteil in der Schweiz bei 20 Prozent.
  • Fehlende Fördermassnahmen und regulatorische Hürden für Mieter bremsen hierzulande die Entwicklung.

Im Februar 2025 waren 94,7 Prozent aller neu zugelassenen Autos in Norwegen vollelektrisch. Die kritische Marke wurde im hohen Norden längst erreicht, so dass eine Rückkehr hin zu Benzinern und Diesel betriebenen Fahrzeugen praktisch ausgeschlossen ist. Entsprechend schwer haben es Hersteller, die keine überzeugenden Elektroautos anbieten.

Da der Markt in Norwegen aber bald schon gesättigt sein dürfte, richtet sich der Blick der Hersteller aktuell eher nach Dänemark. Dort lag der Anteil der Stromer vor drei Jahren noch bei bescheidenen 20 Prozent, heute sind 66 Prozent der neu eingelösten Fahrzeuge elektrisch. Im Zwölfmonatsdurchschnitt liegt der Wert bei gut 50 Prozent.

Die Elektroauto-Abdeckung von Norwegen, Dänemark und der Schweiz im Vergleich.
Die Elektroauto-Abdeckung von Norwegen, Dänemark und der Schweiz im Vergleich.
Association des Constructeurs Européens d’Automobiles

Politische Untätigkeit in der Schweiz?

Dänemarks Aufstieg zur Elektroauto-Nation ist kein Zufall. Das Land hat eine progressive Steuerpolitik eingeführt, die Elektroautos finanziell attraktiver macht und auf direkte Kaufanreize gesetzt. Ähnlich sieht es bei anderen Ländern aus, die weit oben in diesem Ranking stehen. Auch Schweden oder China haben von Beginn weg auf Verbilligungen gesetzt, während in der Schweiz die Steuervorteile nicht attraktiv genug sind.

Zu diesem Resultat kommt auch ein aktuelle Studie der Universität Bern. Sie kommt zum Schluss, dass Kaufprämien mehr bringen und gerechter sind als Steuererleichterungen. Vor allem weil diese in erster Linie Besserverdiener begünstigen. Zusätzlich behindern regulatorische Hürden den Fortschritt. Das grösste Problem: Mieter und Stockwerkeigentümer können oft keine Ladestationen installieren. «Wir haben europaweit die höchste Mieterquote und tun am wenigsten für Heimladestationen», kritisiert Krispin Romang, Direktor von Swiss eMobility gegenüber Watson. 

Der Unterschied zu Norwegen zeigt sich deutlich: Dort besitzen die meisten Haushalte ein Eigenheim. «Wenn man mit Norwegern spricht, verstehen sie gar nicht, warum eine eigene Ladestation ein Problem sein könnte», so Romang. In der Schweiz hingegen bleibt der Elektroauto-Boom aus – nicht wegen mangelnder Nachfrage, sondern wegen politischer Untätigkeit.

China treibt den Wandel voran, die USA bremsen

Noch wesentlich langsamer entwickelt sich der Elektroauto-Markt in den USA. Selbst die Marketing-Aktion von Donald Trump mit seinem neuen Tesla vor dem Weissen Haus dürfte da nur bedingt helfen, die bescheidene Zehn-Prozent-Marke neu eingelöster Elektroautos nach oben zu bringen. Vor allem, wenn er zeitgleich verschiedene Förderprogramme stoppt und Ladestationen für Bundesbeamte schliessen lässt.

So sind es die Chinesen, die mehr und mehr eine Schlüsselrolle übernehmen. Dort lag der Elektroanteil im Februar bei 30,8 Prozent und das Land verkauft mehr Stromer als Europa und die USA zusammen. Peking fördert die heimische Industrie massiv, denn Elektroautos sind nicht nur Teil der Energiewende, sondern auch Mittel zur wirtschaftlichen Expansion: «China will den europäischen Automarkt erobern», sagt ein Analyst. Wenn sie so weiter machen könnte ihnen das gut gelingen.