JubiläumApple Watch – vom Fashion-Gadget zur Gesundheitsmaschine
dpa/tafu
23.4.2020
Vor fünf Jahren kam die Apple Watch auf den Markt. Nach einem ersten Verkaufsboom kam eine Durststrecke – es dauerte einige Zeit, bis Apple begriff, was die Kunden tatsächlich am Handgelenk tragen wollen.
Die Apple Watch startete vor fünf Jahren mit hohen Erwartungen – und zunächst auch schneller Enttäuschung. Doch der iPhone-Konzern bewies Durchhaltevermögen und machte die Computer-Uhr mit einer Mischung aus Gespür für aktuelle Lifestyle-Trends, technischen Weiterentwicklungen und Preissenkungen zum Erfolg. Das sicherte Apple nicht nur den Platz an Dutzenden Millionen Handgelenken und ein Milliardengeschäft, sondern auch eine Schlüsselposition bei der Preisfrage der Tech-Branche: Was kommt nach dem Smartphone, dem heute mit Abstand wichtigsten Verbrauchergerät?
Im Frühjahr 2015 war ein Erfolg alles andere als absehbar. Niemandem war es bisher gelungen, eine Computeruhr im Massenmarkt zu etablieren. Es gab zwar spezialisierte Sportuhren von Polar, Fitness-Armbänder von Fitbit – und auch schon Smartwatches etwa von Motorola.
Letztere teilte sich zwar ein Betriebssystem mit Android-Telefonen, wirkte aber klobig wie ein Eishockey-Puck am Handgelenk. Zu ihren charakteristischen Merkmalen gehörte auch, dass der untere Rand des runden Bildschirms flach abgeschnitten war, wie bei einem platten Reifen. Der Grund war prosaisch: Irgendwo musste man ja die Kontakte des Displays unterbringen. Jenes Flat-Tire-Design sollte selbst teure Android-Uhren noch jahrelang verfolgen.
Vor dem Start von Apples Computer-Uhr schraubten Experten und Medien den Erfolgsdruck in die Höhe: Immerhin was es der erste Vorstoss des Konzerns in eine neue Produktkategorie nach dem iPhone 2007 und dem iPad drei Jahre danach – und auch noch der erste seit dem Tod des visionären Gründers Steve Jobs im Herbst 2011.
Hohe Erwartungen und Kritik
Als die Watch am 24. April schliesslich in den Handel kam, bildete sich eine Schlange vor der Berliner Modeboutique The Corner – einem von nur sechs Geschäften weltweit, in denen das Gerät ohne Online-Vorbestellung gekauft werden konnte. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma IDC legten sich bis Ende des Quartals 3,6 Millionen Nutzer eine Apple Watch zu.
Doch bei weitem nicht alle waren zufrieden. Kritisiert wurde unter anderem, dass die Apps zu langsam starteten und eine Verbindung zum iPhone brauchten. Ausgeklügelte Funktionen wie etwa die Möglichkeit, den Herzschlag auf die Uhr eines Partners zu übertragen, fanden als Spielerei keine Nutzer und wurden gestrichen.
Auch die goldene Apple Watch, die mehr als 20'000 Dollar kosten konnte, erwies sich als schlechte Idee. Eine Technik, die schon nach wenigen Jahren quasi obsolet war, passte einfach nicht zum Preis einer Rolex, die man über Generationen ohne Abstriche an der Funktionalität vererben kann.
Niemand brauchte die Apple Watch
Im zweiten Quartal 2016 wurden laut Marktforschern noch 1,6 Millionen Apple-Uhren verkauft. Das reichte zwar locker, um die Führung im Smartwatch-Markt zu behalten – aber auch, damit das Gerät zum Flop erklärt wurde. «Ein Jahr nach dem Start ist klar, dass so ziemlich niemand eine Apple Watch braucht», titelte die Newsseite «Quartz».
Apple besann sich auf die Nutzungsszenarien, die sich am meisten durchsetzten: Benachrichtigungen, Navigation und Fitness. Die Uhr erwies als mit ihrem Vibrationsalarm als hilfreich, um eine Nachricht oder E-Mail nicht zu verpassen – oder bei einer Navigation mit der Karten-App darauf hinzuweisen, dass man gleich abbiegen muss. Beim Sport misst sie Puls und Entfernung – das können Fitness-Uhren zwar auch. Bei der zweiten Generation machte Apple aber den Prozessor schneller und steckte in das Gehäuse noch einen GPS-Chip zur Ortung.
Gesundheit rückt in den Vordergrund
Ab der dritten Generation kann die Uhr dank LTE-Funk auch ohne iPhone ins Internet und Telefonate entgegennehmen. Die vierte Auflage der Apple Watch stellte das Trendthema Gesundheit in den Vordergrund. Die Computer-Uhr kann seitdem auch Herzrhythmusstörungen erkennen, ein einfaches EKG aufzeichnen und Stürze erkennen. Seitdem präsentiert Apple-Chef Tim Cook auf den Firmenevents immer wieder medienwirksam Berichte von Kunden, die der Apple Watch quasi ihr Leben verdanken, da ein medizinischer Notstand gerade noch rechtzeitig erkannt wurde.
Bei der fünften Generation im vergangenen Herbst bekam die Uhr schliesslich einen Bildschirm, der ständig leuchtet, statt nur beim Heben des Handgelenks anzugehen. Parallel mit den Verbesserungen senkte Apple den Preis älterer Modelle: So kostet die zweieinhalb Jahre alte Serie 3 noch 229 Euro.
...und dann wurde sie zum Hit
Die Strategie führte zum Erfolg: Im vergangenen Jahr setzte Apple nach Berechnungen der Marktforscher von Strategy Analytics gut 30 Millionen seiner Uhren ab – mehr als die Exporte der gesamten Schweizer Uhrenindustrie. Allerdings haben die Schweizer beim Umsatz die Nase vorn, weil der Durchschnittspreis eines typischen Chronometers aus der Alpenrepublik viel höher ist.
Für Apple entwickelte sich die Smartwatch aber vom Beinahe-Flop zum Hit: Die Wearables-Verkäufe halfen dem Konzern zwischendurch auch über die Schwächephase seiner iPhones hinweg. Dem Android-Lager gelang es derweil – ganz anders als bei Smartphones – nicht, mit dem Plattform-Ansatz in wenigen Jahren das Geschäft auszurollen. Obwohl das Google-Betriebssystem den Smartphone-Absatz mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent dominiert und auch viele Anbieter von Modeuhren Android-Modelle im Angebot haben, hielt Apple nach IDC-Berechnungen im vergangenen Jahr den Spitzenplatz mit rund 29 Prozent Marktanteil.
Klar, das Smartphone als Ganzes war das Produkt des Jahrzehnts. Doch welche einzelnen Gadgets waren in den 2010ern am einflussreichsten?
Bild: iStock
Platz 10: Nintendo Switch (2017): Mit der Switch fand Nintendo sein Erfolgsrezept wieder, vor allem nach der desaströsen WII U. Die sowohl mobil als auch stationär verwendbare Switch profitierte trotz ihrer eher schwachen technischen Leistung von fantastischen Exklusiv-Spielen wie «Breath of the Wild» oder «Mario Odyssey».
Bild: Keystone
Platz 9: Google Glass (2012): Ein gescheitertes Produkt gehört zu den wichtigsten Gadgets des Jahrzehnts? Ja, denn Google Glass machte auch deutlich, wofür Menschen noch nicht bereit sind. Nämlich ein Stück Technik, das sie jeden wachen Moment ihres Lebens begleitet.
Bild: Keystone
Platz 8: AirPods (2016): Die kabellosen Kopfhörer von Apple machten es zumindest in einigen Kreisen gesellschaftlich akzeptabel, während Konversationen mit anderen Menschen etwa im Ohr stecken zu haben. Denn AirPods sind nicht nur funktional, sie sind vor allem ein Statussymbol, das sagt: «Ich habe Geld und ich bin immer beschäftigt.»
Bild: Keystone
Platz 7: Galaxy Note (2011): Das Samsung Galaxy Note hatte zu seiner Lancierung einen «riesigen» Bildschirm mit 5,3 Zoll. Der Begriff Phablet wurde für Geräte wie das Note geprägt, ein Schachtelwort aus «Phone» und «Tablet». Doch das Note war seiner Zeit voraus, heute entsprechen seine Dimensionen der Standard-Grösse des durchschnittlichen Smartphones.
Bild: Keystone
Platz 6: DJI Phantom (2013): Dass Drohnen in den 2010ern ihren weltweiten Durchbruch erlebten, ist zu grossen Teilen das Verdienst der Phantom-Reihe des chinesischen Herstellers DJI. Die erschwinglichen Drohnen wurden und werden vor allem von Hobbyisten für Landschaftsfotografie genutzt, wobei inzwischen deutlich kompaktere Modelle beliebter sind.
Bild: Keystone
Platz 5: PlayStation 4 (2013): Die PlayStation 4 war ihrer Konkurrenz, vor allem der zeitgleich lancierten Xbox One, deutlich überlegen. Als stärkste Spielkonsole aller Zeiten ermöglichte sie revolutionäre Spiele wie «Grand Theft Auto V» «Uncharted 4» oder «Metal Gear Solid V».
Bild: Keystone
Platz 4: Model 3 (2017): Nach massiven Produktionsschwierigkeiten zu Beginn hat es Tesla doch noch geschafft, seinen zumindest für die gehobene Mittelschicht erschwinglichen Model 3 weltweit auf den Markt zu bringen. Das galt lange nicht als sicher. Als modernes Elektrofahrzeug für eine breite Zielgruppe kann das Model 3 nun seinen Beitrag für eine umweltfreundlichere Mobilität leisten.
Bild: Keystone
Platz 3: iPhone 4 (2010): Mit dem iPhone 4 gelang Apple endgültig der Smartphone-Durchbruch. Anfängliche Probleme (Stichwort: «Antennagate») sind längst vergessen, das Design mit Edelstahl-Rahmen wird auch zehn Jahre später noch als wegweisend angesehen. Sogar das 2020er-iPhone soll Gerüchten zufolge vom iPhone 4 inspiriert werden.
Bild: Keystone
Platz 2: Amazon Echo (2014): Mit dem Amazon Echo kam der persönliche Sprachassistent als immer anwesende Präsenz ins eigene Heim. Alexa, Siri und Co. hören nun potenziell jeden Moment unseres Lebens mit.
Bild: Keystone
Platz 1: iPad (2010): Das wichtigste Gadget des Jahrzehnts kam ganz am Anfang. Am 27. Januar 2010 stellte Steve Jobs, bei einem seiner letzten grossen Auftritte, das iPad vor. Damit erschuf Apple eine ganze neue Produktkategorie, die es zudem bis heute dominiert. Das vielbeschworene Ende des PCs haben Tablets zwar nicht herbeigebracht, aber deren Bedienung nachhaltig beeinflusst.
Online-Elternabend: «Sharenting – Umgang mit Kinderbildern im Netz»
«Sharenting» steht für das Phänomen, wenn Eltern, Erziehungsberechtigte oder auch Grosseltern Fotos ihrer Kinder online stellen und teilen. Unter der Leitung von Claudia Lässer diskutierten Expert*innen und Eltern über das Thema.
20.11.2024
Elternabend bei blue Zoom: Die Folgen von Sharenting für die Kinder
Das Teilen von Kinderfotos im Internet birgt Gefahren. Am Online-Elternabend auf blue Zoom und im blue Zoom Livestream am 19. November, 20 Uhr, sprechen Medienexperten und Eltern über Datenmissbrauch, Mobbing und andere Risiken.
08.11.2024
Gamescom hat begonnen: Es kriselt in der Welt der Zocker
Die Gamescom ist eröffnet: Wie auch in den letzten Jahren werden wieder hunderttausende Besucher erwartet. Doch es kriselt in der Welt Zocker.
21.08.2024
Online-Elternabend: «Sharenting – Umgang mit Kinderbildern im Netz»
Elternabend bei blue Zoom: Die Folgen von Sharenting für die Kinder
Gamescom hat begonnen: Es kriselt in der Welt der Zocker