Reisen mit ElektroautosQuer durch Europa im Elektroauto: Sind Tesla & Co. schon Ferientauglich?
Pascal Landolt
28.6.2018
Immer mehr Auto-Hersteller bringen neue Modelle mit reinem Elektroantrieb auf den Markt, die Elektro-Revolution scheint unaufhaltbar. Nun dreht sich die Frage vor allem darum, ob sich der Akku auch mühelos unterwegs aufladen lässt. «Bluewin» hat sich den Überblick verschafft.
Die Sommerferien stehen vor der Tür. Für viele Schweizer heisst das: Das Auto voll packen und mit der ganzen Familie auf grosse Reise. Und was, wenn man ein Elektroauto hat? Ist da schon an der Grenze der Saft aus oder kommt man bereits mühelos überall in Europa hin? Ein Augenschein zeigt: Es kommt darauf an, welches Modell man fährt.
Welches sind die beliebtesten Elektroautos der Schweizer?
Zuerst einmal ein Blick auf die Statistiken: Mit welchen Elektroautos fahren die Schweizer überhaupt? Die Markenstatistik für die Schweiz bescheinigt fürs Jahr 2017 folgende Neuzulassungen: 1129 Tesla Model S, 893 Tesla Model X, 741 Renault Zoé, 699 BMW i3 und 160 VW E-Golf.
Insgesamt zugelassen sind bis Dato in der Schweiz 14'539 reine Elektroautos, wie Watson aufgrund der Statistik-Daten zusammengefasst hat - was einen Anteil von 1,9% aller Autos schweizweit ausmacht.
Das sind die führenden Elektroauto-Marken weltweit:
Das sind die erfolgreichsten Elektroauto-Marken weltweit
Immer mehr Autos mit Elektro-Antrieb rollen auf unsere Strassen. Wir präsentieren in dieser Galerie die derzeit erfolgreichsten Elektroauto-Marken im Countdown:
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Platz 10: Wenn man den Namen «Volkswagen» hört, denkt man nicht als erstes an saubere Autos. Aber für den deutschen Auto-Giganten reicht es immerhin für Platz 10 unter den Elektroauto-Herstellern:
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Erfolgreichstes Elektroauto aus Wolfsburg ist der E-Golf.
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Auch Platz 9 geht an einen etablierten Autohersteller: Renault, mit 26'519 in 2017 verkauften Autos.
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Der Renault Zoe ist mit 21'859 Verkäufen für einen Grossteil des Erfolgs verantwortlich.
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Der chinesische Hersteller Zhidou landet auf Platz 8, mit 27'532 verkauften Elektroautos seines einzigen Modells, dem D2 EV.
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Mit 31'699 abgesetzten Elektroautos schafft Chevrolet auf den 7. Platz.
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Der Chevy Volt verkaufte sich 17'444 Mal und ist damit für knapp die Hälfte von Chevrolets Elektroumstz verantwortlich.
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Toyota setzte in 2017 bisher 35'162 Elektroautos ab. Das reicht für Platz 6.
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Mit 35'109 verkauften Exemplaren entfallen quasi alle Verkäufe auf den Prius Prime PHV.
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Auf Platz 5: Nissan mit 36'728 Verkäufen.
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Die überragende Mehrheit davon entfällt auf den Nissan Leaf, mit 33'455 Kunden.
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In Europa ziemlich unbekannt ist BAIC auf Platz 4, das 44'227 Elektroautos absetzte.
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BAICs erfolgreichste Modellreihe ist die E-Series, mit 28'733 Verkäufen.
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Der erfolgreichste traditonelle Auto-Hersteller im Elektro-Markt ist BMW auf Platz 3, mit 55'683 Verkäufen.
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Am meisten Glück haben die Bayern mit dem BMW i3, das 20'531 mal verkauft wurde.
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Nur ganz knapp den Spitzenplatz verpasst hat das chinesische Unternehmen BYD mit 57'288 Verkäufen.
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Erfolgreichstes Modell ist der BYD Song PHEV mit 16'101 Verkäufen.
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Ganz vorne landet der Elektroauto-Pionier Tesla mit 59'263 Verkäufen.
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Tesla hat ausschliesslich Elektroautos in seinem Portfolio. Die Top-Seller bisher sind Model S (Bild) und Model X, doch für 2018 setzt das Mittelklasse-Modell «Model 3» zum Überholen an.
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Europaweit führend in der E-Mobilität ist übrigens Norwegen, wo die kombinierte Anzahl von Batteriebetriebenen Autos und Plugin-Hybriden zeitenweise über 50% der Neuzulassungen ausmacht.
Marktführer Tesla setzt auf eigenen Supercharger
Schweizer Tesla-Fahrer haben mit ihren Fahrzeugen auch Zugang zu Teslas eigenen Superchargern, wo sich die Akkus relativ zügig aufladen lassen - während einer Pause von 30 Minuten lassen sich rund 270 Kilometer nachladen.
Angst, ohne Strom dazustehen, ist immer weniger angebracht: Tesla hat in Europa soeben seine 400. Ladestation eröffnet und bietet damit 3'200 Ladepunkte an. Die Schweiz wurde dabei von Anfang an abgedeckt: 2013 gehörte die Schweiz zu den ersten fünf Ländern in Europa mit Supercharger, mittlerweile gibt's hierzulande 16 Stationen, die laufend ausgebaut werden.
Schweizer Tesla-Fahrer laden aber offenbar auch gerne im Ausland: Fast 70% der über 5'000 Tesla-Besitzer haben im letzten Jahr auch «ennet de Gränze» geladen. Über das Lade-Netzwerk sind auch Fahrten bis nach Norwegen oder südlich nach Italien, Spanien oder Kroatien möglich. Die Auflistung aller Tesla Supercharger gibt's auf der offiziellen Supercharger-Seite, die Entwicklung des Ladestellen-Netzes in den letzten Jahren wird in diesem Video ersichtlich:
EU SC Expansion Map 400 V2
27.06.2018
Wo lädt man einen Nicht-Tesla?
Bei so viel Abdeckung bleibt ein Wermutstropfen: Im Moment sind die Tesla-Supercharger nur für eigene Modelle vorgesehen. Vom Ausbau profitieren die anderen Elektroauto-Hersteller nicht. Nicht-Tesla-Fahrer müssen unterdessen nicht verzweifeln: Auch für sie gibt es tausende Ladepunkte.
Am leichtesten lassen sich Ladestellen über die Webseite SwissCharge.ch finden. Hier sind über 20'000 Elektroauto-Ladestellen EU-weit erfasst. Swisscharge vereinfacht dabei auch die Abrechnung der Ladung: Oft werden die Ladesäulen durch unterschiedliche Allianzen oder Anbieter angeboten.
Hier jeweils das richtige Konto aktiviert zu haben oder die korrekte Bezahlmethode zu finden, kann für Unsicherheiten sorgen. Diese Arbeit nimmt Swisscharge den Nutzern ab, die somit einfach mit der Smartphone-App den nächsten Ladepunkt finden und ansteuern können.
Andere Hersteller planen eigenes Schnelllade-Netzwerk
Richtig Bewegung in die Elektromobilität kommt mit dem geplanten «Ionity»-Netzwerk, das von den Autoherstellern BMW, Daimler, Ford und der Volkswagen-Gruppe gemeinsam aufgebaut wird. Hier sind europaweit bis 2020 rund 400 Ladestationen geplant.
Die erste Ionity Ladestation in der Schweiz ging vor wenigen Wochen am Standort Neuenkirch in Betrieb, wie Technikblog.ch berichtet. Die Station liegt nördlich von Luzern an der Autobahn A2, einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in der Schweiz. Sie ist mit sechs Ladesäulen ausgestattet und ermöglicht das Laden von Elektrofahrzeugen mit CCS-Kompatibilität.
Und wie steht's mit der Ökologie?
Elektroautos sind nicht per se «grün»: Bei der Herstellung der Autos sowie der Bereitstellung der Energie für den Antrieb fallen genau gleich wie bei anderen Autos Emissionen an. Im Unterschied zu Benzin und Diesel kann Strom für Elektroautos allerdings aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Wie diese Entwicklung vorangeht, wird mit entscheiden, wie die Umwelt dabei entlastet werden kann.
Tesla beispielsweise gibt an, dass der Strom für sein Supercharger-Netzwerk in Europa überwiegend aus «sauberen» Energiequellen wie Wind und Solar stammt, wobei 80% des Strommixes im deutschsprachigen Raum CO2-frei ist, in den nordischen Ländern und den Benelux-Staaten gar 100%. Über die bisher insgesamt 850 Millionen gefahrenen Elektro-Kilometer ihrer Nutzer seien so 92 Millionen Liter Treibstoff eingespart worden.
«Bluewin» hat auch bei «Ionity» nachgefragt, wie der Strommix bei ihren Ladepunkten zusammengesetzt ist und wird die Antwort des Anbieters hier nachtragen, sobald wir sie erhalten haben.
Fazit: Es kommt Bewegung ins Spiel
Es gibt bei der Frage «Komme ich mit meinem Elektroauto unbeschwert in die Ferien?» eine theoretische und eine praktische Antwort. Ja - sofern sich das Auto schnell und mühelos laden lässt, ist auch ein «Road Trip» einfach machbar. Tesla spurt hier mit dem Supercharger voran, der in ganz Europa kostenlos und ohne Voranmeldung nutzbar ist. So kann bei einer Kaffeepause nicht nur der eigene Akku geladen werden, sondern auch der des Autos. Sobald «Ionity» weit herum verfügbar ist, wird dies auch mit Elektroautos anderer Hersteller der Fall sein.
Elektroauto-Modelle, die ein Schnelladen nicht unterstützen, stehen entsprechend länger an der Ladesäule. Autos mit einer Kombination von grossem Akku (300 Kilometer Reichweite und mehr) und einer Ladeleistung von 50 Kilowatt oder mehr sind hier klar im Vorteil. Wobei man nicht vergessen darf, dass ein Akku auch voll wird, wenn man ihn bei der Übernachtung im Hotel über Nacht einstecken darf und somit morgens mit einer vollen Batterie losfährt. 2018 ist ein Europa-Trip möglich, nächstes Jahr dann wohl noch einfacher und ohne im Vorfeld planen zu müssen.
Je prominenter Elektroautos werden, desto mehr Fragen tauchen auf: Sind die nicht eigentlich viel teuer? Geht ihnen ein paar Kilometer hinter der Stadtgrenze der Schnauf aus? Und sind die eigentlich wirklich so umweltfreundlich, wie immer behauptet wird? Prüfen wir das:
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Bei der Reichweite pro Akkuladung kommen die meisten Elektroautos zwar noch nicht an Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb heran, dafür kann man die Stromer aber jederzeit bequem zu Hause aufladen.
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Tesla-Besitzer sind gegenüber anderen Elektroautofahrern deutlich im Vorteil. Sie können das umfangreiche Supercharger-Netzwerk des Herstellers nutzen. Ein Model S bekommt an diesen Schnellladestationen in etwa 30 Minuten Aufladen rund 270 km zusätzliche Reichweite.
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Die Elektroauto-Akkus haben noch eine potenzielle Zweitverwertung. Wenn sie nicht mehr genug Power fürs Auto liefern, kann man sie immer noch als Heimbatterie nutzen und etwa mit Solarzellen vom Dach auffüllen.
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Die Anschaffungskosten liegen bei Elektroautos tatsächlich deutlich höher als bei konventionellen Fahrzeugen der selben Klasse. Je länger man das Fahrzeug nutzt, desto näher kommen sich die Kosten.
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Auch Elektrofahrzeuge sind umweltbelastend. Es beginnt bereits bei der Produktion, die natürlich Ressourcen verbraucht. Autos entstehen schliesslich nie ausschliesslich aus Luft und Licht.
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Elektroautos brauchen keine komplexen Motoren oder Antriebsstränge, dafür braucht die Herstellung der Akkus einiges an Ressourcen. Materialien wie Lithium oder Kobalt müssen dafür abgebaut werden.
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In der Gesamtbetrachtung haben Elektrofahrzeuge allerdings das Potenzial, viel Umweltschonender zu sein. Das gilt besonders in der Schweiz, denn wir haben im Vergleich zu unserem Nachbarländern einen besonders nachhaltigen Energiemix.
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So wird in der Schweiz quasi kein Kohlestrom verbraucht, in Deutschland liegt sein Anteil hingegen noch bei knapp 40 Prozent. Aber selbst dort werden durch die Nutzung eines Elektrofahrzeug deutlich weniger CO2-Emissionen freigesetzt als bei vergleichbaren Benzinern.
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In der Top-Ausstattung schafft es ein Model S in 2,7 Sekunden von Null auf 100 km/h. Nicht, dass man diese Beschleunigung im Alltag braucht, aber selbst mit den schnellsten Sportwagen am Markt können Elektrofahrzeuge mithalten.
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Nun sind Elektroautos auch besonders leise, andere Verkehrsteilnehmer können sie dadurch schlechter wahrnehmen und die Unfallgefahr steigt. Das ist der gleiche Vorwurf, der etwa auch modernen Trams gemacht wird. Hier ist tatsächlich mehr Vorsicht im Verkehr angebracht und eine geringe Lärmbelästigung erhöht ja gleichzeitig auf die Lebensqualität von Anwohnern.
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