Gekaufte ArtikelFacebook-Chef Zuckerberg will von Kampagne gegen Kritiker nichts gewusst haben
dpa/uri
16.11.2018
Facebook hat eine PR-Firma beschäftigt, die Kritiker des Konzerns in Misskredit bringen sollte. Facebook-Chef Mark Zuckerberg will davon nichts gewusst haben. Die Firma sei zu gross, er könne nicht alles mitbekommen.
Facebook versucht gerade, einen drohenden neuen Skandal um dubiöse PR-Methoden zügig einzudämmen. Gründer und Chef Mark Zuckerberg versichert, er sei ahnungslos gewesen. Eine PR-Firma wurde gefeuert. Aber es kommt die Frage auf, ob Zuckerberg den Überblick verlieren hat.
Zuckerberg hat nach eigenen Angaben erst aus einem Zeitungsbericht erfahren, dass das Online-Netzwerk eine PR-Firma beschäftigte, die Kritiker hinterrücks in ein schlechtes Licht rücken sollte. «Jemand aus dem Kommunikationsteam muss sie angeheuert haben», sagte Zuckerberg am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Auch Geschäftsführerin Sheryl Sandberg, die sich bei Facebook viel mit politischen Fragen befasst, habe davon nichts gewusst.
PR-Agenturen sollen auf Prüfstand
Er werde weiter mit Sandberg zusammenarbeiten, sagte Zuckerberg und entkräftete damit Spekulationen, das PR-Debakel könne sie ihren Job kosten. Sie mache «insgesamt» gute Arbeit.
Facebook wolle jetzt Beziehungen zu PR-Agenturen auf den Prüfstand stellen, um mögliche weitere ähnliche Fälle herauszufiltern, sagte Zuckerberg. Auch wenn andere zu solchen Methoden griffen, «das ist nicht die Art, wie ich das Unternehmen führen will», so der Facebook-Gründer.
Zuckerberg wies Kritik daran zurück, dass diese Aktivitäten an ihm vorbeigegangen seien. In einer Firma mit der Grösse von Facebook werde es immer passieren, dass Mitarbeiter etwas machten, wovon er nichts wisse. Auf die Frage, ob er nicht den Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben sollte, machte Zuckerberg deutlich, dass er auch das Aufsichtsgremium weiter führen wolle.
Facebook hatte nach einem Bericht der «New York Times» die Zusammenarbeit mit der PR-Firma Definers eingeräumt, die Journalisten ermutigte, sich die Finanzierung der Organisation «Freedom from Facebook» (Freiheit von Facebook) genauer anzusehen. Dabei sei angedeutet worden, dass unter ihren Geldgebern der Finanzier und Mäzen George Soros sei, der ein häufiges Angriffsziel für Konservative wie US-Präsident Donald Trump – aber auch für antisemitische Verschwörungstheorien – ist.
Kritik an Methoden von Facebook
«Die Absicht war, zu demonstrieren, dass es nicht einfach nur eine spontane Basiskampagne war, wie von ihr behauptet, sondern sie von einem bekannten Kritiker unseres Unternehmens unterstützt wurde», verteidigte sich Facebook. Die Geschäftsbeziehung zu Definers sei «vergangene Nacht» beendet worden, hiess es zugleich.
Soros' Stiftung Open Society Foundations wies eine Verbindung zu «Freedom from Facebook» zurück. Sie habe zwar zwei Mitglieder-Organisationen der Koalition unterstützt, dies habe aber keinen Bezug zu «Freedom from Facebook» gehabt, sagte Präsident Patrick Gaspard. Er verurteilte die Vorgehensweise von Facebook in einem offenen Brief an Sandberg: «Ihre Methoden bedrohen die Werte, auf denen unsere Demokratie beruht.»
My letter to @facebook regarding the smear campaign they paid for and disseminated against George Soros & @OpenSociety as reported by @nickconfessore in the @nytimes. These tactics out of Putin’s playbook have no place in an important debate about the integrity of our elections pic.twitter.com/jF9RhC5vSy
Zuckerberg kündigte in der Telefonkonferenz für kommendes Jahr auch ein neues, unabhängiges Gremium an, an das sich Nutzer wenden könnten, die mit der Löschung ihrer Inhalte durch Facebook nicht einverstanden seien. Details dazu gab es zunächst nicht. Zuckerberg versicherte zudem, dass die Facebook-Führung nicht versucht habe, die Untersuchungen zu russischen Propaganda-Kampagnen beim Online-Netzwerk im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 zu bremsen. Man habe zwar zu langsam darauf reagiert, aber der Vorwurf, Facebook sei nicht an der Wahrheit interessiert gewesen, sei «einfach falsch».
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