Gespräch bis ans Ende der ZeitComputer lässt Werner Herzog und Slavoj Žižek ewig reden
Von Dirk Jacquemien
30.11.2022
Eine Talkshow, die nie endet: Für die meisten Menschen ist das wohl eine Höllenvorstellung, aber dank eines Deepfake-Algorithmus nun tatsächlich Realität.
Von Dirk Jacquemien
30.11.2022, 00:00
Dirk Jacquemien
Beim Verfolgen von Talkshows kann einen gelegentlich das Gefühl überkommen, hier wird viel gelabert und wenig gesagt. Insofern ist dieses Format eigentlich perfekt, um es zu automatisieren.
So was in der Art hat der italienische Künstler Giacomo Miceli getan. Er hat einen Audio-Deepfake-Algorithmus erstellt, der einen endlosen Dialog zwischen Slavoj Žižek und Werner Herzog produziert. Der Name des Projekts: «The Infinite Conversation», das unendliche Gespräch.
Stimmen gut getroffen
Der slowenische Philosoph Žižek («Das erhabene Objekt der Ideologie») sowie der deutsche Regisseur Herzog («Fitzcarraldo») sind zwei Intellektuelle, die sehr gern ausschweifend reden. Daher sind sie auch die perfekten Kandidaten für das Deepfake-Experiment.
Die Stimmen der beiden werden dabei quasi perfekt nachgemacht, ihre sehr speziellen Akzente beim Sprechen auf Englisch wurden gut getroffen. Nur etwas abgehackt klingen die Stimmen manchmal. Auch die getätigten Aussagen klingen zumindest im Ansatz so, als könnten sie von den echten Žižek und Herzog stammen, wobei Miceli natürlich betont, dass alles Gesagte vom Deepfake-Algorithmus frei erfunden wurde.
Žižek fehlt es an Vulgaritäten
Neue Aussagen der falschen Diskutanten werden dabei kontinuierlich vom Algorithmus erzeugt, schneller als Menschen sie anhören könnten. «In der Theorie könnte diese Konversation bis zum Ende der Zeit andauern», so Miceli.
Als Motivation für das Projekt gibt Miceli neben Bewunderung der beiden Persönlichkeiten an, damit die Fähigkeiten der Technik demonstrieren zu wollen, die auch für bösartige Zwecke verwendet werden könnte.
Um das Einverständnis von Žižek und Herzog für dieses Experiment hat Miceli allerdings nicht gefragt. Der echte Žižek äusserte sich auch bereits in der «Zeit»: Ihn stört, dass der Deepfake-Žižek nicht genügend Vulgaritäten von sich gibt.