Startverbote in vielen Ländern Nach Absturz der Boeing 737 – wo fliegen Maschinen desselben Typs?

dpa / tmxh

11.3.2019

Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien mit 157 Toten steht der relativ neue Flugzeugtyp der Boeing im Mittelpunkt der Debatte. Zahlreiche Airlines haben der 737 Max Startverbot erteilt. Doch wo genau fliegen die insgesamt etwa 380 Maschinen des Typs?

Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Äthiopien mit 157 Todesopfern muss der relativ neue Flugzeugtyp Boeing 737 Max in mehreren Ländern am Boden bleiben. China, Indonesien und Äthiopien erklärten am Montag ein Startverbot für alle baugleichen Maschinen.

Betroffen sind mindestens 110 Flugzeuge. Das Unglück vom Sonntag kam nur wenige Monate nach dem Absturz einer ebenfalls noch recht neuen Boeing 737 Max 8 in Indonesien. Insgesamt sind laut CH-Aviation weltweit rund 380 der neuen Maschinen im Einsatz, die meisten davon bei der US-Airline Southwest, bei Air Canada, American Airlines und chinesischen Airlines. Bislang war das Modell mit über 4'600 Bestellungen ein ökonomischer Erfolg.

In Europa will man nach dem Unglück von Startverboten bislang absehen. Zu den neun Fluggesellschaften, die mit der 737 Max 8 verkehren, gehört etwa Norwegian Air mit 20 Maschinen, die über Tochterfirmen geflogen werden. Wie ein Sprecher der Tamedia-Redaktion mitteilte, blieben die Maschinen im Einsatz, man stehe aber in engem Dialog mit Boeing.

Auch bei der isländischen Fluggesellschaft Icelandair, die fünf Maschinen einsetzt, gibt es demnach keine Startverbote. 15 Flugzeuge sind zudem in Europa über unterschiedliche Partner-Airlines bei TUI im Einsatz, auch Air Italy fliegt mit drei 737 Max. Turkish Airline besitzt elf Maschinen des Typs, mit denen zum Teil auch die Flughäfen Basel und Zürich bedient werden. 

Hier fliegen Maschinen des Typs Boeing 737 Max:

  • Southwest Airlines (USA): 34
  • Air Canada (Kanada): 24
  • American Airlines (USA): 24
  • China Southern Airlines (China): 23
  • Norwegian und Tochterfirmen (Norwegen): 21
  • Air China (China): 16
  • TUI und Tochterfirmen (Grossbritannien): 15
  • SpiceJet (Indien): 13
  • WestJet (Kanada): 13
  • Hainan Airlines (China): 11
  • Turkish Airlines (Türkei): 11
  • flydubai (VAE): 11
  • Lion Air (Polen): 10
  • Xiamen Airlines (China): 10
  • Shanghai Airlines (China): 9
Boeing-Maschine des Typs 737 Max 8.
Boeing-Maschine des Typs 737 Max 8.
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Startverbote in verschiedenen Ländern

Am Unglücksort in Äthiopien wurden derweil die Flugschreiber gefunden. Ethiopian Airlines erklärte zum Startverbot für die übrigen vier Boeings der staatlichen Fluggesellschaft: «Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmassnahme am Boden zu belassen.»

In China wies die Luftfahrtbehörde CAAC Fluggesellschaften an, Flüge mit der Boeing 737 Max 8 vorübergehend einzustellen, bis Sicherheitsrisiken ausgeschlossen werden können. Betroffen waren dort demnach 96 Flugzeuge. Auch Indonesien verhängte ein Startverbot für die elf in dem Land registrierten Boeings des gleichen Typs.

Bereits im Oktober waren beim Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Fluglinie Lion Air in Indonesien 189 Menschen ums Leben gekommen. Chinas CAAC verwies in der Begründung des nun verhängten Startverbots darauf, dass es bei beiden Unglücken «gewisse Ähnlichkeiten» gegeben habe. Beide Flüge waren bei guten Wetterverhältnissen kurz nach dem Start in Schwierigkeiten gekommen. Ein möglicherweise ähnlicher Fehler in der Elektronik konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden.

Auch die karibische Fluggesellschaft Cayman Airways erklärte, die beiden Boeing 737 Max 8 der Airline blieben vorerst am Boden. Andere Airlines wie Norwegian und Tuifly erklärten hingegen, die Maschinen blieben zunächst weiter in Betrieb. Deutsche Fluggesellschaften nutzen derzeit keine Boeing 737 Max 8, wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Berlin mitteilte.

Blackbox gefunden

Am Unglücksort unweit von Addis Abeba wurden nach «mühsamer Suche» die sogenannten Blackboxes gefunden, die den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten aufzeichnen, wie Ethiopian Airlines mitteilte. Diese sind für Ermittler sehr wichtig bei der Klärung der Unfallursache. Die Blackboxes sind so robust gebaut, dass sie normalerweise auch ein Unglück überstehen sollten.

Hersteller Boeing äusserte sich zunächst nicht näher zu dem Unglück. In einer Mitteilung sprach Boeing den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und kündigte die Entsendung von Experten nach Äthiopien an. Diese sollten bei der Untersuchung der Unglücksursache helfen.

Die auf weniger Spritverbrauch getrimmte Boeing 737-Max-Reihe gilt als Verkaufsschlager. Das Modell ist eine Neuauflage der seit den 1960er Jahren gebauten Boeing 737 und wird in der neuen Form mit grösseren und sparsameren Triebwerken seit 2017 ausgeliefert.

In Äthiopien begannen Experten am Montag mit der Identifizierung der Opfer und der Klärung der Unglücksursache. Am Sonntag war dafür eine Sonderkommission von Experten der Flugsicherung, Verkehrsministerium und Fluggesellschaft gebildet worden.

Die Unglücksmaschine, die von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba in die kenianische Metropole Nairobi fliegen sollte, war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Opfer aus 35 Ländern

Nach Angaben der Airline waren unter den Todesopfern aus 35 Ländern unter anderem 32 Kenianer, 18 Kanadier, 9 Äthiopier sowie jeweils 8 US-Amerikaner, Italiener und Chinesen. Unter den Opfern waren auch mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Am UN-Sitz in Genf hielten Mitarbeiter am Montag eine Schweigeminute für die Opfer. Auch bei einer UN-Umweltkonferenz in Nairobi wurde der Opfer gedacht.

Ethiopian Airlines gilt als zuverlässige Fluggesellschaft und ist wie Lufthansa Mitglied des Bündnisses Star Alliance. Ethiopian bietet weltweite Verbindungen an, etwa nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. In Afrika expandierte Ethiopian in den vergangen Jahren aggressiv und gilt mit der südafrikanischen South African Airways inzwischen als wichtigste Airline der Region.

Die Maschine auf Flug ET 302 stürzte nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, erklärte Ethiopian Airlines.

Die neue Maschine war zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Ein Routine-Check unmittelbar vor dem Start am Sonntag habe keine Probleme aufgezeigt, sagte Airline-Chef Tewolde GebreMariam. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende 2018 sei es rund 1200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Airline gearbeitet. Ethiopian hat noch vier weitere Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8.

Für Ethiopian ist es nicht das erste Unglück eines Flugzeugs. Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen starben.

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Grieche verpasst Flieger knapp

Ein Grieche hat in letzter Minute den Einstieg in das abgestürzte äthiopische Flugzeug verpasst. «Ein Freund sagte mir, ich soll es als eine zweite Lebenschance sehen», sagte Antonis Mavropoulos dem griechischen Nachrichtensender Skai. Seine Rettung verdankt er nach seinen Worten einer verspäteten Ankunft am Flughafen von Addis Abeba und der Tatsache, dass ein Flugbegleiter, der ihn zum Flugzeug führen sollte, zu spät kam. Bei dem Absturz auf dem Weg ins kenianische Nairobi kamen 157 Menschen ums Leben.

«Ich habe sogar protestiert, weil es eigentlich genug Zeit gab, dass ich den Flug nicht verpasse», sagte Mavropoulos weiter. Als er erfuhr, dass sein ursprünglicher Flug abstürzte, habe es ihm den Boden unter den Füssen weggezogen. Auf seinem Facebook-Profil veröffentlichte der Grieche ähnliche Aussagen, nachdem er mit einem anderen Flug in Kenia angekommen war. «Ich bin vielleicht nicht zu alt für Rock 'n' Roll, aber sicher zu jung zum Sterben», schrieb er.

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