Der Berner Gemeinderat verlangt mehr Ressourcen für den Betrieb der Software Citysoftnet.
Wegen Problemen bei der Einführung einer neuen Fallführungssoftware ist der Pendenzenberg im Stadtberner Amt für Erwachsenen- und Kinderschutz und im Sozialdienst angewachsen. (Symbolbild).
Stadt Bern hat Probleme mit neuer Fallführungssoftware - Gallery
Der Berner Gemeinderat verlangt mehr Ressourcen für den Betrieb der Software Citysoftnet.
Wegen Problemen bei der Einführung einer neuen Fallführungssoftware ist der Pendenzenberg im Stadtberner Amt für Erwachsenen- und Kinderschutz und im Sozialdienst angewachsen. (Symbolbild).
Eine neue Fallführungssoftware im Sozialbereich bereitet der Stadt Bern bei der Einführung Probleme. Es braucht mehr Personal und finanzielle Mittel, um die Kinderkrankheiten auszumerzen und den Pendenzenberg abzubauen.
Die Software Citysoftnet haben die Städte Bern, Basel und Zürich gemeinsam entwickelt. Bern ist die erste Stadt, die die Software einsetzt, Zürich und Basel sollen von den nun gemachten Erfahrungen profitieren können, wie die Stadtberner Gemeinderätin Franziska Teuscher am Donnerstag vor den Medien in Bern betonte.
Betroffen von den Problemen ist insbesondere zu einem grösseren Teil der Erwachsenen- und Kinderschutz und zu einem etwas geringeren Teil die Sozialhilfe.
Die Software ist in Bern seit Juni in Betrieb. Nach dem Abschalten der bisherigen Software traten unerwartet Probleme beim neuen System auf – insbesondere beim Tempo. So konnten beispielsweise Rechnungen nicht fristgerecht abgewickelt und Zahlungen nicht ausgelöst werden.
Vieles in Handarbeit
Probleme traten aber etwa auch beim Einlesen von Dokumenten auf, die das lernfähige System zuerst nicht erkannte oder nicht richtig ablegte. Vieles musste daher von Hand erledigt werden.
«Das System ist eigentlich ein Ferrari, aber im Moment eher ein Like a Bike, das wir vorübergehend noch mit Muskelkraft anschieben», konstatierte Gemeinderat Reto Nause vor den Medien.
Es kam zu Mahnungen und Betreibungsandrohungen bei Klienten, die ohnehin schon verletzlich sind, wie Sozialamtsleiterin Claudia Hänzi einräumte. Esther Meier vom Amt für Erwachsenen- und Kinderschutz sprach von einem Massengeschäft mit Zahlungsein- und Ausgängen.
In ihrem Amt waren alle rund 1700 Erwachsenen Klienten von den Problemen betroffen. Wenn dann ein System nicht wie erwartet laufe, bilde sich sehr schnell ein grosser Pendenzenberg.
Das sei auch für das Personal eine grosse Belastung. Es habe Kündigungen und Erkrankungen gegeben. Zur Entlastung wurden Fälle zur Bearbeitung nach Ostermundigen gegeben. Im Sommer wurden 10 temporäre Stellen geschaffen. Doch der Fachkräftemangel macht es den Behörden schwer, Leute zu finden, die mithelfen, den Pendenzenberg abzutragen.
In den nächsten Wochen sollte das Gröbste abgearbeitet sein, hoffte Nause. Dann erfolge eine Kontrolle, dass alles richtig verbucht worden sei.
Für die zusätzlichen Massnahmen braucht es einen Nachkredit von 955'000 Franken. Der Gemeinderat wird den Kreditantrag voraussichtlich nach den Herbstferien dem Stadtrat vorlegen.
Ausführlich getestet
Citysoftnet habe man ein Jahr lang ausführlich getestet, betonte Teuscher vor den Medien. Im Betrieb seien dann aber vor allem bei der Leistung des Systems Probleme aufgetreten, die man nicht habe vorhersehen können.
Laut Hänzi wurden Klassiker, wie mangelnde Serverkapazität oder Wächterprogramm natürlich sogleich überprüft. Doch die Probleme lägen tiefer. Und sie sind bis heute noch nicht ganz geklärt. Bern leiste hier nun die Vorarbeit, damit sich die Fehler in Basel und Zürich nicht wiederholten, führte Teuscher aus.
Die Stadt will die Kosten, die nur sie betreffen, selber berappen. Für Kosten, die auch die anderen Partner beträfen, werde man das Gespräch suchen, kündigte Nause an.
Das Projekt der drei Städte wurde ursprünglich mit 42,6 Millionen Franken veranschlagt. Der Anteil der Stadt Bern betrug bisher inklusive eines ersten Nachkredits für Programmierungen im Kernbereich rund 17,4 Millionen Franken. Dazu kommt nun der weitere Nachkredit von 955'000 Franken.
Ausserdem wird auch der Betrieb des Systems teurer, etwa wegen Preisaufschlägen bei Lizenzen oder gestiegenen Personalkosten. Wie hoch diese Zusatzkosten zu Buche schlagen ist noch offen. Erste Annahmen gingen von rund 400'000 Franken pro Jahr aus, doch diese Zahl sei nicht spruchreif, hiess es bei der Stadt am Donnerstag.
Es ist nicht die erste mehr als holprige Einführung eines Informatik-Grossprojekts bei der Stadt Bern. Erst vor wenigen Jahren sorgte die Schulsoftware Base4kids für Turbulenzen und verursachte Mehrkosten in Millionenhöhe.
Die Lehren aus diesem Projekt habe man bei der Einführung von Citysoftney im Auge gehabt, betonte Teuscher.
hn, sda