Beichte bei «Gredig direkt» Robbie Williams: «Die Sucht kann meine Familie zerstören»

Von Bruno Bötschi

16.9.2022

«Ich war einer der ersten Influencer für psychische Probleme»: Robbie Williams
in der Talkshow «Gredig direkt».
«Ich war einer der ersten Influencer für psychische Probleme»: Robbie Williams in der Talkshow «Gredig direkt».
Bild: SRF

Robbie Williams legt ein neues Album vor. Um dessen Verkäufe anzukurbeln, spricht er in der Talkshow «Gredig direkt» über seine Süchte und die Auswirkungen seiner psychischen Probleme – und macht der Schweiz eine Liebeserklärung.

Von Bruno Bötschi

Fans von Robbie Williams dürfen sich freuen.

Der Sänger hofft, dass er der «Mick Jagger des Jahres 2050 sein» wird und mit 75 noch auf der Bühne stehen wird. Der 47-Jährige ist sich allerdings bewusst, dass dafür einige Anstrengungen nötig sein werden.

Er müsse vor allem seiner Gesundheit deutlich mehr Sorge tragen, als er dies in den ersten 47 Jahren seines Lebens getan habe. «Sonst könnte es sehr schwierig werden, weil mein Körper nicht mehr in der Lage sein wird, auf der Bühne zu stehen.»

«Das ist das, was Ruhm mit dir macht»

Robbie Williams ist gerade auf Interview-Tour und macht deshalb auch Halt bei Urs Gredig und seiner Talkshow «Gredig direkt». Im Gepäck mit dabei hat der englische Popstar sein neues Album «XXV».

Neu ist zwar nur bedingt richtig – auf der Platte sind vornehmlich Orchester-Versionen seiner grössten Hits zu hören.

Nach 7 Minuten und 58 Sekunden «Gredig direkt» fragt der Moderator den Sänger, ob Erfolg gleichbedeutend mit Glück sei?

Robbie Williams räuspert sich kurz, dann sagt er: «Erfolg ist für mich Glück, Ruhm nicht.» Wer extremen Ruhm erlebe, der kämpfe irgendwann ziemlich automatisch auch mit einer Art Geisteskrankheit. 

Gredig: «Kennst du wirklich keinen berühmten Menschen, der glücklich ist?»

Williams: «Nein ... na ja, Bruce Springsteen scheint es ziemlich gut hinzukriegen. Und Tom Hanks hat sich auch eine Art Würde erhalten. Aber vielleicht ist er auch nur ein guter Schauspieler.»

Ansonsten will der Popstar aber nur berühmte Menschen kennen, die alle gröbere Probleme haben oder hatten – allen voran seine ehemaligen Bandkollegen von Take That: «Gary Barlow litt unter Bulimie und Depressionen. Mark Owen war in der Entzugsklinik. Howard Donald hatte Selbstmordgedanken. Jason Orange hasste einfach alles. Und ich war mehrmals in der Reha.»

Williams Fazit: «Das ist das, was Ruhm mit dir macht. Niemand kommt ungeschoren davon – ausser vielleicht Fussballer, weil sie körperlich fitter sind als die meisten Menschen.» 

«Das ist das Erschreckendste am Ganzen»

Robbie Williams gab schon zu Beginn seiner Karriere offen zu, dass er ein Suchtmensch ist und unter Depressionen leidet. «Ich war einer der ersten Influencer für psychische Probleme.» 

«Gary Barlow litt unter Bulimie und Depressionen. Mark Owen war in der Entzugsklinik. Howard Donald hatte Selbstmordgedanken. Jason Orange hasste einfach alles»: Robbie Williams
über seine ehemaligen Take-That-Kollegen.
«Gary Barlow litt unter Bulimie und Depressionen. Mark Owen war in der Entzugsklinik. Howard Donald hatte Selbstmordgedanken. Jason Orange hasste einfach alles»: Robbie Williams über seine ehemaligen Take-That-Kollegen.
Bild: SRF

Eine Offenheit, die dem Sänger immer wieder den Vorwurf einbrachte, er sei ein Jammerlappen. Denn früher hätten viele Menschen gedacht, wer grossen Erfolg habe und weltberühmt sei, könne, nein, dürfe niemals unglücklich sein.

Heute sei das zum Glück nicht mehr so, sagt Williams. Was auch damit zu tun habe, dass er längst nicht mehr der einzige berühmte Mensch sei, der über seine Probleme spreche.

Probleme, die grösstenteils der Vergangenheit angehören, seit er mit seiner Frau Ayda zusammen und Vater von vier Kindern ist. «Die Familie gibt mir Sinn und Verantwortung und sie hat in mir den Wunsch wachgerüttelt, die beste Version meiner selbst zu sein.»

Gleichzeitig ist Williams aber sehr wohl bewusst, dass er nach wie vor nicht geheilt ist von seinen Süchten und Krankheiten. «Ich bin ständig auf der Kippe, obwohl ich weiss, dass ich eine Familie habe. Das ist das Erschreckendste am Ganzen.»

«Interlaken ist der schönste Ort der Welt»

Gegen Ende der Sendung will Urs Gredig von Robbie Williams wissen, ob er etwas bedauere in seinem bisherigen Leben?

«Nichts, was mich nachts wach halten würde», sagt der Sänger. Aber natürlich gebe es Dinge, die er bedauere, darüber zu reden, finde er jedoch langweilig.

«Die Familie gibt mir Sinn und Verantwortung und sie hat in mir den Wunsch wachgerüttelt, die beste Version meiner selbst zu sein»: Robbie Williams über seine Familie.
«Die Familie gibt mir Sinn und Verantwortung und sie hat in mir den Wunsch wachgerüttelt, die beste Version meiner selbst zu sein»: Robbie Williams über seine Familie.
Bild: SRF

Gar nicht langweilig findet Williams hingegen die Schweiz. Er, der nach eigenen Angaben mit seiner Familie «nirgendwo und überall lebt», sprich wechselweise in St. Tropez, auf Ibiza, in London, Kalifornien und Genf. 

Ganz besonders angetan hätten es im jedoch die Schweizer Berge und die Stadt Interlaken. «Ich war am 1. August dort und dachte mir, das ist wahrscheinlich der schönste Ort der Welt.»

Ihm sei davor nie richtig bewusst gewesen, wie schön die Berge auch in der Sommerzeit sein können. «Ich dachte immer, dort geht man nur im Winter hin zum Skifahren.»

In der Schweiz schätzt Williams zudem den Frieden, die Ruhe und «die Sicherheit, die ich nirgendwo sonst fühle». 



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