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Bötschi fragt Dominic Deville: «Bei jedem Gag über Marco Rima habe ich ein schlechtes Gewissen»
Von Bruno Bötschi
4.5.2022
Er behauptet, er sei der am härtesten arbeitende Comedian des Landes. Dominic Deville über den Schweizer Komiker-Nachwuchs, seinen Dienst in der Armee und die Gerüchte, seine Show werde bald abgesetzt.
Dominic Deville, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle dir in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach «weiter».
Das ist gut so.
Hazel Brugger oder Carolin Kebekus?
Ich mag beide Komikerinnen sehr und habe sie jetzt gerade zusammen in der dritten Staffel von «LOL: Last One Laughing» gesehen. Die beiden funktionieren super zusammen.
Lara Stoll oder Palina Rojinski?
Lara Stoll.
Mike Müller oder Oliver Pocher?
In den 1990er Jahren Oliver Pocher, heute Mike Müller.
Zürich oder Berlin?
Hamburg.
Als Kind hat man viele Träume – erinnerst du dich?
Ich habe mehrere regelmässig wiederkehrende Träume. Alle paar Wochen träume ich vom Skifahren.
Auch schon als Kind?
Ja. Ich war ein leidenschaftlicher Skifahrer. 2002 hatte ich jedoch einen schweren Unfall. Während eines Konzertes in Berlin sprang ich beim Stagediving von der Bühne. Aufgefangen hat mich im Publikum leider niemand. Diverse Knochenbrüche waren die Folge. Deshalb bin ich bis im vorletzten Winter nie mehr auf den Ski gestanden. Jetzt habe ich mir den Traum aber wieder wahrgemacht und bin zusammen mit meinen Kindern Skifahren gegangen.
Zum Autor: Bruno Bötschi
blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.
Die Traum-Frage habe ich dir bereits bei unserem allerersten Interview im Jahr 2014 gestellt.
Ich erinnere mich daran.
Damals sagtest du: «Ich träumte von einem sprechenden Hund. Aber immer, wenn ich das Tier jemandem zeigen wollte, wachte ich auf.»
Ich sagte ja vorhin, ich habe mehrere regelmässig wiederkehrende Träume. Es gibt den Hund, das Skifahren und es gibt die Höhle, aus der jemand ständig Sachen herauswirft, die ich dann auffangen muss.
Ich wollte mit meiner Frage vor allem testen, wie gut dein Gedächtnis ist. Als ich dich vor ein paar Wochen für dieses «Bötschi fragt» anfragte, realisierte ich, dass dein Hirn sehr gut funktioniert. Du hast mir damals geantwortet: «Oh ja! Das hast du mir 2018 bereits versprochen. Machen wir.» Bist du sehr nachtragend oder hast du ein einfach super Gedächtnis?
Ich habe ein extrem gutes Gedächtnis, wenn es um etwas geht, das mir versprochen worden ist. Weisst du übrigens noch, wo du mir das «Bötschi fragt»-Interview versprochen hast?
Das war in der Photobastei in Zürich vor dem Konzert deiner Punkband «Failed Teachers».
Danke, dass du das Wort «Konzert» benutzt.
Warum sagst du deswegen Danke?
Das Wort macht mich zum Musiker.
Gibst du gerne Interviews?
Eigentlich schon. Während eines Interviews kann ich mein Gedächtnis auf andere Wege leiten. Und ich kann dabei mich selber reflektieren, was während oder nach einer Show eher selten passiert. Da denkt man schon an die nächste Sendung.
Welches war dein bisher lustigstes Interview?
Interviews sind selten lustig.
Hast du schon einmal ein Interview abgebrochen?
Es gab Situationen, in denen ich gern ein Interview abgebrochen hätte, schlussendlich aber mich doch nicht getraut habe. Ich bin ein höflicher Mensch.
Hast du eine Lieblingsfrage?
Die Frage, die du mir eben gestellt hast, ist es auf jeden Fall nicht.
Welche Frage oder Fragen möchtest du nicht mehr beantworten?
Was darf Satire? Aber ich nehme an, du wirst mir diese Frage heute auch wieder stellen.
Liest du Kritiken?
Ja, jede.
Verletzt es dich, wenn du in der Zeitung lesen musst, dass du deinen Kindern seltsame Namen gegeben hast?
Nein, denn ob etwas seltsam ist, liegt im Auge des Betrachters.
Schlimmste Beleidigung, die du je ertragen musstest?
Ein Kritiker schrieb einmal, ich sei so lustig wie ein brennender Christbaum. Es war gleichzeitig aber auch die witzigste Beleidigung, die über mich veröffentlicht wurde.
Welche überraschende Wahrheit hat eine Kritikerin oder ein Kritiker schon über dich geschrieben?
Derselbe Kritiker schrieb zwei Jahre später, dass ich meine Gegner nicht mehr niederschlagen würde, sondern sie mit feiner Klinge filetieren täte. Selber hatte ich das bis dahin nicht so gesehen, aber mich als ehemaligen Fast-Profi-Fechter freute dieser Vergleich natürlich sehr.
Gion Mathias Cavelty schrieb vor Jahren auf blue News über dich: «Deville ist der Inbegriff einer Rampensau. Er ist ein Killer. Ein weisser Hai. Ein Godzilla. Ich liebe ihn! Er täte dem Schweizer Fernsehen gut.»
Gion Mathias Cavelty schrieb das, bevor er meine Show gesehen hatte. Danach notierte er das Gegenteil. Ich schätze ihn trotzdem sehr. Bevor ich beim Schweizer Fernsehen SRF gelandet bin, wurden übrigens hin und wieder solche Dinge über mich geschrieben. Seit es jedoch die «Deville Late Night»-Show gibt, musste ich immer wieder feststellen, dass mich meine damaligen Fans heute nicht mehr verstehen, dafür andere plötzlich lieben.
Auf einer Skala von eins bis zehn Punkten: Wie gut tust du respektive deine Show dem Schweizer Fernsehen SRF?
Zwölf Punkte.
Am Sonntag, 10. April, fiel deine Sendung aus respektive sie wurde erst mit Verspätung ausgestrahlt. Es soll scheinbar aufgrund der Liveschaltungen zu den Wahlen in Frankreich im TV-Studio drunter und drüber gegangen sein. Wann hast du von der technischen Panne erfahren?
Ich wollte an besagtem Sonntagabend wie immer meine Sendung schauen. Merkte jedoch bereits beim Vorspann, dass es die Sendung ist, die wir eine Woche vorher produziert hatten. Ich nahm mein Handy und rief den SRF-Produktionsverantwortlichen an. Der erklärte mir, dass er meine Sendung gar nicht live auf dem Sender schauen würde. Danach stritten wir kurz darüber, warum er das nicht macht. Dann wurde abgeklärt und sich entschuldigt. Ich habe trotzdem aus Protest, weil die Sendung nicht zum geplanten Termin ausgestrahlt worden ist, sie bis heute noch nicht angeschaut.
Die Verantwortlichen für diesen Fauxpas werden natürlich zur Rechenschaft gezogen werden! Ich schnalle schon mal die Trychlen um! #woistdeville
— Dominic Deville (@gangdeville) April 10, 2022
Gewisse Stimmen munkelten im Nachgang zu diesem Fauxpas, dass du in der Sendung wahrscheinlich einen Witz zu viel über die Wiederaufnahme der Samstagabend-Show «Benissimo» gemacht hättest. Es heisst, der Einfluss von Beni Thurnheer sei nach wie vor immer noch enorm gross. Weisst du unterdessen mehr darüber?
Das sind alles nur Vermutungen. Um jedoch alles möglichst genau aufzuklären, haben wir Beni Thurnheer sofort direkt angeschrieben und ihn gefragt, ob er zu mir in die Sendung kommen und sich selber zur Sache äussern würde.
Kommt er?
Ja. Und zwar in die letzte Sendung der aktuellen Staffel, also am Sonntag, 29. Mai.
An diesem Abend wird demnach alles aufgeklärt?
Ja – und zwar knallhart, also ohne eine Million Franken gewinnen zu können.
Wie oft hat Nathalie Wappler, seit drei Jahren Direktorin von Schweizer Radio und Fernsehen, schon angerufen oder dir eine E-Mail geschrieben, weil sie eine Sendung von dir superlustig fand?
Sie hat mich noch nie angerufen und mir auch noch nie eine E-Mail geschrieben. Einmal wurde mir ein Lob von ihr ausgerichtet und einmal war sie bei einer Aufzeichnung der Sendung dabei.
Wie hat sie sich an jenem Abend dir gegenüber geäussert?
Enthusiastisch.
Wie oft hat sich Frau Wappler bei dir schon gemeldet, weil sie einen Witz in deiner Sendung unter aller Sau fand?
Noch nie, aber sie hat es ausrichten lassen.
Was war bisher die schlimmste Konsequenz, die du je wegen eines Witzes aushalten musstest?
Meine Mutter hat den Witz nicht verstanden.
Hat sie ihn nicht lustig gefunden?
Damit könnte ich umgehen, weil ich auch manch einen Witz von meiner Mutter nicht lustig finde. Aber wenn meine Mutter einen Witz von mir nicht versteht, dann muss ich etwas falsch gemacht haben.
Du tust gern Dinge, die wehtun. Stimmt’s?
Das kommt total auf den Zusammenhang an.
Du bist Punk und hast trotzdem die Rekrutenschule absolviert.
Das machte ich aus Trotz.
Wie bitte?
Ich wollte selber erfahren, wie sich das Militär anfühlt.
Und?
Richtig mies.
Was hast du das letzte Mal aus Trotz gemacht und es scheisse gefunden?
Heute ist es meistens umgekehrt – also, dass ich etwas aus Trotz tue, weil ich denke, es ist nicht lustig und dann kommt es wider Erwarten trotzdem gut. Kürzlich fuhr ich ins Tessin, obwohl ich überhaupt keine Lust hatte. Wider Erwarten wurde daraus ein wunderschönes Wochenende.
Gibt es den Sarg noch, in welchem du als 16-Jähriger geschlafen hast?
Nein. Und wenn ich ehrlich bin, weiss ich gar nicht, wo der hingekommen ist. Wahrscheinlich haben ihn meine Eltern irgendwann dem Sperrmüll mitgegeben.
Es war scheinbar total unbequem im Sarg zu schlafen. Warum hast du es trotzdem getan?
Ich würde jetzt gern behaupten, ich hätte es drei Jahre lang gemacht. Aber ehrlich gesagt, war es mir schon nach zwei Wochen zu unbequem.
Wirklich wahr, dass du alle deine acht Tattoos bereust?
Stimmt. Hast du Tattoos?
Nein.
Ich empfinde das Stechen eines Tattoos als durchaus angenehmen Schmerz. Aber als noch angenehmer empfinde ich die Entscheidung, dass ich mir ein Tattoo stechen lassen will. Also wenn man auf dem Stuhl sitzt und weiss, welche dumme Idee ich mir dann gleich in die Haut ritzen lassen will. Das ist wirklich ein tolles Gefühl.
Nochmals: Bereust du all deine Tattoos?
Tattoos sollte man immer ein bisschen bereuen. Tattoos sollten eine Dummheit sein, deshalb habe ich auch erst mit 40 damit angefangen.
Und mit 47 hörst du jetzt wieder damit auf?
Nein. Ich bin bald wieder in Hamburg und dann lasse ich mir sicher wieder eines stechen, obwohl meine Kinder extrem dagegen sind. Aber zur Gestaltung meiner Haut haben sie nichts zu sagen. Sie haben dafür sonst mein ganzes Leben im Griff.
Wann nahmst du deine Rampensäuigkeit zum ersten Mal richtig wahr?
Auf der Terrasse meiner Tante, als ich zusammen mit meinem Bruder Sketches von Otto, Loriot und Marcocello nachgespielt habe und dies innerhalb meiner Verwandtschaft gut angekommen ist. Zumindest rede ich mir das bis heute so ein.
Das Besondere an dir ist: Du bist eine Rampensau, aber unterstützt auch andere Rampensäue. Aktuell moderierst du die Nachwuchsshow «Rampensau» im Casinotheater Winterthur. Wieso liegt dir Nachwuchs am Herzen?
Ich möchte mich innerhalb meiner Kunst nicht wiederholen. Ich fände das langweilig und bin deshalb immer offen für neue Tendenzen. Ich gebe aber zu, ich präsentiere diese Nachwuchsshows auch, um mich selber zu bestätigen. Wie viele andere Künstler*innen leide auch ich an Selbstzweifeln.
So grundsätzlich: Wie sieht es in unserem Land mit dem Kabarett- und Comedian-Nachwuchs aus?
Die Entwicklung ist wellenartig. Der hiesige Comedian-Nachwuchs – wie fast alles in der Schweiz – ist extrem ambitioniert. Ich habe das Gefühl, dass die jungen Komiker*innen sehr informiert, sehr versiert und auch ambitioniert sind. Es passiert relativ wenig aus einem Gefühl heraus oder einem Drang heraus. Bei mir war das Resultat nicht besser damals, aber der Ansatz anders.
Der Nachwuchs lag dir auch schon früher am Herzen. Du bist ausgebildete Kindergarten-Lehrperson. Warum hast du diese Ausbildung gemacht?
Die traurige Wahrheit ist: Für die Ausbildung zum Primarlehrer hat es mir nicht gereicht.
Und die schöne Wahrheit?
Weil es mir für die Lehrer-Ausbildung nicht gereicht hat, ging ich in einen Kindergarten schnuppern. Dort realisierte ich: Das ist mein Ding.
Wirklich wahr, dass es im Kindergärtnerinnen-Seminar kein Männer-WC gab?
Es war wohl das erste Unisex-WC des Landes, denn es gab nur für die Seminaristinnen eine Toilette und für die Lehrer und Lehrerinnen. Ich weiss nur noch, dass ich damals so wenig wie möglich auf die Toilette gegangen bin.
Stimmt es, dass auf deinem Diplom das Wort «Kindergärtnerin» in «Kindergärtner» mit Tipp-Ex korrigiert worden ist?
Das ist wahr. Und danach wurde das Diplom nochmals kopiert und diese Kopie wurde mir überreicht. Ich besitze also bis heute nur ein kopiertes Diplom.
Als Kindergarten-Lehrperson in einem Dorf standest du einst unter Beobachtung der Eltern. Heute wirst du als Gesicht von «Deville Late Night» in der gesamten Deutschschweiz erkannt. Was ist anstrengender?
Ich empfinde beides als nicht sehr anstrengend, sondern vielmehr als Privileg. Erst kürzlich traf ich morgens um drei Uhr auf der Tanzfläche eine Frau, die damals als Fünfjährige zu mir in den Kindergarten gekommen ist. Sie sprach mich an und bestätigte mir, dass ich eine gute Lehrperson gewesen bin. Zumindest habe ich es so in Erinnerung. Wie gesagt: Es war morgens um drei Uhr.
Wirklich wahr, dass du zu Beginn deiner Berufstätigkeit einen «Punk-Kindergarten» einführen wolltest?
Ja, ich wollte eine antiautoritäre Lehrperson sein. Ich selber bin in einem Kinderladen in Deutschland in den Kindergarten gegangen. Dort wurde immer sehr frei unterrichtet. Deshalb wollte ich das auch versuchen. Es gab allerdings einen grossen Unterschied: In meinem Kinderladen gab es fünf oder sechs Betreuerinnen für uns Kindergärtner*innen, ich hingegen war im Kindergarten allein mit 25 Kindern.
Nach nur einer Woche hast du scheinbar die Notbremse gezogen. Warum?
Nachdem in der ersten Woche sieben Kinder ihre Sachen gepackt haben und abgehauen sind, stellte ich mein Konzept sofort wieder um und lehrte so, wie ich das im Kindergärtnerinnen-Seminar gelernt hatte.
Verderben die Eltern den Pädagog*innen heute mehr als früher die Freude am Beruf?
Diese Frage müsstest du Pädagog*innen stellen, die heute unterrichten.
Seit einigen Jahren bist du selber Vater. Was denkst du, denken die Lehrpersonen deiner Kinder über dich?
Diese Frage erfüllt mich hin und wieder mit Grauen.
Warum?
Im Nachhinein dachte ich oft, es wäre besser gewesen, wenn ich als Kindergarten-Lehrperson bereits selber Kinder gehabt hätte. Ich glaube, ich hätte dann meinen Job besser erledigt. Ich hätte viel mehr Verständnis für die Eltern.
So grundsätzlich: Sind dir die Menschen sympathisch?
Am Abend, als ich erfahren habe, dass Elon Musk Twitter gekauft hat, waren mir die Menschen nicht mehr sympathisch. Aber heute ist ein neuer Tag und ich kann das Thema für die Sendung verarbeiten. Alles wird gut.
Du bist 47. Wie gut hast du die Midlife-Crisis überstanden?
Die hat bisher noch nicht stattgefunden. Ich hoffe, sie kommt noch, sodass ich mir endlich auch noch einen Töff kaufen oder sonst etwas Verrücktes unternehmen kann.
Wann hast du Gabriel Vetter zum allerersten Mal getroffen?
Das muss während eines gemeinsamen Auftritts gewesen sein. Ich war damals beeindruckt darüber, wie exakt er arbeitet und wie konzentriert er vor einem Auftritt ist. Ich gebe zu, seither arbeite auch ich exakter und bereite mich hin und wieder sogar auf eine Show vor.
Hast du immer noch ein Problem damit, dass Vetters Allgemeinwissen grösser ist als deines?
Ist dem wirklich so? Ich glaube nicht. Was ich jedoch zugeben muss, Gabriel spricht perfekt Schwedisch, also fast akzentfrei. Wenn ich also irgendetwas an ihm bewundere, so ist es seine Exaktheit und sein Sprachtalent. Ich glaube, er spricht vier Sprachen fliessend.
Könnte man sagen, dass Gabriel Vetter und du wie ein altes Ehepaar funktionieren?
Nein, dafür sind wir noch zu wenig eng und intim. Wir haben uns bisher eine gesunde Distanz bewahrt. Wir funktionieren weniger wie ein altes Ehepaar, sondern eher wie zwei Bürotischnachbarn, die seit 40 Jahren bei der gleichen Versicherung arbeiten und sich immer «En Guete» wünschen, aber noch nie zusammen Mittagessen waren.
Wird es laut oder leise, wenn ihr beide Krach habt?
Gabriel und ich hatten noch nie Krach. Und wenn wir Krach hätten, glaube ich, würde es eher sehr still werden.
Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Wenn ich das wüsste, würde ich es in Flaschen abfüllen und verkaufen. Ich denke oft, meine Karriere ist nur zufällig entstanden. Schaue ich dann aber einmal genauer hin, realisiere ich schnell, dass dafür schon sehr viel Schweiss, Tränen und Blut nötig waren. Ich würde sogar behaupten, ich sei aktuell einer der am härtesten arbeitenden Comedians ever in der Schweiz – also neben dem Cabaret Divertimento und Gabriel Vetter.
Worüber kannst du nicht lachen?
Ich lache sowieso nicht so oft. Wenn ich lache, dann kann das aber über total unterschiedlichen Humor passieren. Wir haben am Anfang dieses Gesprächs über «LOL: Last One Laughing» gesprochen. Dort lache ich zum Beispiel über die dümmsten Grimassen und niveaulosesten Furzjokes. Ich mag Loriot und Gerhard Polt sehr, habe aber früher auch über Otto oder Marco Rima lachen können.
Marco Rima scheint sich in den letzten zwei Jahren etwas verloren zu haben.
Leider, leider – und das bedaure ich extrem. Und weisst du was? Jeden Gag, den ich über Marco Rima mache, mache ich immer mit einem leicht schlechten Gewissen. Er war einer von meinen frühesten Unterstützern aus der oberen Liga der Schweizer Komiker. Ich durfte ihn als wahnsinnig angenehmen Charakter kennenlernen, was in unserer Sparte nicht gang und gäbe ist. Aber vielleicht ist der heutige Marco Rima ja der Marco Rima, der er immer sein wollte. Ich hoffe einfach, dass es ihm gut geht.
Unterscheidet sich der Humor auf dem Land und in der Stadt?
Er würde sich gern unterscheiden, vor allem in der Stadt, aber er tut es nicht.
Zwei Jahre Corona-Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine: Was darf Humor in Krisenzeiten?
Da ist die verhasste Frage. Humor muss einfach da sein. Wir sehen aktuell derart viele schlimme Bilder, da ist es wichtig, dass wir auch einmal lachen können – und auch einmal über die vielen schrecklichen Probleme, die es auf der Welt gibt. Aber wenn wir das tun, muss es immer mit einer gewissen Sorgfalt passieren. Die Richtung muss stimmen. Das Ziel.
Michael Elsener sagte kürzlich in einem Interview im «Zürcher Oberlander»: «Ich finde, Humor ist für Krisenzeiten gemacht.»
Das kann man so sehen. Diesen Spruch würde ich mir jetzt aber nicht tätowieren lassen.
Und weiter sagte Elsener: «Wenn es mir schlecht geht, blühe ich kreativ auf. Hingegen wenn ich auf Wolke sieben schwebe, fällt mir das pointierte Schreiben schwer.»
Bei mir ist es komplett umgekehrt. Geht es mir schlecht, dann lasse ich mich in ein Loch fallen und will, dass es mir schlecht geht und dann mache ich auch ganz viele ungesunde Sachen. In solchen Situationen will und kann ich nicht kreativ sein. Aber zum Glück geht es mir nicht so oft schlecht.
Beim Stagediving hast du dich einst schwer verletzt, später fügtest du dir als Komiker mit einer Motorsäge auf der Bühne eine gravierende Wunde zu. Für eine gute Show gehst du weit, manchmal zu weit. Ist das heute immer noch so?
Ich gehe nach wie vor weit, aber anders und viel weniger körperlich. Seit ich Fernsehen mache, habe ich gelernt mich mehr zurückzunehmen und auch, dass ich noch andere Waffen habe, um ein Thema filetieren zu können. Früher musste ich laut und ausfällig sein, heute bin ich das viel weniger.
Hat das auch damit zu tun, weil du Vater geworden bist?
100 Prozent – und es hat damit zu tun, dass ich eine Fernsehshow mache. Dort ist es, anders als auf der Bühne, gar nicht nötig laut oder gar krawallig zu sein. Im Fernsehen kommt die Kamera dir so nah, da reicht oft nur schon ein Blick.
Vor anderthalb Jahren sagtest du in einem Interview: «Wenn etwas funktioniert, interessiert es mich nicht mehr.»
Wie gesagt, ich schaue meine Sendung immer am Sonntagabend an und sehe jedes Mal Dinge, die wir besser machen könnten. Aber mit dem Budget und der Manpower, die wir haben, werden wir nie an den Punkt gelangen, dass uns eine perfekte Show gelingen könnte. Natürlich will ich es möglichst gut machen, aber in erster Linie muss es auch Spass und Freude machen.
Vermisst du Patrick «Karpi» Karpiczenko noch?
Immer wieder. Wir haben schliesslich diese Show vor sechs Jahren unter Schmerzen gemeinsam geboren. Haben die ersten Schritte gemeinsam unternommen und durften die Show zusammen am Sonntagabend einschulen. Manchmal frage ich mich, was aus «Deville Late Night» geworden wäre, wenn Karpi heute noch dabei wäre. Weiss aber auch, dass es gut so ist, wie es ist.
Was ist an den Gerüchten daran, dass das Schweizer Fernsehen SRF Ausschau nach einer Nachfolgesendung hält?
Seit es unsere Show gibt, hält SRF Ausschau. Es wurden in den letzten Jahren mehrere Leute aufgebaut, aber die Versuche sind alle gescheitert. Ich weiss von mindestens ein oder zwei Projekten, die jedoch nie auf Sendung gegangen sind. Ich kann nur sagen: Wir gehen jetzt dann ins siebte Jahr und hey, ob ich die Sendung im zehnten Jahr auch noch machen werde, glaube ich eher nicht.
Hast du Angst vor dem Danach?
Und wie! In den letzten Jahren hat sich mein ganzes Leben auf diese Show ausgerichtet. Ich würde mir ja jetzt gern einreden, dass ich danach ganz schnell auf einen neuen Zug aufspringen kann, so wie ich das früher auch gemacht habe. Aber diesmal denke ich, wird das nicht so einfach werden.
Du hast noch keinen Fallschirm in der Rückhand?
Nein, aber es gibt Ausstiegsluken auf verschiedenen Höhen, von denen aus ich es mir sehr schmerzhaft und schwierig machen könnte. Aber ich könnte es mir, anders als sonst, auch sehr einfach machen. Aber dieser Weg interessiert mich dann meistens nicht.
Was hast du letzte Nacht geträumt?
Eine sehr schöne Frage. Es war ein total verrückter Traum. Und vorletzte Nacht habe ich übrigens wieder vom Skifahren geträumt. Es war fantastisch.
Die nächste «Deville Late Night»-Show wird am Sonntag, 8. Mai, 21:40 Uhr, auf SRF 1 ausgestrahlt und bereits ab 20 Uhr auf SRF Play und YouTube.
Noch mehr «Bötschi fragt»-Gespräche findest du unter diesem Link.