Eigentlich unvorstellbar Steckt hinter dem Uniqlo-Gerücht Kalkül oder macht Federer ernst?

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11.6.2018

Sorgt auch neben dem Platz für viele Schlagzeilen: Roger Federer.
Sorgt auch neben dem Platz für viele Schlagzeilen: Roger Federer.
Bild: Getty Images / Montage Teleclub

Roger Federer ist nicht nur einer der grössten Tennis-Spieler der Geschichte, sondern auch ein gewiefter Geschäftsmann. Entweder steckt hinter dem möglichen Deal mit einem neuen Ausrüster Kalkül oder bald wird wirklich alles anders, als es einmal war.

Die Nachricht verbreitete sich am Sonntag wie ein Lauffeuer: Federer könnte schon in Wimbledon in Uniqlo-Ausrüstung spielen. Eigentlich unvorstellbar, dass nicht Nike und das RF-Logo Federers Tenue zieren sollen. Seit 1998 sind Federer und der US-Sportartikel-Hersteller ein Team. Nie gab es Zweifel an der Kooperation. Federers Faible für die Marke geht weit über den Auftritt in Nike-Dresses während den Partien hinaus: So kennt er sich beispielsweise nicht nur bestens in der Sneaker-Historie des Herstellers aus, nein, er hat auch seine eigenen Modelle – etwa bei den US Open – mitentworfen. Federer ist sozusagen ein Kind Nikes – und grosser Verehrer des grössten aller Marken-Botschafter: Michael Jordan.

Tennis hat für Nike nicht Priorität

Die Zusammenarbeit ging soweit, dass Federer bei der wertvollsten Kleidermarke der Welt (gem. Brand Finance Apparel) sein eigenes Logo erhielt – und zuletzt einen 10-Jahresvertrag für rund 100 Millionen Dollar. Dieser Vertrag lief jetzt aus – und wurde bisher nicht verlängert.

Das RF-Logo hat zwar deutlich weniger Ausstrahlungskraft als etwa die Jordan-Kollektion, aber dennoch: Federer und Nike haben in den letzten 15 Jahren unbestritten eine Marke aufgebaut, an der man zumindest im Tennis-Sport nicht vorbeikommt.

Nur ist das Problem: Tennis hat in den USA trotz Serena Williams weit weniger Bedeutung als derzeit in Europa. Andy Roddick war 2003 der letzte Amerikaner, der ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Der Fokus liegt auf Basketball, Baseball, Golf und Football. Es ist fraglich, ob Nike ein Interesse daran hat, die RF-Marke auch nach Federers Rücktritt weiter pflegen zu wollen, wie sie dies etwa bei Michael Jordan oder Tiger Woods tut. 

Godsick zieht die Fäden

Kommt hinzu: Es ist nicht das erste Mal, dass der Sport-Gigant mit einem Aushängeschild bricht. Im Juli 2005 hatte sich Andre Agassi mit Nike überworfen, nachdem das Unternehmen bei Agassis gemeinnützigen Engagements nicht mittun wollte. Agassi wechselte daraufhin zu Adidas. 2013, also sieben Jahre nach seinem Rücktritt, kehrte er wieder zu Nike zurück. Klar ist: Es geht um sehr viel Geld, das der japanische Hersteller Uniqlo offenbar bereit ist zu zahlen.

Und hier kommen wir zum springenden Punkt: Federer und sein Langzeit-Manager Tony Godsick werden den finanziell lukrativsten Deal abschliessen. Das war bei Credit Suisse so, das war bei Rolex so und das war bei Mercedes Benz nicht anders. Federer ist breit diversifiziert und mit vorzüglichen und langfristigen Verträgen ausgestattet. Mit Wilson etwa hat Federer einen «Lebensvertrag». Zeichnet sich ab, dass Nike mit der RF-Marke nicht auf lange Zeit weitermacht, könnte Federer andere Prioritäten setzen.

Federers aktuelle Sponsoren.
Federers aktuelle Sponsoren.
Bild: Screenshot rogerfederer.com

Was wir wissen

Die Ausgangslage: Federers 10-Jahres-Deal mit Nike ist bereits im März 2018 abgelaufen. Ein neuer Vertrag wurde bisher nicht kommuniziert. Der italienische Journalist Vincenzo Martucci, lange bei der «Gazzetta dello Sport» tätig, berichtete am Sonntag als erster, dass Federer kurz vor Abschluss eines Sponsoren-Deals mit Uniqlo stehe, der ihm in zehn Jahren 300 Millionen Franken einbringen soll. 

Das sind die Optionen

1. Federer und Godsick setzen mit dem Informations-Leak Druck auf Nike auf, damit ein neuer Vertrag – wohl auf Lebzeiten – mit dem bestehenden Ausrüster abgeschlossen werden kann.

2. Federer und sein Management setzen alles auf die Karte Geld. Der 20-fache Grand-Slam-Titelhalter verlässt Nike nach 20 Jahren und bekommt ein Vielfaches vom neuen Ausrüster. Dass Federer auch ein gewiefter Geschäftsmann ist, hat sich schon mehrfach gezeigt. Dass dies sein gutes Recht ist, steht ausser Frage. Es geht auch um Geld, das letztlich seiner Stiftung zugute kommt.

Das wären die Folgen

1. Federers RF-Marke würde zum Relikt der vielleicht grössten Tennis-Epoche der Geschichte.

2. Federers Uniqlo-Deal würde den Tennis-Gott im Herbst seiner Karriere nochmals vergolden.  Aber es wäre für viele Fans eben doch ein kleiner «Tolggen im Reinheft».

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