Dreifacher Grand-Slam-Sieger Wawrinka will nicht mit den Big 4 verglichen werden: «Ich denke, es ist respektlos für sie»

Syl Battistuzzi

1.2.2025

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Stan Wawrinka gehörte jahrelang zu den besten Tennis-Spielern der Welt. In einem Podcast gewährt der dreifache Grand-Slam-Sieger Einblicke in seine Karriere. 

Syl Battistuzzi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Stan Wawrinka ist in einem Podcast von Ex-Tennisprofis zu Gast.
  • Der dreifache Grand-Slam-Gewinner gewährt dabei tiefe Einblicke in seine Karriere.
  • Im Podcast spricht der 40-Jährige über eine Niederlage, die vieles zum Positiven veränderte, über Höhenflüge, Partys, Tiefschläge und die Herausforderungen als Tennis-Spieler.

Im Podcast «Nothing Major» sind die früheren Tennis-Spieler Sam Querrey, John Isner, Steve Johnson und Jack Sock Gastgeber. Die drei US-Amerikaner haben zwar auf hohem Niveau gespielt, ein Grand-Slam-Turnier konnten sie aber nie gewinnen – kein Major halt. Kürzlich haben sie aber mit Stan Wawrinka einen Gast eingeladen, der gleich drei Mal bei einem Grand-Slam-Turnier (Australian Open 2014, French Open 2015 und US Open 2016) triumphieren konnte. 

Vor den Exploits gab es aber auch bittere Pleiten für den Romand. 2013 verlor die damalige Weltnummer 20 im Australian-Open-Achtelfinal gegen Novak Djokovic in fünf hartumkämpften Sätzen. «Das war eines meiner wichtigsten Matches – es war das erste Mal, dass ich wirklich realisiert habe, dass ich in der Lage bin, mit der Nummer eins der Welt zu kämpfen», meint Wawrinka. 

2013 kassiert Stan Wawrinka eine Niederlage gegen Novak Djokovic, die seiner Karriere letzten Endes aber einen Boost verleiht.
2013 kassiert Stan Wawrinka eine Niederlage gegen Novak Djokovic, die seiner Karriere letzten Endes aber einen Boost verleiht.
Keystone

«Es war wirklich schmerzhaft in dieser Nacht gegen ihn zu verlieren, weil ich so nah dran war», erinnert er sich. Die Jahre davor habe er zwar gut gespielt, aber immer gegen die Topspieler verloren. «Ich habe nie an mich geglaubt und danach hat es ein paar Monate gedauert, um wirklich zu erkennen, dass ich vielleicht eine Chance habe, wenn ich einen Weg finde, wie ich mich ein bisschen mehr anstrengen kann, um dieses kleine Extra zu haben, um die Topspieler zu schlagen.»

Dabei sei es vor allem darum gegangen, mental an sich zu arbeiten. Ihm habe ein bisschen was gefehlt, um wirklich den letzten Schritt zu machen: «Ich war nicht immer selbstbewusst und habe nie geglaubt, dass ich so etwas Grosses erreichen kann», gesteht Wawrinka.

1. Major-Finale lieber gegen Nadal als Federer

Doch bei den Australian Open 2014 wusste «Stan the Man», dass er bei jedem Spiel eine Chance auf den Sieg hatte, wie er erläutert. «Ich begann mein bestes Tennis zu spielen.» Im Viertelfinal räumt er Djokovic aus dem Weg, obwohl er zuvor auch bei den US Open wieder in fünf Sätzen verlor – und mit einer 0:14-Bilanz ins Spiel ging. «Ich wusste, was ich gegen ihn tun musste – man muss ihn pushen, man muss ständig kämpfen.»

Im Halbfinal setzt er sich gegen Tomas Berdych durch, im Endspiel wartet Rafael Nadal, der zuvor Roger Federer besiegte. «Ich war froh, gegen ihn zu spielen, gegen ihn habe ich nichts zu verlieren.» Der Spanier ist ihm als Final-Gegner deutlich lieber als Landsmann Federer. «Wir stehen uns nahe, wir sind Freunde, als ich auf die Tour kam, war er schon an der Spitze der Rangliste, ich trainierte fast jede Woche mit ihm und wir spielten zusammen Davis Cup – wenn ich mein erstes Major-Finale gegen Roger spiele und ich es wieder verliere, wäre es mental hart geworden», erläutert Wawrinka. 

Stan Wawrinka im Jahr 2014 nach seinem ersten Grand-Slam-Triumph.
Stan Wawrinka im Jahr 2014 nach seinem ersten Grand-Slam-Triumph.
Bild: Keystone

Gegen Nadal ist Wawrinka lange cool, gewinnt die ersten beiden Sätze. Nervosität taucht erst auf, als sich beim Spanier Rückenprobleme bemerkbar machen: «In dem Moment habe ich den Pokal gesehen und dachte, vielleicht kann ich ihn nach Hause bringen – da wurde ich nervös.» Trotz der Baisse im dritten Satz gewinnt der damals 29-Jährige das Match am Ende doch noch.

Nach dem grossen Coup in Melbourne gibt es eine «grosse Party». «Als ich von der Bar rauskam, war es schon sonnig draussen und ich musste eine Stunde später eine Pressekonferenz geben», lacht Wawrinka.

Wawrinka sieht sich nicht in gleicher Kategorie wie Murray

Mit dem gewonnenen Selbstvertrauen im Rücken läuft es gut, Wawrinka gewinnt auch das hochklassig besetzte Sandplatz-Turnier in Monaco. Doch bei den French Open ist in der Startrunde Garcia Lopez bereits Endstation. «Tennis ist einer der schwierigsten Sportarten, weil man jede Woche ein Turnier hat und man fängt wieder von Null an, du wirst gegen einen anderen Spieler spielen, die Bedingungen sind jedes Mal anders», beschreibt er den Berufsalltag. 

Seine Einstellung sei stets die gleiche gewesen: «Ich habe versucht, die beste Version von mir selbst zu sein, denn das ist das Einzige, was ich kontrollieren kann.» Ein Tennisspieler sei wie ein Puzzle, es müsse alles zusammenpassen, um Erfolg zu haben. 

Viele grosse Erfolge durften Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray feiern. Die vier Tennis-Dominatoren wurden zu den «Big 4». Es habe ihn nie gestört, nicht zu diesem exklusiven Kreis zu gehören. Im Gegenteil, es habe ihn gar geärgert, wenn man ihn etwa mit Murray verglichen habe. Zwar habe der Schotte wie er drei Major-Siege, aber Murray habe etwa 45 1000er-Masters gewonnen und sei über Jahre in den Top 5 gewesen.

«Ich bin meilenweit von dem entfernt, was sie erreicht haben», betont Wawrinka und ergänzt: «Ich denke, es ist ein bisschen respektlos für sie.» Er sei glücklich mit dem, was er erreicht habe. Gegen die grossen Spieler antreten zu können, sei für ihn immer ein Genuss gewesen, unterstreicht Wawrinka. 

Djokovic bevorzugt – Nadal auf Sand ein Graus 

Nicht ganz so viel Spass hat Nadal bei den French Open gemacht. Der «Sandkönig» deklasssiert ihn im Final 2017 und überlässt ihm insgesamt nur sechs Games. «Ich habe nach der Zeit geschaut, um sicherzugehen, dass ich eine Stunde und 30 Minuten schaffe», verrät Wawrinka. Nonstop seien hohe Bälle auf seine Rückhand gekommen. «Du siehst keine Möglichkeit, wie du einen Winner setzen kannst», beschreibt er das Gefühl gegen Nadal auf dessen Lieblings-Unterlage.

Stan Wawrinka nach seiner Final-Niederlage beim French Open 2017 gegen Rafael Nadal.
Stan Wawrinka nach seiner Final-Niederlage beim French Open 2017 gegen Rafael Nadal.
Keystone

Obwohl seine Statistik auch gegen Djokovic düster aussieht, habe er sich gegen den Serben jeweils «wohlgefühlt». Wawrinka über den 24-fachen Grand-Slam-Sieger: «Ich habe es genossen, gegen ihn zu spielen, weil er so schöne und saubere Bälle spielt. Man fühlt sich irgendwie glücklich, auch wenn er einen zerstört, weil man den perfekten Tennisspieler vor sich hat.»

Karriereende hinauszögern

Mit 39 Jahren befindet sich Wawrinka auf der Schluss-Etappe seiner Karriere. Er wisse, dass er nach dem Rücktritt keine Wettkämpfe haben werde und nicht mehr an die Grenzen gehen könne. «Also will ich es bis zum Ende durchziehen, ob es nun ein paar Monate sein werden oder ein Jahr oder zwei Jahre ... die Resultate werden auch eine Rolle spielen, denn ich geniesse es, wenn ich mich konkurrenzfähig fühle und das Gefühl habe, dass ich immer noch ein paar gute Kämpfe gewinnen kann», resümiert Wawrinka.

Motivation zieht er auch daraus, immer noch an grossen Turnieren spielen zu können und gegen die neue Generation anzutreten. In den letzten Jahren seien viele neue Spieler hinzugekommen, mit denen er sich im Vorfeld habe auseinandersetzen müssen, so der Waadtländer. 

Mit seiner einhändigen Rückhand liess er die Zuschauer oft staunen. Diese werde nicht aussterben, auch wenn mit Sinner und Alcaraz gleich zwei Spieler da seien, welche die Backhand doppelhändig spielen und momentan auf Major-Stufe alles abräumen, erläutert Wawrinka. 

Wawrinka hat drei Grand-Slam-Turniere gewonnen. Würde er einen Titel hergeben, wenn er dafür einmal die Nummer eins der Welt gewesen wäre? «Wenn ich nur einen zurückgeben müsste, würde ich es tun», offenbart Wawrinka. Welcher das wäre, will er aber nicht verraten. 

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