French Open Federer: «Die Liebe zum Sand hat mir Rafa nicht nehmen können»

SB10

24.5.2019

Im Training versprüht Roger Federer gute Laune – hält diese auch in den nächsten zwei Wochen an?
Im Training versprüht Roger Federer gute Laune – hält diese auch in den nächsten zwei Wochen an?
Bild: Getty

Im Interview mit «l'Équipe» erzählt Roger Federer, warum seine Liebe zum Sand nie erloschen ist und welchen Einfluss die Dominanz von Rafael Nadal in Roland Garros auf hin hatte.



Roger Federer über ...

... welche seiner fünf Niederlagen gegen Rafael Nadal am meisten schmerzte

Im Halbfinale 2005 gelang mir im 4. Satz das Break, als die Nacht hereinbrach ... danach hat er zurückgeschlagen und das Match im Nu gedreht. Damals war es vielleicht meine beste Chance, ihn zu schlagen, weil er noch jung und noch nicht so stark war. Sicher grösser als 2008 (lacht).

... ob das Finale 2008 (Federer verlor gegen Nadal 1:6, 3:6 und 0:6) ein Albtraum für ihn war

Ja, das hat mich wohl letztendlich Wimbledon gekostet. Ich spielte schlecht und er gut. Er war wie eine rollende Dampfwalze, ich fand keine Lösung und konnte nichts tun. Auf Sand ist es schwierig, weil du mit dem Aufschlag wenig(er) Schaden anrichten kannst. Er ist auf beiden Seiten so stark , in der Verteidigung sowie im Angriff. Er hat alles, was es auf Sand braucht. Darum hat er auch solche Erfolge erzielen können. Diese Niederlage hat mir später in Wimbledon weh getan, weil ich dadurch viel Respekt hatte und gleich die ersten beiden Sätzen verlor. Ich wusste nach der Erfahrung in Paris um die Gefahr, die von ihm ausging.

... ob sein Titel 2009 eine grosse Erleichterung war

(überlegt) Ich weiss nicht, ob ich es damals als grosse Erleichterung empfand, vielleicht ein wenig. Wenn ich nun mit etwas Abstand darauf zurückblicke, realisierte sich mit dem Gewinn von Roland Garros ein Traum. Ich begann zu zweifeln, speziell nach der Erfahrung von 2008, wo ich trotz der Final-Qualifikation sehr weit vom Sieg entfernt war. Aber ich habe weiterhin daran geglaubt, der Triumph 2009 beweist es. Einige bemängeln, dass ich nicht gegen Nadal gewann, aber man kann sich seine Gegner nicht aussuchen. Und als er gegen Söderling (im Achtelfinale) ausschied, lag der ganze Druck auf mir. Ich erreichte 2005 das Halbfinal und 2006, 2007 und 2008 den Final, also hatte es auch eine gewisse Logik, das ich gewinnen würde. Aber im Tennis weiss man nie. Deshalb war es einer der schönsten Momente meiner Karriere, definitiv in den Top 3.

Roger Federer gewinnt 2009 endlich die French Open.
Roger Federer gewinnt 2009 endlich die French Open.
Bild: Keystone

... warum er die ersten Jahre in Paris so viel Mühe hatte

Ich war einfach ein totaler Wimbledon-Fan. Und wenn das der Fall ist, kommt Roland Garros erst an zweiter, dritter oder vierter Stelle, aber sicher nicht an erster. Ich sage nicht, dass das Turnier nicht wichtig war, aber für die Vorbereitung für Wimbledon ist Roland Garros nicht ideal. Im Fernsehen habe ich früher mehr Wimbledon und die US Open verfolgt. Meine Idole waren Edberg, Becker und Sampras, die alle leider nie in Roland Garros triumphierten. So hatte ich als Kind nie den Traum, in Paris zu gewinnen, weil sie dort nie gewannen. Paris war nicht Liebe auf den ersten Blick. Ich fühlte mich wohl hier, aber es war nicht so ein überwältigendes Gefühl wie in Wimbledon oder New York. Mit der Zeit habe ich mich dann in das Turnier und die Stadt verliebt.

.. wie wohl er sich auf Sand fühlt

Ich mag es auf Sand zu spielen, zu rutschen und so ... Aber ich habe meine ersten elf Spiele auf Sand allesamt verloren. Auch bei den Junioren erzielte ich mehr Erfolge auf den anderen Unterlagen. Das hat mich zu Beginn der Karriere ein wenig geprägt. Es hat Zeit gebraucht, dies zu ändern. Als ich 2005 schliesslich das Halbfinal erreichte, verbrachte ich zweieinhalb Wochen in Paris und lernte die Stadt und die Leute besser kennen. So habe ich eine stärkere Verbindung aufbauen können. Dieses Jahr war wichtiger, als man es heute vielleicht denkt.

... ob er sich im Verlauf seiner Karriere auf die schnelleren Unterlagen konzentrierte, weil da die Resultate besser waren

An einem bestimmten Punkt kann man einfach nicht mehr alles machen. Bis man etwa 32 Jahre alt ist geht das vielleicht, danach muss man halt Entscheidungen treffen und auf Dinge verzichten. Man will bei allen Grand Slams teilnehmen, was schon mal viel Platz einnimmt. Und weil ich bei den anderen drei Grand Slams besser war als in Roland Garros, denkt man vielleicht schnell, dass einem Sand weniger gut liegt. Dabei war es einfach vor allem Rafa (lacht)! Aber ich habe das mental gut verkraftet und wusste, wo ich den Hebel ansetzen musste. Ich habe es immer geliebt, auf Sand zu spielen. Glücklicherweise hat mir das Rafa trotz allem nicht nehmen können.

French Open 2019
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