Jahrestag Johan Clarey spricht über den Tod von Teamkollege Poisson: «Ich habe gelebt wie ein Geist»

pat

13.11.2018

Johan Clarey findet nur langsam zurück zur Normalität.
Johan Clarey findet nur langsam zurück zur Normalität.
Bild: Getty Images

Heute vor einem Jahr verunglückte der Franzose David Poisson bei einem Trainingsunfall im kanadischen Nakiska tödlich. Teamkollege Johan Clarey hat den Schock noch immer nicht verdaut.

13. November 2017: Kurz vor dem Ziel verliert der Franzose David Poisson einen Ski, er stürzt, durchbricht zwei Sicherheitsnetze und prallt frontal gegen einen Baum. Alle Versuche der Rettungskräfte, Poisson an Ort und Stelle wiederzubeleben, scheitern. Ein Schock für den gesamten Skizirkus.

Besonders schmerzhaft ist der Verlust für seine Teamkollegen. Johan Clarey spricht in einem Interview mit dem Onlineportal «ledauphine» über die schwierige Zeit nach dem Unglück. Er habe über einen Rücktritt aus dem aktiven Rennsport nachgedacht. Doch der 37-Jährige hat sich anders entschieden: «Ich wollte meine Karriere nicht mit einer solchen Saison beenden, die psychisch so schmerzhaft war. Es war ein zu schrecklicher Winter und so konnte ich mich nicht vom Rennsport verabschieden.»

«Ich wechselte in den Überlebensmodus»

Wenn er an die Rennen im Skiweltcup und die Olympischen Winterspiele denke, dann komme es ihm vor, als wäre er nie dort gewesen. «Ich habe gelebt wie ein Geist.» Er habe nur noch funktioniert: «Ich wechselte nach Davids Unfall in den Automatikmodus, in den psychologischen Überlebensmodus. Ich habe nichts aufgenommen, ich habe nichts erlebt.» Am Ende der Saison sei es langsam ein bisschen besser geworden. Das Team sei nach dem Unfall noch enger zusammengewachsen, das habe ihm geholfen.

«Es brauchte Zeit, und es braucht immer noch Zeit, alles zu verarbeiten.» So habe er etwa im ersten Trainingslager in Chile gelitten. «Es gibt immer wieder schwierige Momente, gerade wenn man etwas unternimmt und merkt, dass David nicht mehr dabei ist.» Man verarbeite es mit der Zeit, «aber diese Zeit ist sehr lange.»

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Im französischen Peisey-Nancroix nahmen am 26. November auch die Teamkollegen von David Poisson, dem WM-Bronzegewinner von 2013, Abschied.
Im französischen Peisey-Nancroix nahmen am 26. November auch die Teamkollegen von David Poisson, dem WM-Bronzegewinner von 2013, Abschied.
Bild: Getty Images
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