Für die WM in Are (ab nächstem Montag) sind die Erwartungen an die Schweizer hoch. Die grössten Hoffnungen ruhen auf Beat Feuz und Wendy Holdener.
Die Olympischen Winterspiele in Südkorea wie auch die Heimweltmeisterschaften 2017 in St. Moritz waren für die Schweizer Alpinen mit jeweils sieben Medaillen ein voller Erfolg. Auch die letzten Titelkämpfe in Are, wo 2007 sechs Medaillen herausschauten, sind mit überaus positiven Erinnerungen verbunden. Damit Swiss-Ski heuer in Schweden ebenso reiche Beute machen kann, müssen wohl alle Trümpfe stechen.
Die Schweizer Skifans sollten sich den 9. Februar in ihrer Agenda dick anstreichen. Am Samstag der ersten WM-Woche steht die Männer-Abfahrt im Programm – und damit dasjenige Rennen, in dem dank Beat Feuz die Wahrscheinlichkeit auf einen Schweizer Medaillengewinn sehr hoch ist. Der Emmentaler ist in zehn der letzten elf Weltcup-Abfahrten immer zumindest Dritter geworden. Und auch von den letzten drei Grossanlässen kehrte Feuz, der zwei Tage nach der WM-Abfahrt seinen 32. Geburtstag feiern wird, in der Königsdisziplin nie mit leeren Händen zurück. In St. Moritz wurde er Weltmeister, in Pyeongchang und an der WM 2015 in Beaver Creek Bronze.
Feuz im Super-G unkonstant
An Are erinnert sich Feuz wegen des letztjährigen Weltcup-Finales sehr gerne. Im vergangenen März verpasste er den Sieg nur um vier Hundertstel. Rang 3 reichte dem Berner jedoch zum erstmaligen Gewinn der Abfahrts-Kristallkugel. Im Super-G hingegen, seinem zweiten Standbein, gehört der letztjährige Olympia-Zweite momentan höchstens zum erweiterten Favoritenkreis. Diese Disziplin sei für ihn in dieser Saison wie eine Lotterie, sagte Feuz zuletzt in Kitzbühel.
In der Equipe von Cheftrainer Thomas Stauffer ist Mauro Caviezel auf dem Papier mit drei Podestplätzen der zweitstärkste Fahrer des Winters. Doch der 30-jährige Bündner brillierte in erster Linie zu Beginn der Saison in Nordamerika. Auf europäischem Schnee klassierte sich Caviezel in den letzten zwei Monaten nur noch einmal in den ersten sechs, als Vierter in der Kombination in Wengen. In dieser Disziplin darf sich der WM-Dritte von St. Moritz wohl die besten Chancen auf Edelmetall ausrechnen.
Aufschwung in den technischen Disziplinen
Erstmals seit einem Jahrzehnt gehen die Schweizer Männer in den technischen Disziplinen nicht chancenlos an den Start. Loïc Meillard und Thomas Tumler haben im Riesenslalom je eine Top-3-Platzierung vorzuweisen, auch Junioren-Weltmeister Marco Odermatt sorgte bereits für Aufsehen. Ausserdem standen Daniel Yule, der neben Feuz einzige Swiss-Ski-Siegfahrer im Weltcup in diesem Winter, und abermals Meillard im Slalom auf dem Podium.
Im Slalom, in dem es zuletzt 2003 durch Silvan Zurbriggen eine WM-(Silber-)Medaille zu bejubeln gab, gilt es zudem Ramon Zenhäusern zu beachten. Dem Olympia-Silbermedaillengewinner fehlte in den vergangenen Tagen in Schladming (4.), Kitzbühel (6.) und Adelboden (5.) nur ganz wenig zu den Top 3. Zu den sicheren Werten gehört der Walliser Doppelmeter auch im Team-Wettbewerb.
Frauen-Team nicht in Bestbesetzung
Für den Erfolg in dieser Disziplin, in der sich die Schweiz vor einem Jahr Olympia-Gold gesichert hat, ist Wendy Holdener nicht minder wichtig. Sowieso lastet der Erfolgsdruck im Frauen-Team vor allem auf den Schultern der 25-jährigen Schwyzerin, die schon fünf Olympia- und WM-Medaillen ihr Eigen nennt. Die Kombinations-Weltmeisterin und Slalom-Zweite von St. Moritz ist umso mehr gefordert, als mit Mélanie Meillard und Michelle Gisin zwei starke Teamkolleginnen wegen Knieverletzungen für Are passen müssen. In der Kombination hätte Gisin, die Olympiasiegerin und WM-Zweite in dieser Disziplin, zu den Topfavoritinnen gehört.
Neben Wendy Holdener kann der neue Cheftrainer Beat Tschuor für die WM in Schweden nur noch auf eine Fahrerin zählen, die aus Erfahrung weiss, wie man bei der Elite Medaillen gewinnt: Lara Gut-Behrami. Die 27-jährige Tessinerin hat bei bislang fünf WM-Teilnahmen ebenso viele Auszeichnungen geholt – allerdings noch nie Gold. Einzig 2011 in Garmisch-Partenkirchen blieb sie ohne Medaille. Für Are plant Gut-Behrami mit drei Renneinsätzen, wobei sie realistische Hoffnungen auf ein Top-3-Ergebnis wohl einzig im Super-G am kommenden Dienstag hegen darf. Vor zwei Jahren im Engadin wie auch 2015 in Beaver Creek war die 24-fache Weltcup-Siegerin jeweils für die erste Schweizer Medaille besorgt.