Die Schwyzerin Corinne Suter krönt ihre sensationelle WM-Woche in Cortina d'Ampezzo: Nach Silber im Super-G ist sie bei der Abfahrt die Schnellste. Das Interview mit der frischgebackenen Weltmeisterin.
Corinne Suter, Sie sind jetzt Abfahrtsweltmeisterin. Ist dies der beste Tag Ihres Lebens?
Ja, das ist der beste Tag in meiner Karriere. Es ist unglaublich, an der Spitze zu stehen und ausnahmsweise mal nicht Zweite oder Dritte zu werden. Das ist ein unfassbar schönes Gefühl.
Was bedeutet dieser Triumph für Sie?
Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich von diesem Tag geträumt. Genau genommen war es nur mein Traum, überhaupt am Start zu sein. Und jetzt habe ich diese Medaille um meinen Hals, das ist unglaublich. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich diesen Tag erleben würde, hätte ich es nicht geglaubt. Ich hätte ihm ins Gesicht gelacht.
Nach Ihren zwei Medaillen in Are 2019 (Silber in der Abfahrt und Bronze im Super-G) gewinnen Sie hier in Cortina zwei weitere. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich glaube wirklich, dass mir das Adrenalin hilft und mich mehr denn je motiviert. Seit heute Morgen (Anm. d. Red.: Samstag) geht es mir richtig gut. Ich war voller Energie. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man sich vor einem Rennen so fühlt. Ich sagte mir: 'Du hast den ganzen Sommer über gearbeitet, du hast hundert Prozent gegeben und alles getan, was du konntest.' Ich wusste also, dass ich ein grossartiges Ergebnis erzielen kann, und ich wusste, dass ich gewinnen kann.
Nach ihrem Super-G-Titel am Donnerstag sagte Lara Gut-Behrami, dass eine Goldmedaille das Leben nicht verändern würde. Glauben Sie das auch?
Eine Goldmedaille verändert nicht wirklich ein Leben in dem Sinne, dass ich derselbe Mensch bleibe. Mit dem Gewinn einer Goldmedaille sind viel Arbeit und Mühen verbunden. Man muss also mit den Füssen auf dem Boden bleiben. Aber es ist natürlich eine Belohnung, Gold zu gewinnen, wenn man sich so viel Mühe gibt.
Erneut stiegen Sie mit Lara Gut-Behrami auf das Podest. Freundschaft oder Konkurrenz, wie ist Ihr Verhältnis?
Es ist schön, das Podest mit einer Schweizerin zu teilen. Aber im Endeffekt zählt deine eigene Leistung. Da kannst du nicht gross nach links und rechts schauen. Jeder fährt für sich selber.
Lara Gut-Behrami bezeichnet Sie als «eine der nettesten Teamkolleginnen», die sie bisher gehabt habe.
Wirklich? Schön. (lacht) Wir haben es gut miteinander, und ich vergesse ihr nicht, dass sie sich um mich gekümmert und mir gut zugeredet hat, als es mir nicht so gut gelaufen ist.
Sieht man Sie bald in einem goldenen Renn-Helm statt dem silbernen?
Der jetzige gefällt mir eigentlich ganz gut – obwohl er auch schon Disco-Kugel genannt wurde. Ich glaube, ich bleibe dabei. Lieber Gold in der Hand als auf dem Kopf (lacht).