Langlauf Janik Riebli tankt auf der Alp Energie für den Winter

hle

31.12.2024 - 04:30

Janik Riebli im Scheinwerferlicht
Janik Riebli im Scheinwerferlicht
Keystone

Die unkonventionelle Saisonvorbereitung von Janik Riebli zahlt sich aus. Der Älpler steht als Langläufer zum zweiten Mal auf dem Weltcup-Podest.

Keystone-SDA, hle

Endlich hat es geklappt mit der Bestätigung. Janik Riebli winkte am Samstag nach dem Sprint zum Auftakt der Tour de Ski als Dritter vom Podium. Ein Athlet, der in seiner Karriere nur einmal auf dem Podest steht, droht als Eintagsfliege abgestempelt zu werden. Nun ist diese Scharte nach knapp zwei Jahren ausgewetzt.

Der inzwischen 26-jährige Obwaldner war im Januar 2023 in Livigno auf einer nahezu flachen Sprint-Strecke und teils ohne die von der Tour de Ski noch ausgelaugte Konkurrenz schon einmal Dritter geworden. Seither ging es eher rückwärts. Vergangene Saison beim Abstecher nach Nordamerika schauten zwar noch die Plätze 6 und 4 heraus, aber insgesamt war der Winter nicht nach Wunsch verlaufen.

Mentales Loch

Riebli, ein Landwirt durch und durch, der mit 16 Jahren vom Kanton Obwalden phasenweise nach Davos zog, um sich im Sport zu verwirklichen, war in ein mentales Loch gefallen. Im Sommer 2023 hatte er so viel wie noch nie in den Langlaufsport investiert, fühlte sich im Herbst aber leer. «Das monotone Training als Profi hat mir zugesetzt. Ich habe mich nutzlos und unzufrieden gefühlt. Mir fehlte der Sommereinsatz auf der Alp», erzählte er im Vorfeld der Saison in Lenzerheide. «Nur Sportumfeld, nur Training und Regeneration – das ist mir zu langweilig.»

Im vergangenen Sommer holte Riebli deshalb nach, was er im Jahr zuvor unterlassen hatte. Fast einen Monat verbrachte er als Älpler auf der Jänzmatt oberhalb von Sörenberg nahe des Glaubenbielen-Passes. Endlich konnte er wieder seiner zweiten grossen Leidenschaft nachgehen.

«Das Leben als Älpler gibt mir brutal viel», betont er. «Das ist meine Work-Life-Balance. Wenn du etwas mit Leidenschaft machen kannst, dann gibt es dir Energie zurück. Wenn du im Kopf etwas hast, das dich ablenkt, dann gibt es dir Energie zurück.»

Neben melken, käsen oder Vieh hüten gehörten auch zwei Trainingseinheiten zum täglichen Arbeitsplan des Älplers. Bei Gewitterregen war Riebli auch mal mit dem Bagger bis nach Mitternacht im Einsatz. Gleichwohl hielt der nächste Tag 14 Arbeitsstunden plus einige Trainingseinheiten parat. Wie auch immer – Riebli ging immer freudig ans Werk. Eine Leidenschaft schafft auch Leiden – und gibt trotzdem Energie.

Von langer Hand war der Einsatz auf der Alp zunächst gar nicht geplant. Riebli war bereits ein paar Tage auf der Jänzmatt am Wirken, als am Samstag ein Mitarbeiter verunfallte. Für den Sportler war klar, dass er seinen Vater nicht sitzen lässt. Und bereits jetzt ist klar: Auch vor der Olympia-Saison wird Riebli junior auf die Alp ziehen.

Der Trainer ist einverstanden

Der Weg des Sportlers aus Giswil lässt wohl einige Trainer den Kopf schütteln. Sein Coach Eric Braten hingegen lege kein Veto ein, sagt Riebli und schiebt einen Spruch nach: «Vielleicht war er ja nicht einverstanden. Er hat in Englisch mit mir darüber gesprochen, und ich spreche ja gar nicht gut englisch.»

Der Trainer aus Norwegen erscheint wenig später in der Medienrunde und sagt auf «den Älpler» angesprochen, dass man sich stets das ganze Bild vor Augen führen müsse. «Wenn ich Valerio Grond die Woche Anfang September auf der Bündner Jagd verbiete, würde ihn dies sehr unglücklich machen. Genauso verhält es sich bei Janik. Ihm ist diese Zeit auf der Alp sehr wichtig. Es ist für ihn ein grosser mentaler Boost.»