Kommentar Urs Fischer: Für Basel nicht gut genug, in Berlin ein Held

Patrick Lämmle

28.5.2019

Urs Fischer hat sich in Berlin schon in seiner ersten Saison ein Denkmal gesetzt.
Urs Fischer hat sich in Berlin schon in seiner ersten Saison ein Denkmal gesetzt.
Bild: Keystone

Urs Fischer schafft in seiner ersten Saison als Trainer von Union Berlin den historischen Aufstieg in die Bundesliga. Den FC Basel musste er vor zwei Jahren als Double-Gewinner verlassen, weil er den Ansprüchen nicht genügte.

Die auf die Saison 2017/18 hin neu installierte Basler Führungscrew um Präsident Bernhard Burgener und Sportchef Marco Streller wollte nicht mit Urs Fischer planen. Dies teilten sie Mitte April 2017 mit, kurze Zeit später verabschiedete sich Fischer als Double-Gewinner vom Rheinknie. Die Meisterschaft gewann der FCB mit einem Punkterekord (inzwischen von YB gebrochen), und im Cupfinal bezwangen Fischer und Co. den FC Sion. Die Walliser hatten zuvor 13 von 13 Cupfinals gewonnen.

Fischer aber musste gehen. Man warf ihm vor, dass er die Spieler nicht weiterentwickle, kaum auf junge Spieler setze, wenig Spektakel böte, in der Champions League mutlos agiere und dann zu schönfärberischen Analysen tendiere. Er könne mit dem medialen Druck nicht umgehen, war zu hören. Vielleicht war er einfach auch ein Zürcher in Basel, was nicht passen sollte. Dass Fischer ein seriöser Arbeiter ist, der niemals einen Gegner unterschätzen würde, daran zweifelte niemand. Bloss war das zu wenig, um den Ansprüchen des zu dieser Zeit so erfolgsverwöhnten FC Basel zu genügen. Rückblickend muss man sagen: Nichts wäre für den FCB besser gewesen als die Stagnation auf hohem Niveau.

Fischer passt perfekt zu Union Berlin 

Was Fischer in Basel zum Verhängnis wurde, schätzt man in Berlin umso mehr. Der 53-jährige Zürcher gilt als äusserst bodenständig, strahlt grosse Ruhe aus und sucht nie das Rampenlicht. Seine Interviews liefern kaum Stoff für grosse Schlagzeilen, dafür sind seine Aussagen zu nüchtern. Doch genau das mögen sie in Berlin: Fischer stellt sich stets vor seine Spieler und vermeidet jegliche öffentliche Kritik.

Grischa Prömel, einer seiner Akteure, sagte dem «Tagesspiegel» vor Kurzem über seinen Trainer: «Er ist sehr ruhig, sehr klar in seinen Ansprachen. Damit fährt er gut, und wir können uns gut an ihm orientieren.» Und zur Spielweise: «Als Kollektiv verteidigen und dann über die Zweikämpfe ins Spiel zu finden, das ist die DNA von Union in diesem Jahr. Es ist immer unsere Vorgabe, so lange wie möglich die Null zu halten. Vorn treffen wir dann schon irgendwann.»

Ja, Fischer ist kein Glamour-Boy. Aber muss man das denn im schnelllebigen Fussballgeschäft sein? Am Ende zählt ja doch immer nur der Erfolg, selbst dann wenn die Vereine anderes predigen. Und wenn Fischer etwas ist, dann äusserst erfolgreich.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport