Nach Zidane-Rückkehr Holt Real Madrid im Sommer den nächsten Ronaldo?

Jan Arnet

11.3.2019

Florentino Perez (im Hintergrund) holte im Sommer 2009 Cristiano Ronaldo zu Real Madrid. Folgt zehn Jahre später der nächste Superstar?
Florentino Perez (im Hintergrund) holte im Sommer 2009 Cristiano Ronaldo zu Real Madrid. Folgt zehn Jahre später der nächste Superstar?
Bild: Getty

Zinédine Zidane ist wieder Trainer von Real Madrid. Erhält der Franzose im Sommer auch neue Superstars? «Bluewin» blickt auf die vergangenen 19 Jahre der Königlichen zurück und zeigt, dass Real-Präsident Florentino Perez stets dann richtig viel Geld ausgegeben hat, wenn das weisse Ballett keinen Titel holte.

Im Sommer 2000 wurde Florentino Perez erstmals Präsident von Real Madrid. Real hatte damals zwar gerade zum achten Mal in der Königsklasse triumphiert, in den nationalen Wettbewerben hinkte der Klub aus Spaniens Hauptstadt der Konkurrenz aber hinterher. Mit Perez, der sich zuvor als Unternehmer einen Namen machte, sollte die Dominanz des Rekordmeisters zurückkehren – so der Plan der Madrilenen.

Und Perez geizte bei seinem Amtsantritt nicht mit grossen Worten. Er versprach, jedes Jahr einen Superstar an Land zu ziehen – und liess Taten folgen. Sein erster Transfer sorgte gleich für grosse Aufregung: Luis Figo wechselte ausgerechnet von Erzrivale Barcelona zu Real – für die damalige Rekordsumme von 60 Millionen Euro. Es war der Beginn der «galaktischen Ära».

2000 bis 2003: Die Galaktischen

Perez' Handeln zeigte Wirkung: Real gewann gleich im ersten Jahr unter dem neuen Präsidenten den Meistertitel – zum ersten Mal nach einer vierjährigen Durststrecke. Trotz des Erfolgs hielt Perez sein Versprechen und zog im Sommer 2001 nach Figo den nächsten dicken Fisch an Land: Zinédine Zidane – für die neue Transferrekordsumme von 75 Millionen Euro. Zidane war es dann, der Real im Mai 2002 im Champions-League-Final mit einem Traumtor zum Titel schoss. 

Im Sommer 2002 fand auch Brasiliens WM-Held Ronaldo den Weg nach Madrid. Ein Jahr danach fand die Ära der Galaktischen mit dem Transfer von David Beckham ihren vorläufigen Höhepunkt.

2004 bis 2006: Die lange Durststrecke

2004 schloss Real Madrid erstmals in der Ära Perez eine Saison ohne grossen Titel (Champions League, Meisterschaft oder Pokal) ab. Das wollte der ehrgeizige Präsident nicht auf sich sitzen lassen und verpflichtete die nächsten Stars. Doch weder Michael Owen und Walter Samuel (kamen 2004), noch Robinho und Sergio Ramos (2005) konnten Perez' Titelhunger stillen. 

Drei Jahre ohne Titel – das grosse Real befand sich in der grössten sportlichen Krise seit fünfzig Jahren. Perez reagierte und trat 2006 als Präsident zurück.

2006 bis 2009: Drei Jahre ohne Perez

Perez war weg, doch Real investierte weiter fleissig in neue Stars. Ruud van Nistelrooy, Fabio Cannavaro, Marcelo, Gonzalo Higuain, Fernando Gago und Emerson kamen allesamt im Sommer 2006 oder etwas später und sorgten dafür, dass sich Real ein Jahr später endlich wieder spanischer Meister nennen durfte. 

Mit Wesley Sneijder, Arjen Robben und Pepe wurde das Team 2007 weiter verstärkt. 2008 kamen zudem Klaas-Jan Huntelaar, Rafael van der Vaart und Las Diarra. Drei Jahre nach dem Abgang von Florentino Perez lag im Team der Königlichen kaum ein Stein mehr auf dem anderen. Doch auch das «neue» Real konnte den grossen Traum der Fans – den Gewinn des zehnten Champions-League-Titels – nicht realisieren.

Arjen Robben, Gonzalo Higuain und Rafael Van der Vaart (von links): Ihre besten Jahre hatten die drei nicht bei Real Madrid.
Arjen Robben, Gonzalo Higuain und Rafael Van der Vaart (von links): Ihre besten Jahre hatten die drei nicht bei Real Madrid.
Bild: Keystone

Sommer 2009: Perez ist zurück

2009 war es wieder so weit: Real Madrid beendete eine Saison ohne «richtigen» Titel. Und Florentino Perez nutzte die Unruhe im Klub, um als Präsident zu kandidieren. Mit Erfolg. Perez war wieder da und beschenkte die Fans gleich in den ersten Wochen mit einer Handvoll neuer Superstars: Cristiano Ronaldo, Kaká, Karim Benzema, Raúl Albiol und Xabi Alonso. Für Ronaldo überwies Real 94 Millionen Euro nach Manchester – Rekord natürlich. 

CR7 – der zu dieser Zeit noch die Nummer 9 trug – konnte aber auch nicht verhindern, dass die Königlichen auch 2010 ohne Trophäe blieben. Weshalb Perez erneut tief in die Tasche griff und Mesut Özil sowie Ángel Di María an Land zog.

2013 und 2015 wieder ohne Titel

2011 gewann Real erstmals seit 1993 wieder die Copa del Rey. Und 2012 dann auch wieder die Meisterschaft. Die ganz grossen Transfers blieben in dieser Zeit aus. Der nächste Hammer folgte erst 2013, als Real mal wieder ohne Titel blieb: Gareth Bale kam für die damalige Rekordsumme von 101 Millionen Euro. Bis heute ist Bale der teuerste Real-Neuzugang.

Gareth Bale ist bis heute der teuerste Real-Neuzugang.
Gareth Bale ist bis heute der teuerste Real-Neuzugang.
Bild: Keystone

Der letzte «echte» Superstar, den die Madrilenen verpflichteten, heisst James Rodriguez. Der Kolumbianer kam nach einer starken WM 2014 für 75 Millionen aus Monaco. Dank den vier Champions-League-Titeln aus den letzten fünf Jahren hatte Real zuletzt kein Bedarf an neuen Top-Stars, obwohl die Königlichen zwischenzeitlich auch 2015 keinen Titel gewinnen konnten. 

Gibt's im Sommer wieder einen neuen Transfer-Rekord?

In dieser Saison wird Real Madrid aller Voraussicht nach wieder ohne grossen Titel bleiben – die gewonnene Klub-WM schliessen wir hier bewusst aus. In der Champions League ist das weisse Ballett genauso gescheitert wie in der Copa del Rey. Und in der Liga liegt Real auch schon zwölf Punkte hinter Leader Barça.

Auf dem Trainerposten hat Perez bereits reagiert und Santiago Solari, der erst vor wenigen Monaten das Amt von Julen Lopetegui übernahm, entlassen. Zinédine Zidane, der den Klub erst im letzten Sommer auf eigenen Wunsch verliess, soll Real wieder zum Erfolg führen. 



Erhält der Franzose im Sommer auch neue Stars? Eine Frage, die sich mit Blick in die Vergangenheit nur mit einem klaren Ja beantworten lässt. Denn Real hat stets dann am meisten Geld ausgegeben, wenn die vorherige Spielzeit misslungen war. Ronaldo, Bale, Kaka – sie alle kamen für Rekordsummen nach einer titellosen Saison.

Seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo hat Real einen neuen Superstar ohnehin bitter nötig. Eden Hazard, dessen Vertrag nächstes Jahr ausläuft, wäre wohl die logische und nicht allzu teure Lösung. Doch wer Florentino Perez kennt, weiss, dass er sich in einer solchen Situation nicht zu schade ist, für einen Kylian Mbappé oder einen Neymar auch einen neuen Rekordtransfer aufzustellen. 

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