3:0, 3:3, 4:3 – dies war die Torfolge des Achtelfinal-Hinspiels der Europa League zwischen den Young Boys und Bayer Leverkusen. Die Berner verspielten also eine 3:0-Führung – und siegten am Schluss dank dem zweiten Tor von Jordan Siebatcheu dennoch.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit benötigte Leverkusens tschechischer Internationaler Patrik Schick nur drei Minuten, um mit zwei Toren YBs vorzügliche Vorlage schon mehr als zur Hälfte zunichte zu machen. Mitte der zweiten Halbzeit überlobte der kurz vorher eingewechselte Moussa Diaby den Berner Goalie David von Ballmoos zum 3:3.
Das 4:3 bedeutet, dass die Young Boys im Rückspiel in Leverkusen am kommenden Donnerstag ein Unentschieden benötigen, um erstmals überhaupt eine K.o-Runde der Europa League zu überstehen. Die Chancen stehen besser als in einer üblichen K.o.-Runde. Denn in den leeren Stadien während der Pandemie fällt der Heimvorteil erwiesenermassen bedeutend weniger ins Gewicht.
Die Eindrücke der zweiten Halbzeit im Wankdorf verwischten die Eindrücke der ersten, in denen YB besser, viel besser aufgetreten war, als man es überhaupt hatte erwarten können. Nach dem Anschlusstor dagegen behielt die Mannschaft des niederländischen Trainer Peter Bosz die Oberhand. Die Young Boys blieben unter Druck und kamen eine Zeitlang nur mit Glück um weitere Verlusttore herum. Die komplette Änderung des Drehbuchs war zum Teil auf das Nachlassen der Berner zurückzuführen, zum grösseren Teil jedoch auf die frappante Steigerung des Gegners. Jetzt endlich spielte Bayer Leverkusen so, wie man es von einer Spitzenmannschaft der deutschen Meisterschaft hatte erwarten dürfen.
Siebatcheu sorgt für die Entscheidung
In den letzten Viertelstunde konnte YB wieder gute Gegenwehr bieten. Über die 90 Minuten gesehen, war es nicht unverdient, dass Siebatcheu nach 89 Minuten nach einem Pfostenschuss abstauben konnte. Sekunden vor dem Schlusspfiff hätte der eingewechselte Felix Mambimbi fast noch das 5:3 erzielt.
Wie viel anders als nach der Pause hatte es doch in den ersten 45 Minuten ausgesehen. Man sah fast nur die Berner spielen. Eine höhere Führung als das 3:0 mit den Toren von Christian Fassnacht und Jordan Siebatcheu – beide auf Corner von Michel Aebischer – sowie von Meschack Elia auf einen Konter kurz vor der Pause wäre ohne weiteres möglich gewesen. Diese eine Halbzeit durfte man aus Berner und Schweizer Sicht als perfekt bezeichnen.
Die Frage, ob die Abwesenheit des (auch für das Rückspiel) gesperrten Goalgetters Jean-Pierre Nsame für die Young Boys eine schwere Schwächung bedeuten würde, beantwortete Jordan Siebatcheu. Der zweite Stossstürmer der Berner verwertete mit dem Kopf einen Corner und war kurz vor Schluss auch mit dem Fuss zur Stelle. Kurz nach seinem 2:0 hätte der lange Franzose beinahe ein weiteres Mal getroffen, wäre sein Versuch nicht von einem Verteidiger abgeblockt worden. Siebatcheu hat in der Meisterschaft erst sechsmal von Anfang an gespielt. Dabei erzielte er acht Tore, einen Hattrick beim 4:1 in Zürich eingerechnet. Kurz: Er ist eine die wohl fast gleichwertige Alternative zu Nsame.
Telegramm:
Young Boys – Bayer Leverkusen 4:3 (3:0)
SR Lahoz (ESP). – Tore: 3. Fassnacht (Aebischer) 1:0. 19. Siebatcheu (Aebischer) 2:0. 44. Elia (Lefort) 3:0. 48. Schick (Frimpong) 1:3. 52. Schick 2:3. 68. Diaby (Wirtz) 3:3. 89. Siebatcheu 4:3.
Young Boys: Von Ballmoos; Hefti, Lustenberger, Zesiger, Lefort (74. Sulejmani); Fassnacht (80. Gaudino), Aebischer, Lauper (81. Rieder), Moumi Ngamaleu (57. Garcia); Elia (74. Mambimbi), Siebatcheu.
Bayer Leverkusen: Lomb; Frimpong, Tah, Dragovic, Sinkgraven; Demirbay; Amiri (46. Tapsoba), Wirtz; Schick; Bailey (65. Diaby), Gray.
Bemerkungen: Young Boys ohne Nsame, Camara (beide gesperrt), Martins, Sierro und Petignat (alle verletzt). Bayer Leverkusen ohne Bellarabi, Paulinho, Lars Bender, Baumgartlinger, Hradecky, Arias und Weiser (alle verletzt). Verwarnungen: 56. Lefort (Foul). 86. Sinkgraven (Foul).