Die Schweiz kommt im wegweisenden Spiel der EM-Qualifikation in Irland zu einem 1:1. Das Team von Vladimir Petkovic zeigt im 800. Länderspiel der SFV-Geschichte mehrheitlich enttäuschende Leistung.
Nach diesem Unentschieden bleibt es in der Gruppe D zwischen den EM-Anwärtern Schweiz, Dänemark und Irland bei der Pattsituation. Alle bisherigen drei Direktbegegnungen zwischen diesen Teams endeten unentschieden. Für die Schweiz bleibt die Situation deshalb heikel, weil sie schon im März gegen Dänemark in den letzten Minuten den Sieg aus der Hand gegeben hatte (3:3). Die beiden Partien im Oktober in Kopenhagen gegen Dänemark und in Genf gegen Irland werden entscheiden, ob die Schweiz einen der ersten beiden Plätze erreicht, welche ohne Umweg über die Barrage zur EM-Teilnahme berechtigen.
Zu viele Diskussionen neben dem Platz
Dem Ärger über den späten Ausgleich zum Trotz kann die Schweiz mit diesem Remis in Irland leben. Sie hat es gegen einen zwar limitierten Gegner, aber eben auch in einem atmosphärisch nicht einfachen Kontext erreicht. Dass die Prüfung in Dublin heikel war, hatte viel auch mit hausgemachtem Ungemach zu tun. Die Tage vor dem Spiel waren bei den Schweizern beherrscht von der Diskussion über die Absenz von Captain Stephan Lichtsteiner. Von der Kontroverse um den Verzicht von Xherdan Shaqiri. Es ging um neue Hierarchien und (fehlende?) Führungsspieler, um den Umbruch, der seit der WM eingeleitet, aber längst nicht abgeschlossen ist.
Es kam das Spiel im prächtigen, aber nicht ganz ausverkauften Aviva-Stadium, und es war so, dass die Nebengeräusche tatsächlich keinen positiven Einfluss auf die Schweizer Darbietung hatten. Die SFV-Auswahl Zeit fahrig und fehlerhaft auf. Das fing schon früh an: Manuel Akanji missrieten gleich die ersten vier Aktionen. Breel Embolo verstolperte zweimal aussichtsreiche Angriffe. Es fehlte dem Schweizer Spiel die Sicherheit und die Passgenauigkeit, welche dieses Team in den letzten Jahren ausgezeichnet hatten.
Schärs sehenswerter Treffer
Fast 75 Minuten lang brachten die Schweizer so keinen Schuss auf das gegnerische Tor zustande. Einmal versprang Embolo der Ball nach einer Flanke von Kevin Mbabu (7.). Dann wurde ein Schuss von Haris Seferovic aus halblinker Position von einem Iren geblockt (22.), und ein Freistoss von Granit Xhaka wurde von der Mauer knapp am Tor vorbei in Corner gelenkt (28.). Es fehlte dem Angriffsspiel Druck und Konsequenz. Nie war dies offensichtlicher, als in der 62. Minute, als Embolo sieben Meter vor dem Tor am Ball vorbei schlug und ausrutschte.
Die Minuten vergingen und man wartete noch immer auf die entscheidende Eingebung bei einem Schweizer. Shaqiri? Er fehlte. Embolo? Er enttäuschte, weil ihm offensichtlich der Rhythmus fehlte. Haris Seferovic? War ganz vorne isoliert. Der irische Riegel liess sich über die Seiten nicht knacken, weil die Flanken von Ricardo Rodriguez und Mbabu nie ans Ziel kamen. Und so war es der Innenverteidiger Fabian Schär, der in der 74. Minute die Initiative ergriff. Er leitete den Angriff ein, lief bis in den gegnerischen Strafraum weiter, bekam den Ball nach einer Kombination über Zakaria und Embolo wieder zurück und traf aus zwölf Metern flach in die rechte Ecke.
Der Wille der Iren
Dieser Angriff war fast das Einzige, das den Schweizern an diesem Abend in der Offensive gelingen wollte. Doch es schien zu genügen für den angestrebten und so wichtigen Auswärtssieg, der die Tür zur direkten EM-Qualifikation in der Gruppe D weit aufstossen würde. Schief gehen konnte jetzt kaum noch etwas. Zu harmlos waren die Iren im Sturm. Die Männer in Grün waren willig und aufsässig. Sie waren das harmlose Team, dessen Publikum schon für eine gelungene Aktion an der Mittellinie dankbar war.
Aber sie waren auch die Iren, die nie aufgeben. Sie versuchten das Tempo zu erhöhen, sobald sie in Rückstand geraten waren. Das reichte nicht, um in der Schweizer Abwehr Panik zu säen, aber es reichte für diese eine gute Flanke und diesen einen Kopfball von Stürmer David McGoldrick, ihrem besten Offensivspieler. Yann Sommer war beim präzisen Abschluss des Angreifers von Premier-League-Aufsteiger Sheffield United ohne Chance (85.). Es war im 17. Pflichtspiel seit Anfang 2017 erst das 13. Tor der Iren. Sie feierten deshalb Tor und Unentschieden wie einen Sieg.