«Wir können Dinge verändern» Demba Ba und der ewige Kampf gegen Rassismus

pat

9.12.2020

Eklat in Paris: Wurde der Basaksehir Co-Trainer von UEFA-Offiziellen beleidigt?

Eklat in Paris: Wurde der Basaksehir Co-Trainer von UEFA-Offiziellen beleidigt?

Noch ist nicht klar, was bei der Partie PSG – Basaksehir in der 15. Minute genau geschah. Offenbar soll der vierte Schiedsrichter aber eine rassistische Bermerkung in Richtung der türkischen Trainerbank gemacht haben. Das Spiel wurde unterbrochen.

08.12.2020

Nichts deutet am Dienstagabend darauf hin, dass Basaksehirs Demba Ba zum «Mann des Spiels» avancieren sollte. Dick eingehüllt sitzt der 35-jährige Senegalese in Paris auf der Ersatzbank, doch plötzlich steht er im Mittelpunkt.

Denn Demba Ba sorgt mit seinem lautstarken Protest gegen eine rassistische Äusserung des Vierten Offiziellen dafür, dass die beiden Mannschaften nach 23 Minuten geschlossen den Platz verlassen. Der Vorfall schlug hohe Wellen und dominierte am Mittwoch die Schlagzeilen der Sport-Ressorts. Die Partie wird übrigens am Mittwoch (18.55 Uhr live auf «blue Sport») mit einem neuen Schiedsrichtergespann fortgesetzt.

Demba Ba verschafft sich immer wieder Gehör

Der 35-jährige Ba hat in seinem Fussballerleben schon viel erlebt. Er war Nationalstürmer Senegals, spielte in der Premier League, der Bundesliga, in China und in Belgien. Inzwischen ist er in der Türkei bei Basaksehir angestellt. Ein absoluter Weltstar ist Ba nicht, doch für all seine Klubs hat er in 414 Pflichtspielen eindrückliche 186 Tore erzielt und 52 vorbereitet (Quelle: Transfermarkt). Auch in dieser Champions-League-Kampagne hat er schon zugeschlagen und bewiesen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.

Alleine auf Twitter hat Ba 1,3 Millionen Follower. Und wer sich auf seinem Profil umschaut, der merkt schnell, mit welchen Themen sich der Fussballer beschäftigt. Die «Black Lives Matter»-Bewegung ist eines dieser Themen. Er selbst war auf dem Fussballplatz auch schon Opfer einer rassistischen Verbalattacke. In China wurde er von einem Gegenspieler rassistisch angegangen – nachdem Ba und sein damaliger Verein aus Schanghai die Vorwürfe öffentlich machten, reagierte der Verband und sperrte den Spieler für sechs Spiele, zudem musste er eine hohe Geldstrafe bezahlen. Von einer Kehrtwende im Umgang mit dem Thema Rassismus im chinesischen Fussball war die Rede – und Ba hatte massgeblich dazu beigetragen.

Demba Ba: «Als Sportler haben wir eine Macht, die wir nicht einmal kennen. Wenn wir aufstehen, stehen die Menschen mit uns auf. Wir können Dinge verändern.»

Als Inter-Star Romelu Lukaku 2019 mit Affenlauten von den Rängen eingedeckt wurde und dies von einigen Fans lediglich als «Taktik zur Verunsicherung des Gegners» kleingeredet wurde, da reagierte Ba ebenfalls mit klaren Worten: «Das ist der Grund, warum ich nicht nach Italien gewechselt bin, als ich die Möglichkeit dazu hatte. Ich hoffe, dass alle dunkelhäutigen Spieler diese Liga verlassen.»

Auch als neulich ein Musikproduzent in Frankreich Opfer einer brutalen Polizei-Attacke wurde, nutzte Ba seine Reichweite, um auf das Geschehene aufmerksam zu machen: «Als jemand, der die Situation im Land von aussen erlebt, sehe ich keinen Ausweg aus diesen Problemen. Sorry für meinen Pessimismus. Aber trotzdem müssen wir weiter kämpfen, um die Dinge zu ändern.» Den Kampf hat er am Dienstagabend eindrücklich fortgesetzt.

Dass er als Profifussballer etwas bewirken kann, dessen ist er sich bewusst, wie eine Aussage aus der Vergangenheit belegt: «Als Sportler haben wir eine Macht, die wir nicht einmal kennen. Wenn wir aufstehen, stehen die Menschen mit uns auf. Wir können Dinge verändern.» Neben der «Black Lives Matter»-Bewegung ist es ihm auch ein Anliegen, sich für unterdrückte Muslime einzusetzen, insbesondere die Verfolgung der Uiguren in China prangerte er laustark an. Im Sommer sagte Ba der «BBC», dass er einen Solidaritätsprotest organisieren wolle. Doch die Ligen müssten ihre Erlaubnis geben, damit die protestierenden Spieler nicht bestraft würden.

Demba Ba hat auch Kritiker

So wichtig und bewundernswert sein Engagement im Kampf gegen Rassismus ist, Ba muss sich auch Vorwürfe gefallen lassen. So fragen sich viele: Warum spielt Ba ausgerechnet bei jenem Verein, der eng mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verbunden ist? Einem Präsidenten, der gegen Homosexuelle hetzt, die europäischen Regierungschefs als «Faschisten» beschimpft, Oppositionelle einsperren lässt und die Presse- und Meinungsfreiheit in seinem Land massiv einschränkt. In einem Interview mit «Le Parisien» sagte Ba Ende Oktober, dass er Erdogans Umgang mit Europa durchaus kritisch sehe, aber: «Wenn er ein Diktator wäre, würden wir jedes Jahr Meister werden. Ich bin nicht gegen ihn.»

Dass Ba am Dienstagabend ein starkes Zeichen gesetzt hat, da ist sich allerdings die grosse Mehrheit einig.

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