Robert Green Chelsea-Goalie Robert Green erklärt, warum sein Leben als 3. Torhüter traumhaft ist

jar

29.3.2019

Robert Green spielt bei Chelsea nur die dritte Geige, ist damit aber völlig zufrieden.
Robert Green spielt bei Chelsea nur die dritte Geige, ist damit aber völlig zufrieden.
Bild: Getty

Im Fussball gibt es wohl nichts Undankbareres als der dritte Goalie zu sein. Er ist immer und überall dabei, kommt aber nie zum Einsatz. Robert Green erlebt dies beim FC Chelsea. Er ist aber nicht frustriert, sondern lebt seinen Traum.

Gewiss, mit grossen Ambitionen und Hoffnungen auf einen Stammplatz wechselte Robert Green im letzten Sommer nicht zum FC Chelsea. Obwohl er in seiner Karriere schon einiges erlebt hat: 267 Premier-League-Spiele hat er bestritten, zwölfmal stand er für Englands Nationalmannschaft auf dem Platz.

Doch mit mittlerweile 39 Jahren ist Green im späten Winter seiner Karriere angekommen. Hinter dem jungen Spanier Kepa Arrizabalaga – dem teuersten Goalie aller Zeiten – und dem erfahrenen Argentinier Willy Caballero ist Green nur die Nummer 3. In dieser Saison, seiner wahrscheinlich letzten als Profi-Goalie, kam er noch nicht zum Einsatz. Ja nicht einmal aufs Matchblatt reichte es dem Oldie. Lediglich ein paar Testspiele durfte er absolvieren.

Für Green ist das aber nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: Er hat grosse Freude an seiner Arbeit, wie er dem englischen TV Sender «BBC» erzählt. «Es war von Anfang an klar, dass ich die dritte Wahl bin, falls die anderen beiden Goalies fit bleiben. Deshalb kann ich mich wirklich nicht beschweren», sagt er.

Der Keeper spielte in der Premier League zuvor für Norwich, West Ham und die Queens Park Rangers. Er wollte zum Ende seiner Karriere auch mal «das obere Ende der Liga erleben», sagt er. «Es ist das erste Mal für mich, dass ich nicht an die 40-Punkte-Marke, die normalerweise für den Klassenerhalt reicht, denken muss.» Es sei eine riesige Erfahrung für ihn, zu sehen, wie Top-Spieler wie Eden Hazard funktionieren.

Robert Green gefällt seine Arbeit als 3. Goalie beim FC Chelsea.
Robert Green gefällt seine Arbeit als 3. Goalie beim FC Chelsea.
Bild: Getty

Aber wie sieht genau ein Arbeitstag von Robert Green aus? «Vor den Spielen gibt es eine Menge taktische Arbeit. Daher versetze ich mich am Donnerstag und am Freitag häufiger in die Rolle des Gegners», sagt er. Green ist also mehr Co-Trainer als Ersatzgoalie, er hilft dem Team mit seiner Erfahrung auch, die Moral hoch zu halten.

An seine Grenzen kommt der Engländer dennoch: «Es ist immer noch hart, ich bin jeden Tag auf dem Trainingsplatz, es ist eine Sieben-Tage-Woche. Ich bin nicht mehr 21 Jahre alt, sondern 39 und werde gefordert. Es ist sehr anspruchsvoll.»

«Vor dem Match hole ich mir eine Tasse Tee»

Der grösste Unterschied zu seiner Zeit als «richtiger» Goalie komme am Tag eines Spiels. Denn Green ist im 25-Mann-Kader der Blues und reist zu jedem Spiel. Ob zuhause an der Stamford Bridge oder in der Europa League im weissrussischen Borissow, Green ist überall dabei.

«Ich gehe an alle Besprechungen, unterstütze die beiden anderen Goalies beim Aufwärmen und helfe überall, wo ich nur kann. Ich sammle die Bälle ein, stelle mich für die Torschüsse ins Tor und schlage Flanken rein», so Green. «Wenn die Spieler dann vor dem Anpfiff bereit sind, um auf den Platz zu gehen, ziehe ich mich um, hole mir eine Tasse Tee und setze mich auf die Tribüne.» Zurücklehnen und geniessen ist dann aber nicht angesagt. Von der Tribüne aus habe er nämlich eine andere Perspektive und könne den Trainern so bei der Analyse helfen.

«Man sieht von da Dinge, welche die Leute auf der Spielerbank nicht sehen können», sagt Green, der sich selber irgendwie auch als Mitarbeiter des Staffs sieht. «Ich bin schon lange in diesem Geschäft und weiss viel darüber. Wenn ich also eine Meinung habe und nichts sage, dann wäre das ja Verschwendung.»

Green ist noch bis Ende Saison bei Chelsea unter Vertrag.
Green ist noch bis Ende Saison bei Chelsea unter Vertrag.
Bild: Twitter

Aber fühlt man sich in dieser Rolle wirklich als Teil der Mannschaft des FC Chelsea? «Eigentlich bist du da wie jeder andere auch. Aber realistisch gesehen ist es nicht das Gleiche», ist Green ehrlich. Es sei nicht dieselbe Motivation wie als Stammspieler. «Am Ende der Woche gibt es nicht diesen Höhepunkt. Du bist enttäuscht, wenn das Team verliert und freust dich, wenn es gewinnt. Aber du bist nicht dafür verantwortlich. Du bist zwar Teil vom Ganzen, aber du bist nicht der Mann, der den Schuss des Gegners abwehrt.»

Die Zeit bei Chelsea sei trotzdem eine unglaubliche Erfahrung. Für ihn, aber auch für seinen Sohn. «Für ihn ist es unglaublich, dass sein Vater bei Chelsea ist», sagt er. «Ich glaube nicht, dass dies eine Zeit meiner Karriere ist, auf die ich eines Tages frustriert zurückblicken werde.»

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