Die Schweiz hat sich in der WM-Qualifikation in Nordirland einen (halben) Fehltritt geleistet. Nach einer vor allem offensiv schwachen Leistung reichte es nicht zu mehr als zu einem 0:0. Der Tiefpunkt: Haris Seferovic verschoss in der 33. Minute einen Foulpenalty.
Das 0:0 gegen Europameister Italien war am Sonntag wie ein gefühlter Sieg. Das gleiche Resultat in Belfast gegen die FIFA-Nummer 51 lässt indes enttäuschte Schweizer zurück. Die Mannschaft von Murat Yakin hat mit diesem Punktverlust in der Gruppe C den Vorteil gegenüber Italien verspielt. Nun haben die beiden Favoriten je vier Verlustpunkte, aber die Italiener haben - bei zwei Spielen mehr - nach ihrem 5:0 gegen Litauen das um acht Treffer bessere Torverhältnis.
Bis zum Rückspiel gegen Nordirland am 9. Oktober in Genf muss sich die Schweiz in der Offensive deutlich steigern. Sie hat nun in der WM-Qualifikation seit 268 Minuten kein Tor mehr erzielt. Der Start von Yakin bleibt damit zwiespältig. Gegen Italien überzeugte der defensive Stil. Gegen Nordirland war die Offensive gefragt - und diesmal konnte die Mannschaft in Abwesenheit von Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Breel Embolo die Vorgaben des Trainers nicht umsetzen.
Die Leistung der Schweizer enttäuschte angesichts des Niveaus des Gegners doch sehr. Denn die Nordiren sind keine spielstarke Mannschaft. Dafür sind zu viele ihrer Akteure in unteren englischen Ligen engagiert - weit weg von den grossen Bühnen von Premier League oder Europacup. Ihre Klubs heissen Millwall, Blackpool oder Sheffield Wednesday.
Viel Ballbesitz, kaum Abschlüsse
Das hinderte sie aber nicht daran, die Schweizer doch mehr in Bedrängnis zu bringen als diesen hatte lieb sein können. Das fing früh an: Schon nach acht Minuten unterlief Manuel Akanji ein Fehler, Nico Elvedi verlor gegen Shayne Lavery das Laufduell und Yann Sommer hatte Glück, dass der Schuss des Stürmers knapp an seinem linken Pfosten vorbeiflog.
Viele weitere gefährliche Szenen hatten die Nordiren in der Folge nicht mehr. Aber der Abend blieb für die Schweizer bis zum Ende ungemütlich. Diese hatten letztlich zwar knapp 70 Prozent Ballbesitz, machten aber nie den Eindruck, das Geschehen unter Kontrolle zu haben. Dafür unterliefen Akanji gerade vor der Pause zu vielen Fehler, reichte Fabian Frei den Mitspielern nicht mehr die ordnende Hand wie noch gegen Italien, und waren sie ganz allgemein in der gegnerischen Hälfte viel zu plan- und ideenlos.
Vier Penaltys in Folge verschossen
Und als die Schweizer nach etwas mehr als einer halben Stunde nach einem Stossen gegen Ruben Vargas zu einem grosszügig gepfiffenen Penalty kamen, waren sie nicht fähig, diese Vorlage zu verwerten. Haris Seferovic scheiterte mit seinem schwach geschossenen Versuch an Torhüter Bailey Peacock-Farrell. Es war der vierte vergebene Penalty in Folge der Schweizer (abgesehen von den Penaltyschiessen an der EM). Wenn dies keine Weltbestmarke ist, dann kommt die Serie einem Negativrekord zumindest nahe.
Yakin hatte die Viererreihe hinter Mittelstürmer Seferovic komplett ausgetauscht. Vargas, Denis Zakaria, Remo Freuler und Christian Fassnacht kamen für Steven Zuber, Renato Steffen, Djibril Sow und Michel Aebischer ins Team. Vom neuen Quartett fiel keiner mit einem kreativen Einfall auf, und so dauerte bis zur 40. Minute, bis die Schweiz aus dem Spiel heraus durch Akanji zum ersten Abschluss kam. Und als Vargas einen zweiten Schuss abgab, war schon fast eine Stunde gespielt.
Kurz darauf brachte Yakin Zuber und Steffen für Frei und Fassnacht. Er modifizierte das System von einem 4-1-4-1 zu einem 4-2-3-1, doch an Physiognomie und Optik des Spiels änderte sich wenig. Die Schweizer hatten meist den Ball, aber weiterhin zu wenig Druck in den Aktionen, um Peacock-Farrell in Nöte zu bringen. Und so bekam das Spiel das Resultat, das es irgendwie verdiente. Zum dritten Mal in den letzten vier Duellen trennten sich die Schweiz und Nordirland torlos.