Sportlich ist der Abstieg aus der Challenge League für den SC Kriens längst besiegelt. Trotzdem schöpfen die Innerschweizer nun neue Hoffnung auf den Verbleib in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse.
Der diesjährige Aufstiegskampf in der Challenge League ist an Spannung kaum zu überbieten. Auch fünf Runden vor Saisonende haben nach wie vor mehrere Mannschaften grosse Hoffnungen auf den Aufstieg in die Super League. Ganz anders sieht es aber am anderen Ende der Tabelle aus.
29 Punkte und mehr weist der SC Kriens als abgeschlagenes Schlusslicht der Liga auf den Rest der Konkurrenz auf. 2 Siege und 4 Remis stehen 25 Pleiten entgegen, auch das Torverhältnis von 20:79 spricht Bände. Kein Wunder, stehen die Innerschweizer bereits seit dem 27. Spieltag als vorzeitiger Absteiger in die Promotion League fest. Doch nun schöpft man beim SCK neue Hoffnung.
Kein Nachfolger für die Challenge League?
Grund dafür ist die Entscheidung der Lizenzkommission der Swiss Football League, keinem Anwärter aus der Promotion League die Aufstiegsberechtigung zu erteilen. Zumindest in erster Instanz. Die Verweigerung heisst für die vier betroffenen Klubs aber noch nicht, dass der Aufstieg in die Challenge League ausgeträumt ist. Bellinzona, Breitenrain Bern, Chiasso und Stade Nyonnais haben noch die Chance, entsprechende Mängel auszumerzen. Die Liga-Entscheide in zweiter Instanz werden am 20. Mai erwartet.
Was passiert aber, wenn keiner der vier Klubs bis dahin die Anforderungen für eine Challenge-League-Lizenz erfüllt? «Dann dürfte der SC Kriens in der Challenge League bleiben, wie im Reglement vorgesehen», klärt SFL-Mediensprecher Philippe Guggisberg auf Anfrage von blue Sport auf. Schliesslich hat der SCK die benötigte Lizenz bereits in erster Instanz erhalten – wie alle anderen 19 Vertreter der obersten beiden Schweizer Ligen.
Zudem macht Guggisberg klar, wieso es keinen Sinn macht, Kriens auch dann absteigen zu lassen, wenn kein Promotion-League-Vertreter nachrücken darf: «Es besteht kein Interesse, die Meisterschaft in der Challenge League mit 9 Mannschaften und in der Promotion League mit 17 Teams auszutragen.»
«Eine sehr spezielle Situation»
Und so kommt der sportlich abgestiegene SCK womöglich am grünen Tisch doch noch zum längst abgeschriebenen Ligaerhalt. «Eine sehr spezielle Situation», sagt auch Kriens-Präsident Werner Baumgartner im Gespräch mit blue Sport und gibt zu: «Obwohl wir dieses Szenario für möglich hielten, sind wir etwas überrascht worden. Eigentlich wäre ein Neuaufbau geplant.»
Ergibt sich nun die Chance, die Klasse zu halten, will man diese bei den Kriensern auch wahrnehmen. «Obwohl es eine grosse Herausforderung wäre. Beim Kader müssten wir nachlegen», macht Baumgartner klar.
Es wäre nicht das erste Mal, dass dem besiegelten Challenge-League-Absteiger neues Leben eingehaucht wird. Bestes Beispiel ist der FC Locarno. Eigentlich erwischt es die Tessiner 2009 als Tabellen-Vorletzter in der Endabrechnung. Weil aber sowohl Concordia Basel als auch dem FC La Chaux-de-Fonds die Lizenz für die neue Saison verweigert wird, jubelt Locarno am Ende doch über den Klassenerhalt.
Absteiger nicht gleich Absteiger
4 Jahre später fährt Locarno in 36 Liga-Partien bloss 5 Siege ein, der Abstieg als Tabellenletzter scheint besiegelt. Diesmal aber wird dem eigentlich Zweitplatzierten AC Bellinzona die Lizenz nicht erteilt, was gleichbedeutend mit dem Zwangsabstieg und dem neuerlichen «geschenkten» Ligaverbleib für Locarno ist. Eine Saison später kann man dann aber nicht mehr auf unverhoffte Unterstützung zählen. Mit erneut nur 5 Siegen in 36 Spielen steigt Locarno diesmal definitiv in die Promotion League ab.
Locarno ist aber nicht das einzige Exempel. 2015 ist der FC Biel der grosse Profiteur der Lizenzverweigerung der Liga an den Servette FC, der eigentlich von Tabellenrang zwei grüsst. Und 2017 erhält Le Mont keine Spielberechtigung für die neue Saison, was den FC Wil vor dem Abstieg bewahrt. Nun darf sich also der SC Kriens trotz desaströser Saison berechtigte Hoffnungen auf eine neue Chance machen. Denn in der Challenge League bedeutet Abstieg nicht gleich Abstieg.