Erdgeschichte Stunden nach Dinosaurier-auslöschendem Einschlag rekonstruiert

dpa

9.9.2019

Künstlerische Darstellung des Aufpralls.
Künstlerische Darstellung des Aufpralls.
Bild: Don Davis/NASA/dpa

Ein Asteroiden-Einschlag erschüttert vor 66 Millionen Jahren die Erde. Es ist der Auslöser des grossen Dino-Sterbens. Nun zeigen Forscher: Direkt nach dem Aufprall geht es Schlag auf Schlag.

«Es waren nicht mehr als 15 Minuten vergangen, seitdem das Rudel der T. rex vom ersten Lichtschock aufgeschreckt worden war. Nun waren sie alle tot, was auch für die meisten Dinosaurier galt, mit denen sie zusammengelebt hatten. Die früher üppigen Waldlandschaften und Flusstäler standen in Flammen.» So schildert der Saurierexperte Steve Brusatte Auswirkungen eines gewaltigen Asteroideneinschlags vor 66 Millionen Jahren auf eine Tausende Kilometer entfernte Region. Eine aktuelle Studie gibt nun Hinweise darauf, dass sich solche Ereignisse in den Stunden nach dem Aufprall des gewaltigen Asteroiden mit mehr als 10 Kilometer Durchmesser tatsächlich so abgespielt haben könnten.

Der Einschlag, der das Aussterben aller grossen Dinosaurier auslöste, könnte Tsunamis und Buschbrände hervorgerufen und gewaltige Mengen Schwefel freigesetzt haben. Diese Hypothese haben nun Forscher um Sean Gulick von der Universität Texas (USA) mit der Auswertung eines Bohrkerns aus dem Einschlagskrater untermauert, wie sie in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften («PNAS») schreiben.

Der untersuchte Kern stammt aus einem Abschnitt einer ringförmigen Hügelkette («peak ring») im Einschlagskrater. Der Abschnitt liegt unter Wasser vor der Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatan. An dieser Stelle bildete sich in den 24 Stunden nach dem Einschlag eine 130 Meter dicke Schicht von Ablagerungen, schreiben die Wissenschaftler. Sie bestehen aus verschiedenen Lagen.

Sean Gulick, Forschungsprofessor an der University of Texas at Austin Jackson School of Geosciences (r) und Hauptautor der Studie, mit Joanna Morgan, Professorin am Imperial College London. Sie stehen während der Forschungsexpedition des International Ocean Discovery Program an Bohrkernen aus dem versunkenen und vergrabenen Einschlagkrater.
Sean Gulick, Forschungsprofessor an der University of Texas at Austin Jackson School of Geosciences (r) und Hauptautor der Studie, mit Joanna Morgan, Professorin am Imperial College London. Sie stehen während der Forschungsexpedition des International Ocean Discovery Program an Bohrkernen aus dem versunkenen und vergrabenen Einschlagkrater.
Bild: The University of Texas at Austin Jackson School of Geosciences/dpa

Ein vom Einschlag ausgehender Tsunami kam den Forschern zufolge durch Reflexionen an Küsten wieder zurück. Er lagerte unter anderem Holzkohle in dem Krater ab. Die Kohle deutet das Team um Gulick als Hinweis auf Buschbrände, die vom Einschlag ausgelöst wurden. Der Tsunami könnte Meerwasser bis weit ins Innere der umliegenden Kontinente gebracht haben, beim Zurücklaufen des Wassers ins Meer könnten verkohlte Pflanzenreste mitgerissen worden sein.

Zudem fanden die Forscher Hinweise darauf, dass es schwefelhaltige Aerosole waren, die nach dem Asteroideneinschlag das Weltklima veränderten. Wie man es auch von Vulkanausbrüchen kennt, schirmen die schwefelhaltigen Aerosole das Sonnenlicht teilweise ab. In der Folge kann sich die Fotosynthese der Pflanzen verringern und Nahrungsketten können zusammenbrechen. Damals könnte dies dazu geführt haben, dass etwa 75 Prozent allen Lebens zugrunde ging.

«Der einzige Weg zu einem globalen Massensterben wie diesem ist ein atmosphärischer Effekt», wird Gulick in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Er und seine Mitstreiter untersuchten den Anteil an schwefelhaltigen Gesteinen im Bohrkern. Er lag unter einem Prozent, obwohl das Grundgestein 30 bis 50 Prozent davon enthält. Die Forscher werten dies als Hinweis darauf, dass Schwefelverbindungen, etwa durch Verdampfen, in grossen Mengen in die Atmosphäre gelangt waren.

Die Bohrplattform Liftboat Myrtle, auf der die IODP-ICDP-Expedition zur Bohrung in den Gipfelring des Chicxulub-Einschlagskraters stattfand.
Die Bohrplattform Liftboat Myrtle, auf der die IODP-ICDP-Expedition zur Bohrung in den Gipfelring des Chicxulub-Einschlagskraters stattfand.
Bild: Jackson School of Geosciences, The University of Texas at Austin/dpa

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